Verheißene Erde
dieses Fort verteidigt, ist eine Katze, mit der man nicht ohne Handschuhe umgehen kann.« Während einer der Belagerungen, als alles verloren zu sein schien, schlugen die Portugiesen vor, die Angelegenheit solle durch eine offene Feldschlacht von fünfzig holländischen Soldaten gegen fünfundzwanzig portugiesische entschieden werden, ein Verhältnis, das dem Charakter der streitenden Armeen gerecht wurde.
Die Holländer versuchten es mit Feuer, Gräben, Türmen, geheimen Überfällen und überwältigenden Streitkräften, aber sie konnten nie in diese Festungsmauern eindringen. Wären die portugiesischen Verteidiger um eine Spur weniger heldenhaft gewesen, hätte die Geschichte Südafrikas vielleicht einen ganz anderen Verlauf genommen. Wenn die sechzig Mann sich im Jahre 1605 den zweitausend ergeben hätten, wären die strategischen Häfen von Mo 9 ambique wahrscheinlich bis 1985 in den Händen der Nachkommen der Holländer verblieben; alle Länder südlich des Sambesi hätten unter ihrer Herrschaft stehen können, und die nachfolgende Geschichte Südafrikas hätte im Mittelpunkt gestanden, nicht Java. Aber die Holländer konnten den endgültigen Durchbruch, der sie in Afrika zum großen Sieg geführt hätte, niemals erzielen.
Wenn ein portugiesischer Soldat in diesen Jahren von einem der Schiffe seines Landes in den Meerengen unweit von Java, in Mo 9 ambique oder Malakka landete, um in einem Fort Dienst zu tun, konnte er erwarten, während seiner Dienstzeit dort drei Belagerungen durchzumachen, in denen er Gras essen und Urin trinken würde. Einige der mutigsten Widerstände in der Weltgeschichte wurden von diesen portugiesischen Verteidigern geleistet. Die Kolonisierungsbestrebungen dieser drei europäischen Nationen unterschieden sich grundlegend in einem Punkt, dem Verhältnis, in dem die einzelnen Regierungen zu diesen Bestrebungen standen. Die portugiesischen Unternehmungen waren ein wirres Gemisch aus Patriotismus, Katholizismus und Profitstreben, die Regierung in Lissabon entschied, was geschehen sollte, während die Kirche die Gedanken jener regierte, die diese Entscheidungen durchführten. Als die Engländer ihre Ostindische Gesellschaft privilegierten, wollten sie sie von einer Beeinflussung durch die Regierung freihalten, sahen aber bald, daß dies unmöglich war, denn wenn die John Company allgemeinen moralischen Normen folgte, würde der gute Name der Nation in Frage gestellt werden; somit herrschte ein ständiges Schwanken zwischen kommerzieller Freiheit und moralischer Kontrolle. Die Holländer wurden von diesen Skrupeln nicht geplagt. Ihr Privileg wurde Geschäftsleuten überantwortet, deren erklärte Absicht es war, aus ihrer Investition Gewinn zu erzielen, am liebsten vierzig Prozent jährlich, und weder Regierung noch Kirche hatten das Recht, auf ihr Verhalten Einfluß zu nehmen. Jeder Prediger, der an Bord eines Schiffes ging, das der Jan Compagnie gehörte, wurde sofort informiert, daß die Compagnie entscheide, was seine religiösen Pflichten seien und wie sie zu erfüllen sind. Bald war es klar, daß drei einander so radikal widersprechende Einstellungen in Konflikt geraten mußten, und bald kämpften die Engländer mit den Holländern um die Kontrolle über Java, während die Holländer wegen der Kontrolle über Malakka auf die Portugiesen losgingen, und alle drei kämpften gegen Spanien um die Kontrolle der Gewürzinseln. Doch ständig segelten Schiffe dieser miteinander streitenden Nationen am Kap der Guten Hoffnung vorbei, blieben oft wochenlang dort, ohne sich zu bemühen, diesen wichtigen Punkt zu besetzen oder einen bewaffneten Stützpunkt einzurichten, von dem aus sie feindliche Handelsschiffe überfallen könnten. Es ist unbegreiflich, daß diese Seefahrernationen auf ihrem Weg zum Krieg das Kap umsegelten und auf ihrer Rückfahrt wieder dort vorbeikamen, ohne je anzuhalten und eine Basis zu errichten. Und es klingt noch unglaublicher, daß Hunderte von Handelsschiffen, die Gewürze im Wert von Millionen Gulden und Cruzados transportierten, diese schwierigen Gewässer befahren konnten, ohne einem feindlichen Angriff ausgesetzt zu werden. Das war aber der Fall. In zweihundert Jahren konzentriertester kommerzieller Rivalität in Asien und diverser Kriege in Europa wurde nur einmal am Kap ein Schiff durch feindliche Aktion versenkt.
Die Erklärung lag, wie oft im Fall so offenbarer Inkonsequenz, in der geographischen Lage. Ein portugiesisches Schiff, das in Lissabon auslief, machte
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