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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Passagiere zu bemerken. Éanna lief ein kalter Schauer über den Rücken und sie war sicher, dass es Brendan, Emily und Liam nicht anders ging. Die Vorstellung, dass sie beinahe an Bord der Lewis & Clark gewesen wären, schnürte ihr die Kehle zu. Jetzt mussten sie dankbar sein, dass der Bootsmann ausgerechnet bei ihnen die Einschiffung jäh beendet hatte – und dass Brendans Wüten dafür gesorgt hatte, dass der Bursche sich nicht hatte erweichen lassen, sie doch noch mitzunehmen.

Fünftes Kapitel
    Patrick O’Brien konnte es kaum abwarten. Aber es dauerte noch zwei Tage, bis sein Freund Samuel ihm endlich das ersehnte Signal zur Flucht gab.
    Patrick hatte gerade helfen müssen, in schwindelerregender Höhe ein Segel auszuwechseln, und hatte noch ganz zittrige Knie. Er ließ einige Minuten verstreichen, bevor er sich scheinbar zufällig in die Nähe seines Freundes begab.
    »Hast du etwas in Erfahrung bringen können?«, fragte er leise, während er sich einen guten Schritt von ihm entfernt auf die Reling lehnte. Einige Hundert Meter vor dem Schiff jagte ein Schwarm Seemöwen nach Fischen. Das war ein gutes Zeichen, denn gewöhnlich bedeutete das Auftauchen von Vögeln, dass die Küste nicht mehr allzu weit war.
    »Ja, ich habe gute Nachrichten«, raunte Samuel. »Ich habe mich vorhin in der Nähe unseres Captain herumgetrieben, als er mit den Steuerleuten den Kurs für die Nacht besprochen hat.« Er machte eine kurze Pause. »Wir segeln heute schon den ganzen Tag parallel zur Küste. Das heißt, dass wir bald Cape Hatteras passieren werden. Wenn du noch immer türmen willst, dann muss es dort sein. Nur an dieser Stelle hast du eine Chance, das Ufer lebend zu erreichen.«
    Patrick schluckte. Nun war es also so weit! »Und wann, glaubst du, werden wir dort vorbeifahren?«, drängte er.
    Samuel warf einen kurzen Blick zum Himmel. »Nun, wenn der Wind nicht nachlässt, schon diese Nacht.«
    »Und du bist sicher, dass wir nahe genug an die Inselgruppe vor der Küste herankommen?«
    Samuel nickte verhalten. »Ich bin diese Route schon mehrfach mit der Sarah Lee gesegelt. Und jedes Mal ist Captain Kenworth ganz knapp an den Inseln vorübergesegelt. Warum sollte er ausgerechnet dieses Mal einen weiten Bogen um das Cape segeln? Nein, er wird auch diesmal bei seiner Route bleiben.« Er sah kurz zu Patrick hinüber. »Also, wenn diese Éanna es wirklich wert ist, dass du für sie dein Leben riskierst, dann halte dich heute Nacht bereit.«
    »Das ist sie«, versicherte Patrick leidenschaftlich. »Ich würde alles tun, um sie endlich wiederzusehen!«
    Samuel grinste. »Na, das kannst du jetzt beweisen. Wenn du Glück hast, erreichen wir das Cape rechtzeitig, dass du die letzte Stunde der Flut erwischst. Das würde es dir um vieles leichter machen. Aber selbst dann wirst du kämpfen müssen, um nicht mit den rettenden Inseln vor Augen elendig zu ersaufen.«
    »Ich weiß deine Besorgnis wirklich zu schätzen, Samuel, und ich danke dir von Herzen.« Patrick legte dem Freund die Hand auf die Schulter. »Aber ich weiß auch, wofür ich mein Leben aufs Spiel setze. Und ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist, dass ich es bis an Land schaffen werde!«
    Samuel schien eine Erwiderung auf den Lippen zu haben, doch er verkniff sich die Bemerkung und nickte nur.
    »Ich hoffe, dir gelingt, was ich selbst nicht wage!«, wünschte er ihm.
    Es fiel Patrick schwer, seine Anspannung zu verbergen und nicht ständig Ausschau nach ersten Anzeichen von Land zu halten. An Bord spielte sich das Leben auf so begrenztem Raum ab, dass man unter ständiger Beobachtung der übrigen Besatzungsmitglieder stand. Jeder war mit den Eigenheiten der anderen vertraut. Da brauchte es nicht viel, um durch ungewohntes Verhalten die Aufmerksamkeit oder den Argwohn der anderen auf sich zu lenken.
    Doch gegen seine Nervosität konnte Patrick nichts tun. Es kam ihm so vor, als wollte die Sonne an diesem Abend einfach nicht hinter dem Horizont versinken. Beharrlich schien sie sich gegen die Dunkelheit zu stemmen und der heraufziehenden Nacht zu trotzen. Und nachdem sie endlich untergegangen war, schien ihm die Dämmerung endlos.
    Als zu guter Letzt die Nacht ihr schwarzes Tuch über das Meer warf und der Sternenhimmel über ihnen funkelte, zwang Patrick sich dazu, sich unten in seine Koje zu legen. Er wusste, dass einige Stunden Ruhe ihm guttun würden. Aber der Schlaf wollte und wollte sich nicht einstellen. Unablässig kreisten seine Gedanken um die

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