Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Oberkörper entblößt hatte. Der Chinese führte die heiße Nadel mit geübter Schreiberhand. Kein Zögern, kein zu frühes Absetzen und damit unschöne, knubbelige Narben in den Buchstaben anrichtend. Damit hatte er auch den Schmerz für Chryses in Grenzen gehalten, obwohl so ein Branding ganz gewiss zur höheren Kategorie der Folter gehörte. Immerhin waren es sechs Lettern auf seiner Brust und nicht nur ein schneller Stempel, der direkt aus dem Feuer auf seine nackte Haut kam.
Natürlich hatte Rys beim Brennen und der anschließenden Behandlung mit der Salbe, die die vorzeitige Heilung verhinderte, kaum mit der Wimper gezuckt. Es war eine ehrenhafte Angelegenheit, mit der man die Liebe und die Treue zu seiner Soulmate bewies. Ein echter Mann brach dabei weder in Schweiß noch in Tränen aus. Wobei sich das Schwitzen in der Nähe des Feuers und dem in Wallung geratenen Blut nicht vermeiden ließ.
Anders als Ash, der sich noch im Zaum hatte halten können, zog Rys beim Anblick der blutverschmierten, köstlichen Lippen Romy sofort in seine Arme, um sie zu küssen und ebenso atemlos zu machen, wie er es bereits war.
Ein Raunen ging durch die Gesellschaft der Hochzeitsgäste, weil er die Zeremonie noch nicht einmal bis zum Ende abwarten konnte und der eben gesprochene Segen noch mit dem magischen Band besiegelt werden musste. Die anderen Krieger dagegen blieben unbewegt. So war das eben, wenn man sein Gegenüber mit allem, was einen ausmachte, liebte und begehrte.
Wenn sie allein gewesen wären, hätte Rys sie auf der Stelle genommen. Ihr sirenengleicher Anblick, das Feuer in ihren Augen, das wissende, geheimnisvolle Lächeln auf ihrem Mund, all das machte ihn schier wahnsinnig vor Verlangen. Der aufgegangene Vollmond tat sein Übriges und er würde nicht zögern, die wenigen Minuten, die sie gleich nach der Zeremonie für sich hatten, sinnvoll zu nutzen.
Dann kamen sie beide eben wieder einmal später. Die Gäste würden es verzeihen. Rys war, anders als sein pflichtbewusster Bruder schon immer impulsiver und gefühlsbetonter gewesen. Nicht unbedingt immer positiv aber heute ganz bestimmt. Romy sollte wissen und fühlen, wie sehr er sie liebte. Sowohl ihren wohlgeformten Musenkörper als auch das, was ihr inneres Wesen ausmachte.
Für ihn war sie perfekt von der kringeligsten Locke ihrer aufgesteckten Haare bis zu ihren hübschen, kleinen Zehen. Die wunderbarste Frau, für die er dem Schicksal, trotz aller Skepsis am Anfang, unglaublich dankbar war. Eine, die er niemals mit irgendwem teilen würde.
Und sei er auch noch so sehr ein alter Freund aus Reno.
Brock hatte der Anblick des Paares gefallen, das kaum die Finger voneinander lassen konnte, obwohl die Zeremonie noch gar nicht richtig zu Ende war. Es kamen noch ein paar Feuertricks, die zum Glück nicht schmerzhaft oder zerstörerisch gewesen waren. Es wäre zu schade um das Kleid gewesen. Er hätte in Romy niemals diese urweibliche Seite vermutet und wenn Harper-Boy sie in ihr zum Klingen brachte, dann musste der Typ doch was richtig machen.
Nico hatte ihm erklärt, dass die beiden nach der Zeremonie sich kurz in einen Nebenraum zurückziehen würden, damit der Bräutigam sich wieder anziehen konnte. (Brock konnte dessen austrainierte Formen durchaus anerkennen, die wie gemeißelt aussahen, aber er selbst hatte ja nun Gelegenheit, seinen Body ebenfalls zu perfektionieren, dann konnte ja dann mal Vergleiche ziehen. Mal gucken, wer das nächste Mal auf der Matte landen würde.)
Die Gäste waren ja schon in ihrem besten Ausgehstaat, überall glitzerte es von kostbaren Steinchen, die konnten gleich zum Festsaal marschieren und sich an den Erfrischungen gütlich tun. Die Krieger blieben ebenfalls in der Montur, die ja eigentlich recht schick war und nicht so unpraktisch wie sein Tarzan-Lendenschurz. Brock hätte sich schlichtweg geweigert, in Unterhosen auf einer Party zu erscheinen. Man könnte ihn als Beilage verwechseln und ein Brötchen damit füllen wollen, da er ja auch noch so gut eingeölt worden war. Die hübschen Vampir-Grazien hatten ihren Spaß daran gehabt, aber in Anwesenheit der anderen Wölfe war das nicht mehr allzu peinlich gewesen.
Er sah Nico nach, wie sie ihren Freundinnen voran wuselte, da sie sich noch umziehen mussten. Diese Kaftane waren sicher nicht zum Feiern geeignet, darunter musste man schwitzen wie blöd, es sei denn, die Damen trugen nicht viel darunter. Brock verbarg ein breites Grinsen hinter einem Räuspern und folgte den anderen
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