Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
bezeichnen konnte, wenn man von seinem Vater absah, den sie noch nicht sehr gut kannte. Aber es freute und erleichterte ihn, dass Romy ihm mit der so ausgesprochenen Einladung ein Zeichen der Vergebung übermittelt hatte. Er konnte sie für ihren Großmut nur bewundern.
Ron sah hinauf in den schiefergrauen Himmel, wo die Wolken gerade dabei waren, sich nach einem weiteren energischen Regenguss aufzulösen. Die Sonne würde bald untergehen und der Mond würde voll am Himmel stehen, um die Zeremonie mit seinen Strahlen zu segnen. Nicht sehr viele Paare schlossen den Bund beim höchsten Stand des Mondes, weil das große Selbstbeherrschung erforderte, sich beim Bluttausch zurück zu halten.
Sein Blick senkte sich wieder auf den silbergrauen Grabstein aus Marmor mit der blutig roten Inschrift… Malakai Harpia… Geboren 1115… gestorben 1985… Warrior von 1174 bis 1517 . Er war unglaublich jung gewesen, als er zum Krieger berufen worden war. Theron dachte manchmal, dass er zu jung dafür gewesen war.
Ein beinahe trauriges Lächeln stahl sich auf seinen Mund, da Malakai dasselbe über ihn gedacht hatte. Therons über dem Mantel der Kriegeruniform miteinander verschränkte Hände, verstärkten ihren Griff, als er an seine Einführungszeremonie im zarten Alter von 15 dachte. Für gewöhnliche Menschen mochte das reif genug erscheinen, aber da Vampire erst mit 25 körperlich reif wurden, konnte man mit Fug und Recht behaupten, dass er damals noch ein kleiner Junge gewesen war. Die Berufung, die spätere Riege eines Tages anzuführen, hatte ihn sehr früh ereilt. Es ging um die mentalen Kräfte, die er beinahe schon in der Wiege entwickelt hatte, was kein Wunder war, wenn man bedachte, dass beide Eltern in diesem Punkt auch sehr mächtig waren und er ein direkter Nachkomme von Godh und des Orakels war.
Sein Onkel hatte ihn durch die Prüfungen hindurch begleitet. Er verstand genau, welcher Druck auf ihm lastete. Er begann sein Training außerordentlich früh, während sein kleiner Bruder eine sorglose Kindheit verbrachte. Zehn Jahre waren kein großer Unterschied zwischen zwei Brüdern, doch seine Berufung entfernte ihn von Chryses, den er nur alle paar Monate zu Gesicht bekam, wenn er sein Zuhause besuchte. Das Training fand natürlich im Castle statt und nicht im elterlichen Zuhause.
Er erinnerte sich noch gut an den Sommertag, an dem sein Bruder mit einem hölzernen Schwert in der Hand, unsichtbare Gegner in ihrem Garten gejagt hatte. Er wollte so werden wie sein großer Bruder, ein Krieger. Seine Berufung kam allerdings erst nach der Bluttaufe. Theron war innerlich zerrissen gewesen, ob er darüber Freude oder doch lieber Trauer empfinden sollte. Er hatte wenigstens die Gewissheit, dass der Bloodrite des Übergangs noch einige Jahrzehnte in der Zukunft lag. Zeit genug, noch ein paar Jahre ein einigermaßen normales Leben zu führen, jedenfalls für Rys.
Theron ließ zum ersten Mal zu, dass Tränen der Trauer sein Gesicht benetzten. Es war immer noch ein überwältigend schmerzlicher Verlust, sich seiner Schuld zu stellen. Seine Gefühle hatten damals seinen Verstand überstimmt. Er hatte nicht mehr wie der Anführer gehandelt sondern wie der liebende Neffe und Freund, der Malakais Leiden nicht länger zusehen konnte. Den Fehler wollte er nie wieder begehen, also hatte er jegliche menschliche Regung unterdrückt, bis der Panzer um sein Herz beinahe unüberwindbar geworden war.
Und dann war jemand in sein Leben getreten, der ihn mit seinen Fäusten zerschlagen hatte. Tiponi hatte den heutigen Tag mit den anderen Frauen verbracht, die Romy bei den Vorbereitungen für die Zeremonie halfen. Sie waren gemeinsam aus Alaska angereist mit Rowtag und ihrem Wurf im Gepäck, so dass sie ein Flugzeug hatten chartern müssen.
Er hatte sich schon mit dem Orakel über die neuen Fähigkeiten seiner Soulmate unterhalten, die allerdings geraten hatte, sich vorerst um seine privaten Angelegenheiten zu kümmern. Im Castle würde Tiponi nichts zustoßen und die Frage, ob sie ebenfalls in die Kriegerriege bestimmt war, konnte nur eine Person beantworten. Theron konnte es immer noch nicht fassen, dass Tiponi ihm zur Gefährtin bestimmt war, aber es gab keinen Zweifel, nachdem ihr Blut in seinem Kreislauf zirkulierte. Nichts und niemand konnte sich mehr zwischen sie stellen, er hatte schließlich seine Lehre aus dem Unglück um Malakai gezogen. Die eingekehrte Stille in ihm war irgendwie verblüffend. Eine solche Ruhe hatte er schon lange
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