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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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dem Aufrufen der Wagen. Wer zu den vorderen Wagen gehörte und noch nicht fertig war, kam jetzt gehörig ins Schwitzen. Zischend erloschen die Kochfeuer. Ein letztes Mal überprüften die Männer und Frauen, ob auch alles gut verstaut war und ob die Ledergurte und Seile, mit denen sperrige Gepäckstücke gesichert waren, auch wirklich fest saßen. Die meisten Overlander hatten ihre Wagen zusätzlich zum Proviant mit Ersatzteilen und Werkzeugen sowie verschiedenen landwirtschaftlichen Gerätschaften beladen, die ihnen auf der anderen Seite des Kontinents den Neuanfang als Farmer erleichtern sollten. Und nicht wenige nahmen zusätzlich auch noch schwere Möbelstücke mit auf den Treck nach Westen. Dabei handelte es sich oft um besondere Erinnerungs- und Erbstücke aus der alten Heimat, die sie nach Amerika herübergerettet hatten und von denen sie sich nicht trennen wollten. Darunter befanden sich zerlegte Esstische samt Gestühl, Kommoden, Standuhren, Gemälde, gerahmte Wandspiegel, Polstersessel und sogar ein Piano. Doch schließlich war alles verstaut und die ersten Prärieschoner rumpelten unter vielstimmigem Gee und Haw sowie Peitschenknallen aus dem Lager, formten eine immer länger werdende Kolonne und zogen der Hügelkette entgegen, die sich westlich von Independence in den hellen Morgenhimmel erhob.
    Kurz bevor Captain Palmer den Wagen Nummer 17 aufrief und sie an der Reihe waren, sich mit Sweet Sallie in die Kolonne einzureihen, sah Éanna sich noch einmal nach Patrick um. Ihr Blick fand ihn schließlich zwischen den vier Wagen der Seligmanns. Er saß auf seinem Rotfuchs Wildfire und hatte offenbar ebenfalls nach ihr Ausschau gehalten. Denn er hob sofort die Hand zum Gruß und lachte ihr zu.
    Éanna winkte kurz zurück und sah dann schnell wieder weg, als hätte sie etwas Verbotenes getan. Emily, die den stummen Gruß zwischen Patrick und ihrer Freundin mitbekommen hatte, sah sie mit hochgezogenen Brauen an, enthielt sich jedoch jeden Kommentars.
    Brendan hatte glücklicherweise nichts davon bemerkt. Seine Aufmerksamkeit galt Jeremiah Fennmore, der sich erst jetzt wieder bei ihnen im Lager blicken ließ und ganz in ihrer Nähe auf seinem schwarzen Hengst vorbeitrottete. Er saß zusammengesunken im Sattel und blinzelte mit verquollenen, rot unterlaufenen Augen ins helle Sonnenlicht.
    »Seht euch bloß mal unseren Scout an«, rief Brendan seinen Gefährten zu. »Der Bursche sieht mir übel angeschlagen aus. Der schwankt ja im Sattel wie ein Grashalm im Wind!«
    Liam lachte. »Der hat wohl gestern mächtig einen über den Durst getrunken und nicht genug Zeit gehabt, seinen Rausch auszuschlafen.«
    Emily schüttelte missbilligend den Kopf. »Ein Säufer als Scout! Nicht gerade sehr vertrauenerweckend.«
    »Auf dem Trail wird er zum Glück wenig Gelegenheit haben, sich zu betrinken«, meinte Éanna zuversichtlich und ahnte nicht, wie sehr sie sich damit irren sollte.
    Augenblicke später wurde ihre Aufmerksamkeit jedoch abgelenkt, denn ihre Wagennummer wurde aufgerufen und Brendan ließ die Bullpeitsche über den Köpfen der Ochsen knallen. Das Gespann setzte sich willig in Bewegung und folgte dem Wagen vor ihnen.
    Die Ochsen trotteten in Schrittgeschwindigkeit dahin und so ging es langsam westwärts. Fast alle Overlander liefen zu Fuß neben den Wagen her, sofern sie nicht im Sattel eines Pferdes saßen. Und wer dennoch meinte, es sich auf dem Wagenkasten gemütlich machen zu können, wurde von den unablässigen Stößen des rumpelnden Gefährts schnell eines Besseren belehrt und sprang schon nach kurzer Zeit wieder ab.
    Bald erstreckte sich die Kolonne der dreiundvierzig Wagen über eine gute Meile. Hell leuchteten die weißen Leinwandplanen der neuen Prärieschoner, die noch nicht von Wind und Wetter gezeichnet waren und die weder Staub noch Fliegendreck beschmutzt hatten, im Licht der Morgensonne.
    Als Sweet Sallie die Hügelkette erklommen hatte, blieben Éanna und Emily einen Moment auf der Kuppe stehen und blickten zurück auf Independence und das braune Band des Missouri. Für viele Monate würden sie keine Stadt mehr zu sehen bekommen, höchstens alle paar Wochen ein Fort oder eine Handelsniederlassung.
    Sie blickten noch gedankenvoll ins Tal, als Patrick auf seinem Rotfuchs angeritten kam. Er zügelte das Pferd neben ihnen und schaute ebenfalls auf die Pionierstadt zurück.
    »Jetzt heißt es Abschied nehmen von der Zivilisation«, sagte Éanna mit gemischten Gefühlen. Vor ihnen lag ein gefährliches

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