Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
zerfetzte. Allerdings war das Gitter des großen Käfigs so konzipiert, das es zu keinerlei Verletzungen kommen würde. LeRoi hatte vor dem Termin mit Awendela einige Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, da er genau wusste, dass ihre Begleitung nicht die Art von Schoßhündchen war, das brav in einer Ecke sitzen blieb, wenn es seinem Frauchen sprichwörtlich an den Kragen ging. Schließlich arbeitete LeRoi nicht mit den Samthandschuhen, die durchaus seinem ausgefallen, opulenten Geschmack in der Einrichtung entsprochen hätten.
Also war in einem der Räume, in denen er seine Kunst betrieb, ein Stahlkäfig aufgebaut worden, in dem Ash in so ziemlich jedem Zustand fünfmal Platz gefunden hätte. Es war zudem ziemlich gemütlich für den Tiger eingerichtet worden. Einfach nur eine Decke auf den nackten Marmorboden zu legen, wäre dem Sonnenkönig niemals eingefallen. Somit bekam der Krieger mit den formwandlerischen Fähigkeiten genau das gleiche Maß an Bequemlichkeit wie seine Frau. Wenn nicht sogar mehr. Wendy würde schließlich die ganze Nacht bäuchlings auf einer Liege verbringen. Ash dagegen stand, abgesehen von den Gittern um ihn herum, ein großes, schwarzes Ledersofa zur Verfügung, auf dem auch der Tiger genug Platz hatte, um seine Krallen zu wetzen.
„Tut mir wirklich leid, mein Hübscher. So gern ich auch mit dir spielen würde, die Siegfried-und-Roy-Nummer muss warten, bis ich mit deiner Frau fertig bin.“
LeRoi wandte sich einem runden Tisch zu, auf dem neben kaltgestelltem Schampus ein abgedeckter Teller stand. Unter der silbernen Haube befanden sich einige, rohe und sehr saftige Steaks. Er hob den Deckel ab und nahm eines der dicken Fleischstücke zwischen Daumen und Zeigefinger auf, um es dem Kätzchen zu präsentieren.
„Damit sich die Mühe hier auch lohnt.“, bemerkte LeRoi großzügig, bevor er dem wilden Tier eine Scheibe anreichte, die sofort instinktgetrieben verschlungen wurde.
„Und gleich noch eine, Baby.“ Diesmal warf LeRoi das Fleisch hinein. Er wollte den Tiger danach schnappen sehen. Je mehr abwechslungsreiche Bewegungen er zu sehen bekam, desto besser würde das letztendliche Ergebnis des Tattoos werden. Zwar hatte ihm Wendy vor ihrem Termin Bilder zur Verfügung gestellt, aber das war nicht vergleichbar mit dem Live-Erlebnis hinter Gittern.
„Ich will ihn auf meinem gesamten Rücken. Als wäre er auf der Jagd und bereit, jeden anzugreifen, der es wagt, sich mir zu nähern.“
Wendy trat neben ihn und lehnte sich in lasziver Geste an den Käfig, um die wilden Blicke des pirschenden Tigers mit höchster Bewunderung und voller Liebe und Begehren zu erwidern. Ihr würde nichts passieren. Der Tiger würde sie immer beschützen. Genau wie Ash es tat.
„Jeder soll wissen, zu wem ich gehöre. Ich möchte zusätzlich seinen Namen auf dem linken Handgelenk. Das Datum unserer Verbindung wäre auch nicht schlecht. – Das überlasse ich letztendlich dir als Künstler. Ich bin für alles offen. – Aber es muss perfekt werden. Perfekter als perfekt.“
Schließlich galt es hundert Jahre mit verpassten Liebeserklärungen aufzuholen und sein Bild auf ihrer Haut würde in der Größe hoffentlich genau das sagen, zu dem ihr manchmal im Gegensatz zu Ash einfach sprachlos vor Glück die passenden Worte fehlten.
Ein leicht verklärter Ausdruck trat auf ihr hübsches Gesicht und LeRoi fuhr sich nachdenklich über die lässige Gelfrisur, während er weiterhin überlegte, wie sich dieses Projekt am besten umsetzen ließ.
Normalerweise brauchte es eine gewisse Vorlaufzeit und einen Entwurf, den man dem Paar präsentierte, bevor man sich an die Arbeit machte. Da Wendy allerdings von Orsen gehört hatte, wie gut LeRoi sich darauf verstand, sich einfach und flexibel mit einem Stift direkt auf dem Körper statt einer Vorlage auszutoben, wollte sie die Sache direkt in einer Nacht hinter sich bringen.
Kein Problem für ihn. Unter Zeitdruck arbeitete er am besten und Wendy wusste schließlich, worauf sie sich einließ. Sie war nicht zum ersten Mal hier. Das erste Tiger-Tattoo in ihrem Nacken hatte er ebenfalls gestochen.
Das Tier im Käfig stieß ein ohrenbetäubendes Brüllen aus und die Rückverwandlung begann. Es war nicht nötig, Ash noch länger zu quälen oder auf die Folter zu spannen. LeRoi ging an ein Regal, in dem noch mehr dieser schwarzen Satinmäntel lagen und warf es dem Krieger zu, sobald er sich orientiert hatte.
„Mit besten Grüßen von D&G, mein Freund. –Die Sitzung kann
Weitere Kostenlose Bücher