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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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abzuwaschen oder pünktlich zur Schule zu gehen. Aber jetzt nicht mehr.
    »Du kannst mir nichts mehr verbieten, Mom. Du kannst mich nicht aufhalten«, sage ich.
    Ihre Hände an meinen Fingern zucken. »Früher warst du so menschlich, Zara, aber jetzt … aber jetzt …«
    Ich entziehe mich problemlos ihrem Griff und versorge dann wieder langsam und methodisch ihre Verbrennungen. Niemand sagt etwas. Sie schauen weg, als wäre nichts geschehen, aber es ist etwas geschehen, etwas Wichtiges. Ich spüre es in meinem Innern, und diese Erkenntnis schmerzt, bitter und hart wie der Tod.

Dass in letzter Zeit mehrfach Trittsiegel einer großen Raubkatze gesehen wurden, macht die lokalen Behörden ratlos. Die Anwohner hingegen fragen sich inzwischen, ob für das Verschwinden der Jugendlichen überhaupt ein menschliches Wesen verantwortlich ist.
    – NEWS CHANNEL 8
    Astley führt verschiedene Telefonate. Ein paar Elfen aus seinem Volk kommen und schaffen den Leichnam von Bifröst weg. Betty ist nicht wieder aufgetaucht. Zwei Tage vergehen und wir alle trauern. Wir trauern nicht nur um Mrs. Nix, sondern auch um Nick, denn es scheint, als könnten wir jede Hoffnung, ihn zu finden, begraben. Fast trauern wir auch um Betty, denn es fühlt sich an, als würde sie nie wieder zurückkehren. Und dass sie nicht vorsichtig ist, macht alles nur noch schlimmer. Die Medien berichten darüber, dass eine große Katze gesehen worden sei, und im Fernsehen trat ein Mann auf, der auf Bettys riesige Spuren im Schnee zeigte.
    Die Tage ziehen sich in trostlosem, schrecklichem Grau dahin. Mrs. Nix gehörte zu den nettesten Menschen der Welt und jetzt ist sie tot. Ihre Abwesenheit bleibt in der Schule nicht unbemerkt und auch Betty wird an ihrer Arbeitsstelle vermisst. Meine Mom ersetzt Mrs. Nix, aber es ist niemand da, der in Bettys Fußstapfen schlüpfen könnte. Am Freitag spricht ein FBI -Agent Cassidy und mich auf dem Parkplatz der Schule an und stellt uns Fragen. Wir antworten, so gut wir können. Keine Ahnung, was mit Mrs. Nix los ist. Und Betty? Sie besucht eine kranke Freundin in New Hampshire. Wir geben ihm Bettys Handynummer.
    »Macht ihr euch keine Sorgen?«, fragt er. »Es werden so viele Menschen vermisst. Ich meine, ihr solltet nicht mal allein über den Parkplatz gehen.«
    Cassidy hakt sich bei mir unter. »Wir sind nicht allein.«
    »Ach, ihr habt einander, was?«, spöttelt er.
    » Sie sind allein«, bemerke ich.
    »Ja, aber ich hab das hier.« Er klopft auf die Pistole, die an seinem Gürtel hängt. Und das wirkt weder protzig noch irgendwie machomäßig.
    Später am Tag treffen Astley und ich uns im Supermarkt. Meine Mutter erlaubt nämlich nicht, dass er sich auch nur in der Nähe unseres Hauses aufhält. Wir streifen mit unseren kleinen Einkaufskörben durch die Gänge, ohne wirklich etwas zu kaufen. Schließlich greife ich nach einer Packung Pilzravioli, um unsere Anwesenheit zu rechtfertigen. Er begleitet mich zu meinem Auto. Ich rücke meine Mütze gerade und Astley zieht mir den Schal enger um den Hals. »Du hast die Hoffnung aufgegeben, nicht wahr?«
    Ich zucke mit den Achseln, auch wenn das eine armselige Geste ist.
    Er nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände. »Es tut mir weh, dich so zu sehen.«
    »Ich bin okay«, sage ich. »Ich … ich musste schon einmal mit einem Verlust fertig werden.«
    Er kommt näher. Sein Geruch überlagert alles andere, lässt sogar den Schnee verschwinden, der hinter ihm auf die weiße Fläche des Parkplatzes fällt. Es gibt hier nur noch ihn und mich, nur uns mit unserem Kummer.
    »Wenn ich könnte, würde ich dir das alles abnehmen«, sagt er.
    »Warum?«
    Jetzt zuckt er mit den Achseln. »Einfach so.«
    Mein Po drückt gegen den MINI . Ich strecke die Hand aus und wische den Schnee von seinen Schultern. »Ich wünschte, du könntest es.«
    Seine Finger umfassen meine Handgelenke und umhüllen die Bündchen meiner Handschuhe mit Wärme.
    »Zara?« Seine Stimme ist heiser und voller Schmerz.
    Ich lege den Kopf schräg, und ehe ich mich versehe, hänge ich an ihm, als wäre er eine magische Rettungsleine, die mich davor bewahrt, in Kummer und Schmerz und Verlust zu versinken. Er senkt den Kopf und unsere Lippen berühren sich leicht wie ein gewisperter Hauch. Dann verschmelzen sie geradezu miteinander voller Sehnsucht nach Leben und Trost und dem Bewusstsein, dass wir nicht alleine sind. Er zieht mich dichter an sich und es gibt nur noch uns beide. Wir stehen in dem Schneetreiben, während die

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