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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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wurden.
    »Sie sind verschwunden«, sagte Philip, aber als ihn Nxumalo einholte, konnte der Schwarze Farben sehen, die der Weiße nicht erkannte, und er zeigte auf einige große Böcke, die zurückgeblieben waren, um die Herde zu schützen, und als Nxumalo erklärte, sie seien noch dort, konnte auch Philip sie ausmachen. Man brauchte die Augen Afrikas, um Afrika zu sehen. Saltwoods begeisterte Reaktion auf die Elenantilopen hatte einen so günstigen Eindruck auf Daniel gemacht, daß er, als die Erforschung des Krokodilspruit zu Ende war, den Weißen musterte, als wollte er beurteilen, ob man ihm vertrauen könnte; dann sagte er unvermittelt: »Saltwood, es gibt etwas, das ich mit Ihnen teilen möchte.«
    »Was?«
    »Etwas überaus Kostbares. Eine Überraschung.« Und er ließ Philip über schmale Schotterstraßen fahren. Auf der langen Fahrt sprachen die beiden ernsthaft über Dinge, die sie bei früheren Begegnungen bloß gestreift hatten. Nxumalo wurde in diesem Sommer dreißig, Saltwood war um ein Jahr älter, und er sprach zuerst.
    »Wenn man einem Mädchen in einem fremden Land den Hof macht, ich meine ernstlich.«
    »Ich weiß, was Sie meinen, ich habe es bemerkt.«
    »Also, das bringt einen brutal auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Der Anblick dieser Elenantilopen, die sich in einem Tal verstecken, hatte die gleiche Wirkung. Mein Gott, Nxumalo, was wird mit diesem Land geschehen?«
    »Es hat eine eigene Kraft, wissen Sie. Der große Kreislauf der Erde. Die Zahl der Menschen. Es gibt Grenzen, über die wir nicht hinaus können. Und es gibt Richtungen, in die wir gehen müssen.«
    »Sind Sie Fatalist?«
    »Nein, Determinist.«
    »Marxist?«
    »Nein, aber unter bestimmten Voraussetzungen klingt die Marxsche Lehre ganz plausibel. Ebenso wie Frantz Fanon. Oder Thomas Jefferson.«
    »Was wird Ihrer Ansicht nach geschehen?«
    »Soll ich meine Vision einem Weißen mitteilen?« Als Philip ihn erstaunt ansah, sagte Nxumalo prophetisch: »Muß ich nicht die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß ich eines Tages verhaftet werde und daß man von Ihnen verlangen wird, unter Eid zu berichten, was ich an einem Sommermorgen gesagt habe, als wir hinausfuhren, um ein Nashorn zu sehen?« Philip schwieg, denn er mußte zugeben, daß Nxumalo recht hatte: Ein Schwarzer konnte über alles, Tag und Nacht, Arbeit und Freizeit, einem Verhör unterzogen werden, wobei Tod und Leben in den Waagschalen im willkürlichen Gleichgewicht schwebten. Er selbst war solchen Zwängen nicht ausgesetzt, weder in seinem eigenen noch in einem anderen Land, das er besuchte, und das war der Unterschied zwischen ihnen. »Können Sie sich vorstellen, wie der Staatsanwalt auf Sie einhämmert: >Warum in aller Welt fuhren Sie, Mr. Saltwood, mit diesem verdächtigen Schwarzen hinaus, um ein Nashorn zu sehen?< Und was könnten Sie antworten?«
    Philip versuchte nicht, etwas zu entgegnen; statt dessen fragte er: »Wie wird die Zukunft der Farbigen aussehen?«
    »Warum stellen Sie diese Frage?«
    »Weil Frikkie und Jopie mich darauf aufmerksam machten, daß die Farbigen erledigt sein würden, wenn ihr Schwarzen einmal an die Macht kommt.«
    »Frikkie und Jopie haben recht. Es gibt keinen Platz für sie. Sie hatten die Chance, mit uns zu arbeiten, haben sich jedoch dummerweise an die Hoffnung geklammert, daß die Weißen sie eines Tages als gleichberechtigt anerkennen würden. Sie wollten lieber aufsteigen und die Weißen einholen als absteigen und mit uns arbeiten, und diese Entscheidung war verhängnisvoll.«
    »Könnte sie korrigiert werden?«
    »Ich glaube nicht, aber vielleicht bekommen sie noch eine Chance, sich zu retten.«
    »Die Inder?«
    »Wer in Afrika hat das Problem der Inder jemals gelöst? In Malawi, Uganda, in Burundi, überall hieß es: Hinaus! Sie wurden hinausgeworfen. Ich könnte mir etwas vorstellen wie Viet...« Er unterbrach sich. Er war im Begriff, viel zu viel auszuplaudern. Vor kurzem hatte er sich vorgestellt, wie überfüllte Schiffe von der Küste von Natal ablegten, beladen mit Indern, die aus dem Land gejagt wurden. England wollte sie nicht mehr haben. Kein afrikanisches Land wollte sie aufnehmen. Madagaskar feuerte auf die Schiffe, wenn sie dort zu landen versuchten. Und sicherlich würde auch Indien sie abweisen, denn dort lebten bereits dreimal soviel Menschen, wie das Land ernähren konnte. »Wie geht es Ihrem Bruder in Mo 9 ambique?« Das war wieder eine Frage, die er lieber nicht beantworten wollte.
    »Gibt es einen Platz

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