Verhängnisvolles Spiel
Audrey sprach, ihr nicht einmal einen Blick zuwarf. Und auch sie beachtete den Assistenten ihres Vaters kaum, was ihn überlegen ließ, ob die beiden ein Problem miteinander hatten.
“Die anderen?”, fragte Dom. Er hakte Audrey unter, und gemeinsam folgten sie Loman den Flur entlang.
“Ja, Sir. Mrs. Bedell, Miss Cara und Mr. Grayson. Sie alle machen sich große Sorgen um Miss Audrey.”
Dom spürte, wie Audrey sich bei seinen Worten versteifte, was seine Überzeugung nur noch verstärkte, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
Sie betraten das Arbeitszimmer. Deckenhohe Bücherregale, ein großer Kamin, ein massiver Holztisch und vier düster dreinblickende Menschen. Einer nach dem anderen wandte den Kopf, um erst Dom und dann Audrey anzustarren. Keiner lächelte. Kein Wort der Begrüßung, keine Erleichterung, dass es ihr gut ging.
“Treten Sie bitte ein”, sagte Edward Bedell. “Wer möchte einen Kaffee?”
“Nein, danke”, erwiderte Dom.
Audrey schwieg.
“Als Sie mich anriefen, sagten Sie, Sie würden Audrey nach Hause bringen”, rief Edward. “Wo ist sie? Hat sie es sich anders überlegt?”
“Wie meinen Sie das, wo sie ist? Sie steht direkt vor Ihnen.” Dom blickte Audrey an.
“Bitte, Mr. Bedell, ich kann Ihnen alles erklären”, sagte Audrey. “Ich weiß, das ist eine unangenehme Situation. Aber vergessen Sie nicht, dass ich freiwillig mit Mr. Shea gekommen bin, und ich bin nur aus einem Grund gekommen. Ich denke nämlich, dass Ihre Tochter in grässlichen Schwierigkeiten steckt. Jemand hat heute Morgen versucht, mich umzubringen, jemand, der dachte, dass ich Audrey bin.”
Dom hörte, wie Fragen gestellt, Erklärungen gefordert und Vorwürfe gemacht wurden, aber er konnte an nichts anderes denken als daran, dass diese Frau nicht die war, die er hatte finden sollen.
“Ich verstehe nicht, was hier los ist.” Bedell blickte Dom böse an. “Wie in aller Welt sind Sie auf die Idee gekommen, dass diese junge Frau meine Tochter sein könnte?”
Dom sah Bedell direkt in die Augen. “Vielleicht, weil sie mir gesagt hat, dass sie Audrey Bedell Perkins ist und weil sie die Kreditkarten Ihrer Tochter benutzt. Und weil sie unter dem Namen Ihrer Tochter in dem Hotel eingecheckt hat. Und die Beschreibung, die ich von Audrey habe, passt auch.” Dom wirbelte herum und starrte die Frau an, die sein Herz von der ersten Sekunde an hatte höherschlagen lassen. “Wer zum Teufel bist du?”
“Dom, bitte versteh doch, dass ich …”
“Was haben Sie mit meiner Schwester gemacht?”, rief Cara und stürmte auf die fremde Frau zu. “Haben Sie meine Schwester umgebracht und ihre Kreditkarten gestohlen?”
Wer auch immer diese Frau war, sie wusste sich zu behaupten. Sie hob das Kinn und ballte die Hände zu festen, kleinen Fäusten. “Mein Name ist Lausanne Raney. Ich habe die letzten sechs Monate als Rezeptionistin bei
Bedell, Inc.
gearbeitet. Und ich habe niemanden umgebracht. Audrey Perkins hat mich dafür bezahlt, dass ich mich für sie ausgebe. Sie wollte mit ihrem Freund in aller Ruhe weglaufen können, ohne verfolgt zu werden.”
5. KAPITEL
D ie Wahrheit traf Dom wie ein Schlag ins Gesicht. Warum hatte er nicht gesehen, was sich so direkt vor seiner Nase abspielte? Warum hatte er nicht gemerkt, dass diese Frau gar nicht Audrey Bedell Perkins sein konnte? Er hatte sie doch mit dem Foto verglichen und festgestellt, dass es nur eine oberflächliche Ähnlichkeit gab. Großartige Arbeit, Shea, schimpfte er mit sich selbst. Du warst so sehr damit beschäftigt, mit deinem Schwanz zu denken, dass du diesmal richtigen Mist gebaut hast.
“Warum sollte Audrey so etwas tun?”, fragte Grayson Perkins mit offener Verwunderung.
“Wann schnallst du es endlich?”, rief Patrice. “Ihr war klar, dass entweder du oder Edward Bluthunde auf ihre Spur ansetzen würden, wenn sie länger wegbleibt. Ich finde es verdammt clever von ihr, dass sie sich eine Doppelgängerin gesucht und euch alle an der Nase herumgeführt hat.”
“Ich denke, wir sollten umgehend die Polizei verständigen”, meinte Cara. “Woher sollen wir wissen, ob diese Frau die Wahrheit sagt?”
“Ich schwöre, dass es die Wahrheit ist.” Lausanne blickte einen nach dem anderen flehend an.
“Vielleicht stimmt es, was Sie sagen, aber ich muss Cara recht geben – wir sollten die Polizei rufen.” Grayson wandte sich an Edward. “Wir wissen nicht, wo Audrey ist oder was ihr vielleicht zugestoßen ist. Falls diese Frau
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