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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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ihre Farmen geteilt hatten; hätten sie sich zu einer Partnerschaft mit Daniel und seinem Bruder Jonathan entschlossen, hätten sie eine bedeutende Macht repräsentiert, und in ihrem Teil des Landes einen bedeutenden Beitrag zu besserem Verständnis und sinnvoller Zusammenarbeit der beiden Volksgruppen leisten können. Aber sie waren Feinde geblieben; schlimmer noch, sie waren Fremde geblieben. Jetzt hörten sie aufmerksam zu, als Nxumalo über seine politischen Ansichten befragt wurde:
    Staatsanwalt Scheepers: Lassen Sie uns zu dem provokativen Ausdruck Black Power zurückkehren. Ist damit nicht die Herrschaft der Schwarzen und die Ausweisung der Weißen gemeint?
    Angeklagter Nxumalo: Sie scheinen eine vollständige Akte über mich zu besitzen, Meneer Scheepers. Sie werden in ihr nirgends ein Wort finden, mit dem ich je für die Vertreibung aller Weißen eingetreten wäre. In der Gesellschaft, die mir vorschwebt, werdet ihr Weißen gebraucht, sehr dringend gebraucht werden. In zwanzig Jahren, wenn.
    Verteidiger Kaplan: Ich muß meinen Mandanten dringend davor warnen, diese Erklärung abzuschließen.
    Richter Broodryk: Ich möchte unbedingt hören, was uns in zwanzig Jahren erwartet.
    Angeklagter Nxumalo:    In zwanzig Jahren, wenn die
    Schwarzen das Wahlrecht haben - vielleicht nicht ein Mann, eine Stimme, aber ein vorläufiges vernünftiges Zugeständnis -, würde ich erwarten, daß Staatsanwalt Scheepers seinen Dienst genauso verrichtet wie jetzt und daß Verteidiger Kaplan einen Geschäftsmann verteidigt.
    Richter Broodryk: Und der Richter?
    Angeklagter Nxumalo: Ich würde erwarten, daß der Richter in diesem Gericht schwarz ist. (Gelächter.)
    Richter Broodryk: Das dachte ich mir.
    Angeklagter Nxumalo:    Sie, Euer Ehren, werden dann
    vielleicht im Appellationsgericht sitzen, Sie und drei schwarze Richter. (Weiteres Gelächter.)
    Richter Broodryk: Sie als Diktator würden mich ernennen?
    Angeklagter Nxumalo: Eine Gemeinschaft des Volkes, Weiße und Schwarze, würde die besten Richter haben wollen, die sie bekommen kann.
    Richter Broodryk: »Eine Gemeinschaft des Volkes«? Das ist doch Kommunismus, oder?
    Angeklagter Nxumalo: Nein, Euer Ehren, das ist Demokratie.
    Richter Broodryk: Klingt eher wie Diktatur.
    Angeklagter Nxumalo: Nein, eine Diktatur haben wir jetzt.
    Richter Broodryk (in aufbrausender Wut): Ich kann nicht zulassen, daß Sie diese Regierung verunglimpfen.
    Angeklagter Nxumalo: Ich wollte Sie nicht beleidigen, Euer Ehren. Ich sagte nur die Wahrheit. Bei den großen Wahlen im Jahre 1948, die Jan Christiaan Smuts stürzten und Ihre Partei ans Ruder brachten, geschah das gegen den Willen der Mehrheit unter den weißen Wählern. Man könnte sagen, Sie organisierten eine Machtübernahme, ähnlich wie die Kommunisten in der Tschechoslowakei.
    Staatsanwalt Scheepers: Das ist eine Lüge. Wir gewannen diese Wahlen offen und ehrlich.
    Angeklagter Nxumalo: Nein, das Protokoll muß ordentlich geführt werden. Sie gewannen neunundsiebzig Sitze im Parlament gegen einundsiebzig.
    Staatsanwalt Scheepers: Wie ich sagte, eine Mehrheit von acht Sitzen.
    Angeklagter Nxumalo: Aber bei der allgemeinen Wahl verloren Sie mit einer beträchtlichen Mehrheit. Ungefähr sechshunderttausend Stimmen gegen und vierhunderttausend für Sie. Viele Weiße wollten Ihre Art von Regierung nicht.
    Staatsanwalt Scheepers: Wie könnte das.
    Angeklagter Nxumalo: Das wissen Sie sehr gut. Bei der Wahl wogen die Stimmen der Farmer wesentlich schwerer als die der Stadtbewohner. Eine Farmerstimme kann um fünfunddreißig Prozent mehr gelten als die eines Stadtbewohners.
    Staatsanwalt Scheepers: Und das mit Recht. Die Farmer sind der bei weitem wertvollere Teil eines Volkes. Die Fäulnis, die eine Nation zerstört, entwickelt sich in den Städten.
    Angeklagter Nxumalo: Dann sollten wir Schwarzen, die zumeist Farmer sind, eine gewichtigere Stimme haben als alle anderen.
    Staatsanwalt Scheepers: Wir sprechen von zivilisierten Wählern. Und so hatte schließlich Daniel Nxumalo den Richter, den Staatsanwalt, seinen eigenen Verteidiger und den größten Teil der Zuhörer beleidigt. Sogar Philip Saltwood mußte zugeben, daß er verdammt schuldig war - aber wessen? Es war keine offenkundige hochverräterische Handlung bewiesen worden; er hatte mit keiner ausländischen Macht in Verbindung gestanden. Er hatte gewisse Dinge ausgesprochen, die Universitätsprofessoren und Studenten auf der ganzen Welt sagten, mit Ausnahme von Rußland und Uganda. Er

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