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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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gerade gedacht hatte. »Von wegen nur«, murmelte er kopfschüttelnd und blickte an sich hinab. Sein Hemd war verschlissen und von Salzwasser ausgebleicht, seine Hose wurde in der Hüfte nur von einem Strick gehalten und seine Füße waren nackt und dreckig. Er sah aus wie ein gewöhnlicher Landstreicher.
    Patrick zögerte kurz, doch was sollte er schon tun? Ergeben zuckte er die Achseln und ging dann mit energischen Schritten auf den Wald zu.

Sechstes Kapitel
    Nach zwei Nächten und fast drei Tagen Flussfahrt, in denen die Selkirk mehrmals bei kleinen Siedlungen haltgemacht hatte, um einen Teil ihrer Fracht zu entladen, traf der Raddampfer am frühen Abend in Independence ein.
    Die Passagiere hatten es eilig, so schnell wie möglich von Bord zu kommen und sich eine Unterkunft für die nächsten Tage zu suchen. Auch Éanna drängte mit ihren Freunden zur Gangway. Sogar diese letzten Minuten nutzte sie, um nach dem Dieb Ausschau zu halten. Doch wie in den Tagen zuvor konnte sie ihn auch jetzt nirgendwo entdecken. Das ärgerte sie, obwohl sie sehr wohl wusste, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, wenn er ihr doch noch über den Weg gelaufen wäre. Ihr Wort hätte gegen seines gestanden. Und Emilys Brustbeutel hatte der Schurke vermutlich noch in derselben Nacht über Bord geworfen, womit der einzige Beweis für den Diebstahl vernichtet war.
    Ganz auf die Suche nach dem Gauner konzentriert, folgte Éanna ihren Freunden. Sie nahm gar nicht wahr, dass sie die Hafenanlagen hinter sich gelassen hatten und nun einer breiten Straße folgten, die schnurgerade durch Independence führte. Erst Emilys Stimme riss Éanna aus ihren Gedanken. »Allmächtiger, hier geht es ja zu wie in einem Bienenstock!«, entfuhr es der Freundin. Die Stadt war bevölkert von einem lärmenden Strom dahineilender Menschen und auf der Straße drängten sich Reiter, klobige Fuhrwerke, hochrädrige Präriewagen, schwer beladene Maultiere und Viehtreiber mit Herden von gemächlich dahintrottenden Ochsen. Wer hier zu Fuß unterwegs war, musste höllisch aufpassen, nicht umgerannt oder überfahren zu werden.
    »Wie in einem aufgeschreckten Ameisenhaufen trifft es vielleicht noch besser«, meinte Brendan und sah sich ebenso verblüfft um. Keiner von ihnen hatte erwartet, dass es in dieser Stadt so geschäftig zugehen würde. Independence schien förmlich aus den Nähten zu platzen!
    Die Straße, auf der sie entlanggingen, war eine der Hauptverkehrsadern der Grenzstadt. Zahlreiche Nebenstraßen kreuzten sie und zu beiden Seiten reihten sich Läden aller Art, Werkstätten, Lagerhäuser, Hotels, billige Absteigen und Tavernen aneinander.
    Einige dieser Gebäude waren aus dunkelbraunem Backstein errichtet. Doch die meisten waren einfache Holzkonstruktionen, die hastig und ohne jeden Ehrgeiz hochgezogen worden waren. Ihren Bauherren war offensichtlich nur daran gelegen gewesen, möglichst schnell den dringenden Bedarf an neuen Geschäften, Saloons und handwerklichen Betrieben zu decken. Hier und da gab es sogar prächtige doppelstöckige Fassaden, die hinter der Bretterfront mit buntem Anstrich und vollmundiger Werbeaufschrift jedoch nur einen hastig zusammengezimmerten Schuppen verbargen.
    »Oje … Wir werden unsere liebe Müh und Not haben, in diesem Getümmel das Büro oder die Sammelstelle von Nathan Palmer zu finden«, seufzte Liam.
    »Ach was. Wir werden uns eben durchfragen«, erwiderte Brendan zuversichtlich. »Sicherlich ist er in der ganzen Stadt bekannt. In der Anzeige stand doch, dass er schon einige Trecks angeführt hat. Und zur Not gibt es bestimmt noch andere Leute, die ebenfalls einen Wagenzug nach Westen zusammenstellen.«
    »Das sehe ich auch so«, pflichtete Emily ihm bei. »Aber darum sollten wir uns morgen kümmern. Jetzt lasst uns erst mal eine Unterkunft suchen. Es dämmert schon, und wenn es nicht unbedingt sein muss, möchte ich nicht wieder unter freiem Himmel schlafen.«
    Éanna nickte. »Ja, sehen wir uns nach einem preiswerten Quartier um, wo wir die nächsten Tage bleiben können. Wir haben vermutlich noch eine gute Woche Zeit, bis es nach Westen geht.«
    »Die wir wohl auch brauchen werden. Wir müssen die Preise der Waren vergleichen, die die Händler hier anbieten, und dann alles besorgen, was wir für den Treck benötigen«, sagte Brendan und schaute interessiert zu einer Gruppe von Männern hinüber, die gerade aus einem Geschäft traten, das sich Golddigger’s Heaven nannte. Sie waren beladen mit Spitzhacken,

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