Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
in seinen Kopf einzudringen. Vulcan nahm die Hilfe schweigend hin und beobachtete seinen Gastgeber nicht einmal sonderlich nervös.
Im Kühlschrank war noch Milch. Nathan, jetzt nicht mehr im Talar sondern ebenfalls in schwarzen Trainingshosen, Turnschuhen und ebenso schwarzem T-Shirt, nahm sie heraus und setzte sich zu Cat an den Tresen Vulcan gegenüber. Seine Arme waren nicht mehr verbunden, obwohl längst nicht alle Kratzer verheilt waren. Beim Duschen waren die Wickel nur hinderlich und er hatte Tiponi ja deutlich machen wollen, dass sie für ihn nicht nötig waren. Es war seine gerechte Strafe dafür, ausfallend geworden zu sein. Mit dieser stoischen Ruhe, die ihm zu eigen war, goss er Milch in den fertigen Kaffee und bedankte sich dafür, dass Cat diesen bereit gestellt hatte.
Dann griff er nach dem Zuckerstreuer und gab eine ordentliche Menge zu Milch und Kaffee dazu. Wohl beobachtet unter den Augen einer nervösen Cat und ihrem Bruder, an dem nur sein kleines Nervenzucken im Gesicht verriet, dass auch er angespannt sein könnte.
Nathan hatte ihn nicht ein einziges Mal mitleidig angesehen und würde es auch nicht tun. Der Junge hatte die Verletzung selbst riskiert und durch seine unüberlegte Aktion in Kauf genommen. Weisheit und Erfahrung kam mit dem Alter oder durch eine harte Schule. Vulcan hatte denselben Ausdruck in den Augen, den Cat manchmal hatte, wenn sie ihre Vergangenheit einholte und besondere Vorsicht geboten war. Sie waren einander so ähnlich. Nathan hätte sich für beide gern eine andere Art von Kindheit gewünscht. Der Spruch Was einen nicht umbringt, macht einen härter war in seinen Augen das Grausamste, was man in einem Anflug von Galgenhumor sagen konnte. Von ihm hatte noch nie jemand diese Worte gehört und er würde sie niemals sagen.
„Ich trinke lieber Tee, wenn es so spät ist. Mit diesen Lattes und Macchiatos kann ich mich genauso wenig anfreunden wie mit Computern.“, erklärte er ganz unverfänglich seine Vorliebe und rührte ebenfalls so lange in seinem Becher herum, bis sich der zuckrige Untergrund aufgelöst hatte.
„Deine Schwester hatte hier Einiges zu entstauben.“ Nathan lächelte feinsinnig und nahm ganz entspannt einen Schluck. Vulcan brauchte nicht mit Blicken eingeschüchtert zu werden. Er hatte bereits am eigenen Leib erfahren, was Nathan ausmachte und was er war. Das war beängstigend genug. Manchmal sogar für den Krieger selbst.
„Es hat mir nicht geschadet. - Im Gegenteil. Ich bin froh, dass sie mich gefunden hat.“
Es war so. Nicht Nathan hatte nach ihr gesucht, sondern Cat hatte ihn gefunden. Zufällig zwar, da sie ihn eigentlich in Gefahr gedacht und trotz ihrer Verletzungen hatte retten wollen, aber definitiv ein Tag, den er nicht vergessen würde. Aber diese Geschichte würde noch ein wenig warten müssen, bis sie erzählt wurde. Zuerst mussten die wesentlichen Dinge geklärt werden. Cat hatte Angst vor der Wahrheit, also würde er ihr nachhelfen.
„Du musst ein wenig Geduld mit ihr haben, Vulcan. Dich nach so langer Zeit lebend wiederzusehen, ist schon ein kleiner Schock. Catalina wusste nicht, ob du noch unter uns weilst oder längst bei einem Auftrag deines Vaters umgekommen bist. Sie hat immer an dich gedacht und sich sehr gewünscht, dich wiederzusehen, aber du weißt ganz genau, wie aussichtslos diese Art von Hoffnung war, denn als Breed oder Immaculate nach Rumänien einzureisen und nach dir zu suchen, wäre glatter Selbstmord. Sogar für einen Krieger. Es ist schon ziemlich überfordernd, dich hier zu haben. In der Küche eines Vampirs, von dem du eigentlich dachtest, er würde dich gleich an Ort und Stelle in einem riesigen Topf über offenem Feuer kochen oder an der Leiste für die Küchenutensilien aufhängen und ausbluten lassen.“
Damit verriet er Vulcan nicht, welche Angst Cat wirklich quälte und wie viele Vorwürfe sie sich seit der Nacht des Angriffs gemacht hatte. Er würde ihre Schwächen nicht preis geben. Dafür war er nicht hier. Nathan würde die beiden nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben und sich zurückziehen, sobald es zu persönlich wurde und die beiden Geschwister Zeit für sich brauchten.
„Ich hoffe, das Zimmer gefällt dir. Wir können dir natürlich auch jederzeit ein anderes zuweisen, wenn es dir zu unbequem sein sollte oder nicht deinem Geschmack entspricht. Wir haben gerade eine neue Matratze gekauft. Meine Tochter hat sich darüber beschwert, dass die alte zu weich gewesen ist. Catalina
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