Verheißene Erde
eine lange Fahrt nach Südwesten zu den Kapverdischen Inseln. Dort ergänzte es seine Vorräte und segelte dann fast bis zur Küste Brasiliens, bevor es nach Südosten steuerte, um rund um das Kap zu dem willkommenen Ankerplatz vor der Insel Mo 9 ambique zu gelangen, ehe es ostwärts nach Goa und Malakka fuhr. Auch holländische und englische Schiffe passierten die Kapverdischen Inseln. Da sie aber wußten, daß sie bei den Portugiesen nicht willkommen waren, fuhren sie weiter nach Süden zur Insel St. Helena, die sie gemeinsam beherrschten; sobald sie diesen Hafen verließen, folgte eine schnelle Fahrt nach Indien. Von dort gelangten die Engländer zu den Lagern auf den Gewürzinseln, während die Holländer bei ihrem schwachen Stützpunkt auf Java ankern konnten. Niemand hatte also Grund, seine Reise am Kap zu unterbrechen.
So lag denn dieses wunderbare Vorgebirge, das die Handelsrouten beherrschte und imstande war, die gesamten frischen Nahrungsmittel und Wasservorräte, die die Schiffe benötigten, zu liefern, seit 1488, als Diaz es entdeckt hatte, vernachlässigt da. Jede Seefahrernation der Welt hätte Anspruch darauf erheben können; keine aber tat es, weil das Kap nicht als lebenswichtig für ihre Zwecke erkannt wurde.
Es wurde zwar nicht beansprucht, blieb aber nicht unberührt. Man weiß, daß während dieses Zeitraums tatsächlich hundertdreiundfünfzig Expeditionen am Kap landeten. Da viele aus mehreren Schiffen bestanden, mitunter aus zehn oder zwölf, kann man mit Sicherheit sagen, daß dort im Durchschnitt zumindest ein größeres Schiff pro Jahr anlegte und oft längere Zeit blieb. Im Jahr 1580 ließ Sir Francis Drake, der mit einem Vermögen in Gewürznelken von seiner Weltumseglung zurückkehrte, in sein Logbuch schreiben:
Von Java aus segelten wir zum Kap der Guten Hoffnung. Wir liefen knapp am Kap vorbei und fanden den Bericht der Portugiesen ganz falsch. Sie behaupten, es sei das gefährlichste Kap der Welt, immer von unerträglichen Stürmen heimgesucht und voller Gefahren für Seefahrer, die sich ihm näherten. Dieses Kap ist gar nicht tückisch und das gefahrloseste, das wir auf der gesamten Weltumseglung sahen.
Als Sir James Lancaster 1601 mit einer kleinen Flotte dort ankam - entsetzliche zweihundertneun Tage nach dem Auslaufen aus London -, waren einhundertfünf Mann an
Skorbut gestorben und der Rest zu schwach, um die Segel zu bemannen. An Bord des Schiffes von General Lancaster freilich befanden sich die Leute in guter Verfassung:
Und die Ursache, warum die Leute des Generals sich besserer Gesundheit erfreuten als die Besatzung anderer Schiffe, war folgende: Er hatte auf seinem Schiff eine Anzahl von Flaschen mit Zitronensaft mitgenommen, von dem er jedem einzelnen, solange er reichte, drei Löffel voll gab.
Lancaster blieb mit seinen Leuten sechsundvierzig Tage an Land und lag noch weitere fünf vor Anker. Während dieser Zeit wunderte er sich über die Lebensumstände, denen er bei den kleinen braunen Bewohnern dieses Landes begegnete:
Wir kauften von ihnen tausend Schafe und zweiundvierzig Rinder, und wir hätten mehr kaufen können, wenn wir gewollt hätten. Diese Rinder sind ebenso groß wie unsere, und viele von den Schafen sind sogar viel größer, fetter und schmecken unserer Ansicht nach besser als unsere Schafe in England. Beim Sprechen schnalzen die kleinen Männer derart mit den Zungen, daß in den sieben Wochen, die wir dort verbrachten, auch der geschickteste unter uns kein Wort ihrer Sprache zu lernen vermochte; und dennoch verstanden die Leute alle Zeichen, die wir ihnen machten. Während wir dort in der Bucht blieben, konnten wir uns alle so großartig erholen, daß alle unsere Leute, mit Ausnahme von nur vier oder fünf Mann, wieder gesund und kräftig wurden.
Jahr um Jahr gingen Schiffe vor Anker, die Seeleute wohnten an Land, und die Schreiber verfaßten Berichte, was sich ereignete, so daß es wesentlich bessere Aufzeichnungen über das unbesetzte Kap gibt als über andere Gebiete, die von schreibunkundigen Truppen besiedelt wurden. Besonders gut ist der Charakter der kleinen braunen Menschen mit den schnalzenden Zungen beschrieben - sie sprechen aus der Kehle und scheinen zu schluchzen und zu stöhnen - , so daß Gelehrte in ganz Europa weitgehend Kenntnis vom Kap hatten, lange bevor ihre Regierungen wesentliches Interesse dafür zeigten. Tatsächlich stellte ein wagemutiger Londoner Verleger ein vierbändiges Werk zusammen, »Purchas his Pilgrimes«, das
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