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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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einen neuen Treckcaptain wählen, bevor wir aufbrechen. Diesmal allerdings einen, dem wir wirklich vertrauen können und der unser aller Bestes im Sinn hat. Und deshalb ist Peer Erickson mein Kandidat für dieses Amt!«
    »Ich schließe mich Mister O’Briens Vorschlag an«, rief Winston Talbot und fügte aufgekratzt hinzu: »Der Schwede wird unseren Wagenzug schon gut über den Trail schaukeln!«
    Seine Worte wurden von der Gemeinschaft mit zustimmendem Gelächter bedacht, denn Peer Erickson genoss großes Ansehen im ganzen Zug. Weil er sich zudem in dieser kritischen Situation als sowohl besonnener wie tatkräftig zupackender Mann erwiesen hatte und sich niemand anderes zur Wahl stellen wollte, war die Wahl des Schweden zum Treckcaptain im Handumdrehen einstimmig beschlossen.
    Nur wenig später rollte die Wagenkolonne bereits wieder hinaus auf die Plains und nahm die nächste Etappe ihrer langen Reise gen Westen in Angriff.

Vierundzwanzigstes Kapitel
    Sie hatten seit ihrem Aufbruch von Fort Kearny zwei Tage unter heißer Sonne hinter sich gebracht, als sie einen Reiter im schnellen Galopp über eine Bodenerhebung sprengen und auf den Treck zureiten sahen.
    »Das ist Patrick!«, rief Éanna, die sofort seinen prächtigen Rotfuchs erkannte. Patrick hatte sich nach der Mittagspause vom Wagenzug entfernt, um den gewaltigen Staubwolken zu entkommen, die von den Wagen aufgewirbelt wurden und den Zug einhüllten.
    »Möchte bloß wissen, was ihn zu solcher Eile antreibt«, wunderte sich Emily.
    »Vielleicht hat er Indianer auf dem Kriegspfad gesichtet«, mutmaßte Liam.
    »Das glaube ich nicht«, wandte Brendan ein. »Die Soldaten beim Fort haben doch gesagt, dass wir uns hier in einer Art Niemandsland zwischen den kriegerischen Pawnee im Norden und den Cheyenne im Süden befinden.«
    Wenig später wussten nicht nur sie, sondern der ganze Treck, was Patrick so sehr zur Eile antrieb, dass er im gestreckten Galopp herangejagt kam und dabei wie wild seinen Filzhut schwenkte. Denn schon aus einiger Entfernung hörten sie ihn brüllen: »Buffalos! Eine Herde Buffalos!« Dabei gestikulierte er wild in südwestliche Richtung. »Gleich hinter der Hügelkette!«
    Auf einen Schlag war der ganze Zug in Aufregung. Wer ein Pferd besaß, griff nach seinem Gewehr und sprang augenblicklich in den Sattel. Die anderen, Kinder wie Erwachsene, rannten auf die Hügelgruppe zu, um von dort einen Blick auf die Bisons zu erhaschen. Die Wagen wurden für den Moment sich selbst überlassen. Doch die Ochsen und das andere Vieh, das sie mit sich führten, hatten sich in den vielen Wochen daran gewöhnt, gehorsam vorwärtszutrotten und dem Wagen vor sich zu folgen.
    Auch Éanna rannte in der Menge mit. Und dann hatten sie die Herde vor Augen. Es mussten mehrere Hundert Bisons sein, die etwa drei Meilen von der sanften Hügelgruppe entfernt über die Prärie zogen. Es war ein erhebender Anblick, ein sanftes Gewoge von mächtigen Tierleibern mit dunkelbraunem Fell.
    Doch kaum waren die Jäger losgeritten, als die Buffalos auch schon die nahende Gefahr witterten. Fast aus dem Stand heraus verwandelte sich der gemächliche Zug der Herde in eine rasende Massenflucht. Das Geräusch von mehreren Tausend Hufen, die über den harten Prärieboden trommelten, erfüllte die Luft und klang wie dumpfer Donner. Umgeben von immer dichter werdenden Staubwolken flüchtete die Herde nach Süden. Keiner der Overlander hatte geahnt, dass diese schweren Tiere ohne langen Antritt zu solch hoher Geschwindigkeit fähig waren, mit der sie nun wegstoben.
    Sofort mischten sich die ersten Schüsse in das Dröhnen der Bisonhufe. Aber die Jagd auf die davonstürmenden Tiere erwies sich als schwieriger, als ihre Verfolger angenommen hatten. Und obwohl mehr als ein Dutzend Männer hinter ihnen herpreschte, gelang es ihnen doch nur, sechs der Tiere zu erlegen. Aber auch diese Ausbeute war für die Overlander Grund zum Jubel. Euphorisch und stolz eilten die Zurückgebliebenen den Jägern nach und bestaunten die erlegten Tiere. Selbst als sie so leblos dalagen, waren sie noch immer ein majestätischer und beeindruckender Anblick, und so mancher wagte es nur in gebührendem Abstand, die Bisons zu bewundern.
    An diesem Tag schlug der Zug schon Stunden vor der üblichen Zeit sein Lager auf. Denn es galt, die Beute zu häuten, das Fleisch zu zerlegen und unter den Teilnehmern des Trecks aufzuteilen.
    »Die Häute werden uns von großem Nutzen sein, wenn wir die verschiedenen Arme des

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