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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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sich weitgehend mit Reisen zum Kap befaßte und als Hauptquelle für »The Rime of the Ancient Mariner«, ohne dies zu beabsichtigen, in die Literaturgeschichte einging.
    Zwei vorteilhafte Traditionen machten das Kap den Seeleuten teuer. Es wurde üblich, daß der Steuermann, wenn er glaubte, sich dem Kap zu nähern, die Besatzung alarmierte, worauf jeder der Matrosen seinen Ehrgeiz dareinsetzte, als erster zu rufen:    »Tafelberg!« Dann wurde die Wahrheit seiner
    Behauptung überprüft, und der Kapitän überreichte ihm feierlich eine Silbermünze, während alle Mann, Offiziere wie Matrosen, an der Reling standen, um noch einmal einen Blick auf diesen ungewöhnlichen Berg zu werfen.
    Es war eigentlich kein Gipfel; seine Kuppe wirkte vielmehr so flach wie die riesige Bodenfläche in einem Palast, und man konnte glauben, ein gigantischer Tischler habe dieses Werk vollbracht. Die Seitenflächen waren steil, und er besaß eine Eigentümlichkeit, die immer wieder Verwunderung erregte: An wolkenlosen Tagen, wenn die tafelförmige Kuppe deutlich sichtbar war, fegte ein plötzlicher Wind von der Antarktis herein und überzog ihn mit einer Wolke dichten Nebels, und man konnte zusehen, wie sich dieser Nebel ausbreitete, den Tafelberg unsichtbar machte. Später sagten die Leute: »Der Teufel wirft sein Tischtuch drüber«, und der Berg verschwand, während die Ränder des Tuchs über die Seiten nach unten fielen. Die zweite Tradition war die des Poststeins. Schon im
    Jahr 1501 ging der Kapitän eines portugiesischen Schiffes, welches das Kap passierte, mit einem Brief voll Instruktionen, die als Hilfe für künftige Reisende gedacht waren, an Land. Nachdem er ihn in geteerte Leinwand gewickelt hatte, legte er ihn unter einen auffälligen Felsen, auf dessen Oberfläche er die Botschaft einritzte, daß etwas Wichtiges darunterliege. So begann diese Tradition, und in allen folgenden Jahren suchten Kapitäne, die am Kap Station machten, nach Poststeinen, nahmen Briefe heraus, die vielleicht vor einem Jahrzehnt hinterlegt worden waren, und brachten sie entweder nach Europa oder nach Java. So fand im Jahr 1615 Kapitän Walter Peyton, der in der »Expedition« eine kleine Flotte befehligte, Poststeine mit Briefen, die von verschiedenen Schiffen, der »James«, »Globe«, »Advice«, »Attendant«, hinterlegt worden waren. Jeder berichtete von überstandenen Gefahren, von neuen Hoffnungen.
    Es gab wenig Berichte über Briefe, die von Feinden vernichtet wurden. Ein Schiff konnte ein Jahr lang durch den Indischen Ozean fahren, an einem Hafen nach dem anderen Gefechte austragen, wenn es aber am Kap vorbeikam und seine Briefe unter einen Felsen legte, wurden sie unverletzlich, und dieselben Soldaten, die gegen dieses Schiff gekämpft hatten, würden, wenn sie landeten, um sich zu erfrischen, diese Briefe ehrfurchtsvoll nehmen und sie an ihren Bestimmungsort bringen. Oft leiteten sie sie auf einem Weg weiter, der sie durch zwei oder drei andere Länder führen würde. Was war das Wunder des Kaps? Daß keine Seefahrernation es haben wollte.
    Am Neujahrstag 1637 faßte ein grauhaariger Seemann aus Plymouth, England, einen schwerwiegenden Entschluß. Kapitän Nicholas Saltwood, ein vierundvierzigjähriger Veteran der nördlichen Meere, erklärte seiner Frau: »Henrietta, ich habe beschlossen, unsere Ersparnisse zu riskieren und die >Acorn< zu kaufen.« Darauf führte er sie zu The Hoe, dem Uferbezirk der Stadt. Dort lag genau an der Stelle, wo Sir Francis Drakes Schiff im Juli 1588 gelegen hatte, als er darauf wartete, daß die spanische Armada durch den Kanal heraufkam, ein kleiner Zweimaster von einhundertdreiundachtzig Tonnen.
    »Es wird gefährlich sein«, meinte er. »Vier Jahre Abwesenheit auf den Gewürzinseln und Gott weiß, wo noch. Aber wenn wir es jetzt nicht wagen.«
    »Womit wirst du deine Handelsware bezahlen, wenn du das Schiff kaufst?«
    »Mit unserem Leumund«, antwortete Saltwood, und als die »Acorn« ihm gehörte, machten er und seine Frau die Runde bei den Kaufleuten in Plymouth und boten ihnen Anteile an seinem kühnen Abenteuer an. Sie wollten kein Geld von ihnen, nur die Waren, mit denen er sein und ihr Vermögen zu machen beabsichtigte. Am 3. Februar, dem Tag, an dem er auszulaufen hoffte, war sein Schiff gut beladen.
    »Und wenn der Sheriff sein Wort hält«, sagte er zu seiner Frau, »werden wir sogar noch mehr an Bord nehmen«, und sie gingen zusammen zum Metallwarenhändler, und ebenso wie vorher waren ihr

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