Verheißenes Land
Brendan.
»Ich hab darum gebeten, mit dem Kommandanten des Forts darüber reden zu dürfen und seine Meinung anzuhören, was wir nun tun sollen. Und er hat ausrichten lassen, dass er uns gern mit Rat und Tat zur Seite stehen wird«, sagte Peer Erickson. »Ich würde vorschlagen, dass der gesamte Zugrat an der Unterredung mit Captain Henderson teilnimmt. Immerhin müssen wir danach eine Entscheidung fällen, die uns alle betrifft.«
Und so verabschiedeten sich kurz darauf die neun gewählten Männer zu dem Gespräch mit dem Kommandanten von Fort Kearny. Voller Unruhe und Bangen, was aus ihrem Wagenzug werden sollte, warteten die anderen ungeduldig auf ihre Rückkehr. Die Sorge trieb sie um, an diesem Ort im Nirgendwo gestrandet zu sein und nur noch darauf hoffen zu können, sich einem Treck anschließen zu dürfen, der nach ihnen aus Independence oder einer anderen Ansiedlung aufgebrochen war. Aber selbst wenn sie das Glück hatten und Aufnahme in einem anderen Treck finden sollten, so würde doch jeder Tag des Wartens ihre Vorräte um eine kostbare Ration schrumpfen lassen. Und die meisten von ihnen waren mit knapp bemessenem Proviant auf die Reise gegangen und hatten keinen Spielraum für längere Aufenthalte. Zudem würde jeder Wagenzug, der nach ihnen hier eintraf, ebenfalls einen oder gar zwei Tage Rast beim Fort einlegen.
Eine gute Stunde verstrich, bis die Zugräte endlich wieder durch das Tor traten. Bang blickten ihnen die Treckteilnehmer entgegen, doch diesmal machten ihre Gesichter Hoffnung, dass ihre Lage nicht ganz so düster war, wie sie befürchtet hatten. Éanna blickte sogleich zu Patrick hinüber und fing einen aufmunternden Blick von ihm auf.
»Also, unsere Situation ist nicht gar so schlimm, wie sie uns noch vor einer Stunde erschienen ist«, teilte ihnen Peer Erickson zuversichtlich mit. Die anderen hatten ihm bereitwillig die Sprecherrolle überlassen und er fuhr fort: »Captain Henderson ist der festen Überzeugung, dass wir den Trail auch ohne einen kundigen Führer bewältigen können.«
Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Menge.
»Wie er uns versichert hat, sind die Spuren, die all die anderen Wagenzüge vor uns hinterlassen haben, auf fast der ganzen Strecke sogar für einen unkundigen Fährtenleser gut zu erkennen«, fügte der Schwede hinzu.
»Dann hätten wir uns das Geld für Palmer also auch dann sparen können, wenn er kein betrügerischer Halsabschneider gewesen wäre«, folgerte jemand grimmig.
Peer Erickson nickte. »Ja, da haben wir wohl alle bitteres Lehrgeld gezahlt«, stimmte er zu, kam dann jedoch gleich wieder darauf zu sprechen, was er und seine Begleiter von Captain Henderson erfahren hatten. »Die tiefen Spurrillen, die von anderen Wagenzügen hinterlassen worden sind, werden uns also den sicheren Weg weisen. Nur in den Bergen, wo der Trail zum Teil über harten, nackten Fels führt, muss man wohl etwas besser achtgeben, um nicht vom Trail abzukommen. Manche Overlander haben dort versucht, eine leichtere Route zu finden, die sich jedoch nach einigen Meilen als untauglich erwiesen hat. Hier müssen wir aufpassen, den richtigen Spuren zu folgen, was uns aber gelingen sollte, da wir ja nun um die Gefahr wissen. Kurz und gut: Captain Henderson hat keinerlei Bedenken geäußert, den Zug ohne kundigen Führer fortzusetzen. Das hätten auch schon viele andere Reisegruppen vor uns getan. Wichtig sei nur, im Besitz einer Broschüre zu sein, die eine genaue Beschreibung des Trails mit allen Streckenabschnitten, gefährlichen Stellen und empfehlenswerten Lagerplätzen enthält. Er hat uns jedoch gewarnt, dass viele Reiseführer auf dem Markt sind, die nicht einmal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt stehen.«
»Und wo sollen wir jetzt hier in der Wildnis so eine sachkundige Beschreibung herkriegen?«, wollte Jason Larkin wissen.
Peer Erickson schmunzelte. »Es war wirklich mehr Glück als Verstand im Spiel, aber zufälligerweise habe ich in Independence unter all den dort angebotenen Schriften ausgerechnet die gekauft, von der Captain Henderson sagt, sie sei eine der besten, die man mit auf den Trail nehmen kann. Außerdem hat der Kommandant uns noch eine eigene Liste mitgegeben, die viele nützliche Informationen enthält.«
»Dem Himmel sei Dank für die glückliche Hand, die er Euch geschenkt hat!«, rief Sarah Kendall erlöst.
Nun meldete sich Patrick zu Wort. »Unserer Weiterreise steht also eigentlich nichts mehr im Wege. Doch ich schlage vor, dass wir
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