Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
durchaus an die Grenzen stoßen, bei Schikanen allerdings kannte sein Horizont so schnell keine.
„Ich kann sie selbst danach fragen, Wolfe. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.“
Das war ein schwacher Trost und eine Lüge, wenn man bedachte, dass Romy doch welche hatte und Chryses ihr diese aufgrund seines Versprechens ließ. Man musste nicht alles voneinander wissen. Sie waren im Vergleich zur bevorstehenden Ewigkeit erst kurz zusammen und in dieser Zeit hatte er ihr mehrfach mit seinem Verhalten und seinen Herausforderungen vor den Kopf gestoßen. Allerdings war er entschlossen genug, Brocks Schadenfreude und der gekränkte Versuch, zwischen ihm und Romy einen Streit zu provozieren, der sie dann direkt in die Arme des Bullen aus Reno treiben würde, nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
Warum zum Teufel war Romy nicht viel früher ehrlich zum ihm gewesen?! , dachte Brock aufgebracht . Was hatte sie denn erwartet, wie er reagieren würde?
Gut, er mochte wie ein Obermacho rüberkommen, aber zumindest nach einigen Monaten hatte sie ihn doch gut genug gekannt, dass er diese Sache niemals vorwerfen würde. Er war nur ausgerastet, weil sie ihn so lange hinters Licht geführt hatte. Was hatte sie denn erwartet, wie er das aufnehmen sollte? Er war sich wie ein Vergewaltiger vorgekommen. Zum zweiten Mal. Er nahm doch keine Frauen gegen ihren Willen.
Von wegen keine gute Lügnerin. In dem Fall hatte sie ihn nach Strich und Faden verarscht. Und irgendwie ahnte er, dass sie heute gesund war. Die paar Schwingungen, die er von ihr aufgefangen hatte, waren mehr als eindeutig. Und den Blutsauger hier konnte man sicher auch nicht so leicht hinters Licht führen.
Brock hätte seinen Frust hinausschreien können, dass ein anderer seine Hände auf Romy legte, obwohl er ja damit gerechnet hatte, dass sie jemand anderen hatte. Sie war wie die Venusfliegenfalle, die Kerle reihenweise um den Verstand brachte, obwohl sie es nicht mal darauf anlegte. Und dann wurden sie gefressen. Anscheinend im wahrsten Sinne des Wortes.
° ° °
In der Detektei bestürmte Nico sofort eine wilde Mischung von Düften, deren Kombination eigentlich unmöglich schien. Pfirsich und Muskat konnte sie eindeutig zuordnen, doch der andere Duft… Wozu sollte sie Nähzeug mitbringen, wenn es sich dabei um einen anderen Immaculate handelte? Und Rebeka duftete nach Kirschen, um sie ging es also nicht. Zögernd ging Nico den Gang zwischen den Glasbausteinwänden entlang und der fremde Geruch wurde stärker. Einer der Schreibtische stand etwas schief, als hätte ihn jemand verschoben und auf dem Boden entdeckte sie Blutflecken. Nico schreckte zusammen, als sie mit den nackten Zehen gegen etwas kaltes Metallisches stieß, das sich als Waffe herausstellte, die sie vom Boden aufhob. Die gehörte weder Romy noch ihrem Krieger, es war ein völlig anderes Kaliber.
Sie ging auf die Tür zu, die nach oben zu den Wohnräumen führte und lief geschwind die Treppen nach oben, wo sie in Richtung Bad ging, in dem Romy stand und ihr Gesicht mit kaltem Wasser bespritzte. Als sie sich aufrichtete trafen ihre Blicke aufeinander und Nico entging nicht, dass sich auf ihrem hellen Shirt ein paar Blutflecken befanden, die genau so rochen wie die unten in der Detektei.
„Nico! Gut, dass du da bist!“, seufzte Romy erleichtert und nahm eine Schüssel, ein paar kleine Handtücher und Verbandsmaterial auf, nachdem sie ihre Haare schnell mit einem Gummi im Nacken zusammen gebunden hatte.
„Komm, er liegt in Bekkys Zimmer… Es war… ein Missverständnis. Inspector Brock Wolfe ist ein alter… Freund aus Reno. Ich hätte ihn besser nicht während des Vollmondes hierher bringen sollen. Du wirst ihm doch helfen?“
Nico blinzelte überrascht, nickte jedoch nur dazu. Irgendwie kamen ihr Romys Worte etwas merkwürdig vor. Vielleicht lag ihr Verhalten tatsächlich nur an den Auswirkungen der Affectio. Hatte Rys den Polizisten aus blinder Eifersucht heraus angegriffen?
Aber Romy würde sich doch nie dazu hinreißen lassen, mit einem anderen Mann zu flirten, sie war überhaupt nicht der Typ dazu. Hatte schon ein harmloses Treffen zwischen den beiden ausgereicht, Rys' Geduld zu sprengen?
Nico ließ den Kopf hängen, weil der Krieger damit nur bewiesen hatte, dass ihre Verbindung mehr als besiegelt war. Sie glaubte nicht, dass Damon an seiner Stelle ähnlich gehandelt hätte. Beinahe hätte sie bitter aufgelacht, da sich dazu ja ein anderer Mann für sie hätte interessieren müssen
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