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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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sein. Der Rat fragt sich, ob Sie einige Leute für untergeordnete Stellungen empfehlen könnten. Für die höheren werden wir die Wahl treffen.«
    Und so befaßte sich Willem van Doorn, von dem man glaubte, er sei für einen abenteuerlichen Posten nicht mehr jung genug, damit, das erste Kontingent von Leuten aus Batavia auszuwählen, die am Kap dienen sollten. Das war eine traurige Aufgabe, weil keiner der Männer das angenehme Leben auf Java aufgeben und in diese vom Wind verwehte Wildnis gehen wollte. Die Flotte lief aus, und Willem blieb zurück. Seine Abhandlung wurde sowohl in Amsterdam als auch in Batavia in Truhen aufbewahrt, aber der Mann, der mehr als jeder andere für die Errichtung dieser Station getan hatte, durfte sich nicht an ihrem Aufbau beteiligen. Die Monate verstrichen, und Willem lief jedesmal in den Hafen, wenn eine Flotte ankam, um zu fragen, wie es am Kap stand. Und dann, eines Tages, erreichte den Rat die Nachricht, daß Kommandant van Riebeeck anfrage, ob man ihm gestatte, einige Sklaven zu seiner persönlichen Verwendung aus Java kommen zu lassen, für den Gemüseanbau, und derselbe Adjutant, der Willems Hoffnungen seinerzeit zerschlagen hatte, machte ihm nun ein verblüffendes Angebot: »Van Riebeeck will einige Sklaven für das Kap kaufen. Und da Sie diesen Bericht geschrieben haben - ich meine, da Sie das Land dort kennen -, dachten wir, Sie wären vielleicht der Mann, der diese Aufgabe übernehmen könnte.«
    Willem verneigte sich: »Ich würde mich geehrt fühlen, wenn mir dieses Vertrauen gewährt würde.« Und als der Adjutant gegangen war, rannte er zu seiner Mutter und rief: »Ich fahre zum Kap!«
    »Wann?« fragte sie ruhig. »Mit der Weihnachtsflotte.«
    »So bald!« Sie hatte den Tag herbeigesehnt, an dem ihr Sohn ihr mitteilen würde, daß er nach Holland fahre, »um sich zu retten«, wie sie es nannte. Jetzt war sie bestürzt, daß er sich zu einem sogar noch erniedrigenderen Ort als Java verurteilte. Nun würde er es nie zu einer Position in der Kompanie bringen, und Gott allein wußte, was ihm zustoßen konnte. Aber für ihn war es immer noch besser, zum Kap zu gehen, als hier auf Java zu bleiben und eine hiesige Schlampe zu heiraten. Also, sei’s drum.
    Am Abend vor seiner Abreise saß sie mit ihm in ihrem geräumigen Empfangssalon und sagte: »Wenn du an mich denkst, ich werde hier im Hause sein. Ich werde es nie verkaufen. Wenn ich nach Holland zurückginge, würden mich die Erinnerungen an meine Musiker, die im Garten spielen, quälen.«
    Sie schien so vollständig der Inbegriff jener unentwegten Holländer zu sein, die die Welt beherrschten - Java, Brasilien, die Insel Manhattan, Formosa -, daß Willem wußte, er brauchte sie nicht zu hätscheln. Als sie aber ihre holländische Bibel nach unten holte und sagte: »Ich habe nachts Stellen auswendig gelernt, als es den Tod durch spanische Hände bedeutete, eine Bibel zu besitzen«, wurde er von Liebe überwältigt und erzählte ihr im Vertrauen: »Als unser Schiff auseinanderzubrechen drohte, schlich ich zurück und fand eine große Bibel, die den Fluten preisgegeben war. Und als ich sah, daß es die gleiche war wie deine, wußte ich, daß ich ausgesandt worden war, sie zu retten. Hätte ich sie jedoch jemandem gezeigt, hätte man sie mir bestimmt abgenommen. Deshalb vergrub ich sie in einer Höhle, und sie ist es, die mich zurückruft.«
    »Ich habe noch nie einen besseren Grund gehört, irgendwohin zu fahren«, sagte seine Mutter, und als die Weihnachtsflotte am 20. Dezember in See stach, war sie am Kai, um ihm Lebewohl zu sagen. In dieser Nacht begann sie mit den Vorbereitungen für das »Fest des sterbenden Jahres«, wie sie es nannte. Sie lieh sich die Musiker aus, leitete das Braten der Schweine und nickte zustimmend, als Diener den Likör hereinschleppten. Während das Jahr zu Ende ging, grölten sie und ihre holländischen Kumpane alte Lieder und zechten, bis sie in Betäubung verfielen. Dann schliefen sie ihren Kater aus.
    Java würde immer die Königin des Ostens und Batavia seine goldene Hauptstadt sein.
    Der Rat hatte beschlossen, daß van Riebeecks Sklaven nicht aus Java kommen sollten, dessen Eingeborene nur schwer zu lenken waren, sondern aus Malakka; denn die sanfteren Malaien würden sich leichter an die Sklaverei gewöhnen. Deshalb machte Willems Schiff dort Station, und er ging an Land, um den Fortkommandanten zu informieren, daß vier Sklaven geliefert werden sollten. Daraufhin gingen ein Sergeant und

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