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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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heraus.
    Sie verzog das Gesicht. »Na ja, ein Stückchen vor der Mitte ist immerhin besser als ganz hinten, wo man vermutlich noch mehr Staub schlucken muss. Und dann rücken wir ja erst mal jeden Tag weiter vor.«
    Als Éanna fragend zu Patrick hinüberschaute, öffnete und schloss er zweimal beide Hände, was wohl Platz 20 bedeuten sollte. Sie lächelte. Er würde nur drei Wagen hinter ihnen und damit immer in ihrer Nähe sein.
    Auf dem Weg zurück zum Wagen kamen sie an den Ericksons vorbei. Und dabei hörten sie, wie Peer Erickson recht ungehalten zu seiner Frau und seinen drei Söhnen sagte: »Ich habe mir von unserem Captain schon etwas detailliertere Informationen gewünscht als diese Aufzählungen, die er da heruntergebetet hat!«
    »Ja, ich auch, Vater«, pflichtete Daniel ihm bei. »Alles, was er uns erzählt hat, war mir schon von der Broschüre bekannt, die wir uns in der Stadt gekauft haben. Und manches ist in dem Heft sogar noch ausführlicher erklärt als das, was Palmer uns mitgeteilt hat.«
    »Der Mann wird schon wissen, warum er nicht jede Einzelheit erwähnt hat«, meinte die Mutter von Daniel. »Immerhin ist er ein erfahrener Zugführer, der nicht zum ersten Mal auf den Treck geht.«
    »Gebe Gott, dass es sich wirklich so verhält!«, sagte Peer Erickson mit einem sorgenvollen Seufzen und verschwand mit seiner Familie zwischen den vielen Wagen in der Dunkelheit.
    In dieser letzten Nacht in Independence war es Éanna, die auf Brendan zuging, indem sie sich im Zelt an ihn kuschelte und ihn küsste. Und er erwiderte ihre Umarmung dankbar und bereitwillig. Für einen kurzen Moment fragte sich Éanna, ob sie gerade heute so liebevoll zu Brendan war, weil Patrick wieder in ihrem Leben aufgetaucht war. Wollte sie sich auf diese Weise selbst davon überzeugen, dass ihre Gefühle für Brendan noch stark genug waren? Doch Éanna mochte sich nicht schon wieder den Kopf über etwas zerbrechen, das sowieso ganz unmöglich war. Und so schob sie die verstörenden Gedanken an Patrick schnell weg und gab sich ganz Brendans Küssen hin.

Siebzehntes Kapitel
    Zwei Schüsse aus Captain Palmers Revolver rissen das Lager am Morgen jäh aus dem Schlaf. Dunkelheit lag noch über dem Feld, nur im Osten kroch ein erster grauer Schleier über den Himmel und kündigte den Sonnenaufgang an.
    Augenblicklich setzte hektische Betriebsamkeit ein. Niemand wollte sich gleich am ersten Tag blamieren, indem er nicht abfahrbereit war, wenn Palmer seine Wagennummer aufrief. Die meisten Overlander hatten eine unruhige Nacht hinter sich und warteten schon nervös auf das Signal zum Aufbruch. Und so schlüpften bei Palmers Weckruf alle hastig in ihre Kleider und stiegen in die Stiefel. Dann wurden die Zelte abgebrochen sowie die Bettrollen zusammengeschnürt und verstaut.
    Überall im Lager flammten Kochfeuer auf und Töpfe, Pfannen, Teller und Besteck wurden unter lautem Klappern aus den Kochkisten geholt. Kaffee war das Lebenselixier eines jeden Overlanders und wurde zu allen Tageszeiten und zu jeder Mahlzeit getrunken. Deshalb bestand die erste Aufgabe der Frauen am Morgen darin, Kaffeebohnen über dem Feuer zu rösten und dann mit der Handmühle zu mahlen, damit das schwarze Gebräu möglichst schnell aufgegossen werden konnte. Die Bohnen schon am Abend für den nächsten Morgen zu rösten, galt unter den Treckfrauen als Zeichen von Bequemlichkeit und schlechter Küche.
    Während die Frauen also mit der Zubereitung einer kräftigen Morgenmahlzeit beschäftigt waren, trieben die Männer das Vieh von der Weide und sortierten aus, wem welche Ochsen, Kühe, Rinder und Ziegen gehörten. Im Halbdunkel des frühen Morgens kam es dabei zu einiger Konfusion und hier und da auch zu Auseinandersetzungen, denn die Tiere waren nicht immer deutlich genug gezeichnet. Schnell stellten die Overlander an ihrem ersten Trecktag fest, dass vieles sich erst noch einspielen musste.
    Das galt insbesondere für das Anlegen der schweren Ochsenjoche und das sachgerechte Einschirren der Sechsergespanne. Da gab es Dutzende von Riemen, schweren Eisenschnallen und Ketten, die in einer genau bestimmten Reihenfolge an den Ochsen und der Deichsel anzulegen waren. Folgte man der richtigen Abfolge nicht, sah man sich über kurz oder lang gezwungen, alles wieder abzunehmen und von Neuem zu beginnen. Ein Großteil der Treckteilnehmer hatte wenig oder gar keine Erfahrung mit der Vielfalt der Handgriffe und dementsprechend mühselig ging die Arbeit voran.
    »Bin ich froh,

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