Verheißene Erde
antwortete: »Unsere Stadt hatte Türme, aber sie waren aus Stein.« Ich erklärte ihm, daß er log, denn unsere Bibel behaupte, Ophir sei aus Gold gewesen. Er faßte mich am Arm und sagte ruhig, in perfektem Portugiesisch, was mich erstaunte: »Wir hatten auch Gold, aber es kam aus Bergwerken, die weit von der Stadt entfernt lagen, und es war schwierig, sie zu erhalten, und jetzt sind die Minen erschöpft.« Mir fiel auf, daß er noch alle Zähne hatte.
3. Eine Hecke von Bittermandeln
Es gab keine Parallele zu dem Wunder, das sich am sogenannten Kap der Guten Hoffnung ereignete.
Im Jahr 1488 umsegelte Kapitän Bartholomeu Diaz in einer portugiesischen Karavelle dieses Kap, das er als den südlichsten Punkt Afrikas betrachtete, und stellte sich die Aufgabe, den ganzen Weg bis nach Indien zurückzulegen. Aber wie andere Kapitäne vor und nach ihm mußte er erkennen, daß seine Besatzung Angst hatte, und er mußte umkehren, da sie beinahe gemeutert hätte.
Im Jahr 1497 landete Kapitän Vasco da Gama unweit des Kaps, blieb acht Tage dort und nahm Kontakt mit vielen
kleinen braunen Menschen auf, die mit Schnalzlauten
sprachen.
Im folgenden Jahrhundert drangen die Portugiesen bis zu den fernen Bereichen des Indischen Ozeans vor: Sie erreichten Sofala an der Goldküste, den herrlichen Lagerplatz Kilwa, Aden und seine verhüllten Gestalten, Hormus mit dem
Metallschmuck aus Persien, Kalikata, das Seidenstoffe aus Indien anbot, und Trincomalee mit dem seltenen Zimt aus Ceylon. Es war eine Welt voller Wunder und Reichtümer, die die Portugiesen in jeder Hinsicht beherrschten. Sie verschifften Gewürze heim nach Europa, um sie dort mit enormem Gewinn zu verkaufen. An den Vorposten ließen sie Priester zurück, die christianisieren, und Beamte, die verwalten sollten. Schon 1511 wagte sich einer der größten portugiesischen Abenteurer,
Alfonso de Albuquerque, über den Indischen Ozean hinaus und errichtete in Malakka ein großes Fort, das als Hauptstützpunkt der portugiesischen Besitzungen dienen sollte. Wer Malakka kontrollierte, hatte Zugang zu den wunderbaren Inseln, die wie eine Juwelenkette östlich von Java lagen; das waren die legendären Gewürzinseln, und sie waren den Portugiesen tributpflichtig.
Während des gesamten sechzehnten Jahrhunderts transportierte diese kleine Seefahrernation unsagbaren Reichtum aus diesem Gebiet und machte damit die Tatsache unerheblich, daß die Moslems Konstantinopel kontrollierten. Gewinne wurden jetzt nicht mehr erzielt, indem man die Güter auf langwierigen Kamelrouten transportierte, sondern indem man sie auf dem wesentlich kürzeren Seeweg beförderte. Aber es war nicht dieser plötzliche Reichtum, der zu dem Wunder führte.
In den ersten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts beschlossen zwei andere kleine europäische Nationen, sich gewaltsam ihren Anteil an dem portugiesischen Monopol zu sichern. Im Jahr 1600 privilegierte England seine Ostindische Gesellschaft, die als John Company in die Geschichte einging und in Indien rasch festen Fuß faßte. Zwei Jahre später starteten die Holländer ihre Vereenigde Oostindische Compagnie, die als Jan Compagnie bekannt wurde und mit dickköpfigen Truppen und noch dickköpfigeren Händlern operierten.
Die östlichen Meere wurden zu einem ausgedehnten Schlachtfeld, auf dem jeder katholische Priester zu einem Agenten Portugals, jeder protestantische Prediger zu einem Verteidiger holländischer Interessen wurde. Es handelte sich jedoch keineswegs nur um kommerzielle und religiöse Rivalität, es war auch wirklicher Krieg im Spiel. Bei drei schrecklichen Gelegenheiten - in den Jahren 1604, 1607 und 1608 - wollten starke holländische Flottenverbände die dominierende portugiesische Festung auf der Insel Mo 9 ambique erobern, und jede der Belagerungen hätte mit einem leichten Sieg der Angreifer enden können. Denn die Insel war klein, etwa 3000 Meter lang und 300 Meter breit, und wurde von nur sechzig portugiesischen Soldaten verteidigt, denen die Holländer fast zweitausend Mann entgegensetzen konnten.
Aber die Verteidiger waren Portugiesen, und die gehören zu den zähesten Menschen auf Erden. Als einmal nur geringe Hoffnung bestand, daß die wenigen sich der vielen würden erwehren können, unternahmen die Portugiesen einen Ausfall, stürmten aus ihren Festungsmauern hervor und töteten die Angreifer. Der portugiesische Kommandant sagte: »Die Gruppe, die
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