Verheißenes Land
ungehaltenen Blick. »Darauf hätten wir uns auch einigen können, bevor Ihr den wilden Mann gespielt und uns Gewalt angedroht habt«, sagte er vorwurfsvoll.
Jack Cummings zuckte nur die Achseln dazu.
Sie riefen Winston Talbot zu sich, der sich ohne jedes Zögern bereit erklärte, seine Sachen von den Pinkertons durchsuchen zu lassen. »Nur zu. Ich habe nichts zu verheimlichen«, sagte er. Allerdings war ihm deutlich anzusehen, dass ihn die Demütigung, fremde Männer in seinem Wagen herumstöbern zu lassen, äußerst zuwider war. Doch er wusste, dass ihm gar keine andere Wahl blieb, als seine Zustimmung zu erteilen, wenn er den Verdächtigungen etwas entgegensetzen wollte.
Unverzüglich begannen die drei Pinkertons, sich seinen Wagen vorzunehmen und ihn bis auf die letzte Kleinigkeit auszuräumen. Dabei wurden sie aufmerksam von den Männern, Frauen und Kindern des Wagenzugs beobachtet, die einen dichten Ring um sie bildeten. Jeder Beutel, jede Kiste, jede Tonne und jedes Kleidungsstück wurde peinlichst genau untersucht. Sie wühlten durch das Maismehl und steckten die Arme tief in die Tonne mit den Haferflocken, wo viele Treckfrauen ihr gutes Porzellan aufbewahrten, weil es dort sicher vor den unablässigen Stößen war, die auf dem Trail den Wagen erschütterten. Doch bei Winston Talbot waren keine heimlichen Schätze darin verborgen. Und auch nirgendwo sonst kamen dicke Bündel Geldscheine zum Vorschein. Mit unterdrückten Flüchen nahmen die drei Männer sich nun den Prärieschoner vor. Sie klopften jedes Brett ab, untersuchten misstrauisch den Boden, ob es dort vielleicht ein nachträglich eingebautes Versteck gab, und stocherten sogar mit Stöcken im Kübel mit der Teerschmiere herum.
Alles vergeblich.
»Da habt Ihr es«, sagte Peer Erickson voller Genugtuung. »Ihr habt Mister Talbot mit Euren unhaltbaren Beschuldigungen bitteres Unrecht getan. Ich denke, dass jetzt eine Entschuldigung angebracht ist.«
Jack Cummings presste kurz den Mund zu einem dünnen, harten Strich zusammen. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich wüsste nicht, warum. Ich bin noch immer überzeugt, dass dieser Mann Morton Hayes ist.« Er stach mit seinem knochigen Finger nach dem Beschuldigten. »Er ist nur cleverer, als wir gedacht haben. Vermutlich hat er das Geld irgendwo im Osten auf seinen falschen Namen deponiert, um es später zu einem sicheren Zeitpunkt an seinen neuen Wohnort transferieren zu lassen.«
»Es ist Euch überlassen, Spekulationen anzustellen und Euch in abwegigen Theorien zu ergehen, Mister Cummings. Aber für uns ist die Angelegenheit damit beendet«, erklärte der Schwede nachdrücklich. »Deshalb fordere ich Euch in aller Höflichkeit auf, unser Lager zu verlassen und unseren Wagenzug nicht weiter zu belästigen. Ihr könnt versichert sein, dass wir nun vor Euch auf der Hut sein werden!«
Die drei Pinkertons warfen einen missmutigen Blick in die Runde. Die Männer des Wagenzuges hielten noch immer ihre Gewehre in den Händen und ließen sie nicht aus den Augen. Gegen diese erdrückende Übermacht war jeder Versuch, Winston Talbot doch noch in ihre Gewalt bringen zu wollen, zum Scheitern verurteilt.
»Also gut, diese Runde geht an dich, Morton Hayes«, sagte Jack Cummings zu Winston Talbot. »Aber freu dich nicht zu früh. Wir kriegen dich schon noch!«
Ohne ein weiteres Wort gingen die Pinkertons zu ihren Pferden, stiegen in die Sättel, nahmen die Führungsleinen ihrer fünf Packpferde auf und ritten in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren.
»Wird für die Burschen ein langer und reichlich trüber Weg zurück nach St. Louis werden«, spottete Liam, während Winston und der Russe mit dem Einräumen ihrer Vorräte und persönlichen Habseligkeiten begannen.
»Vorausgesetzt, sie reiten wirklich nach Osten«, sagte Éanna skeptisch. »Wer weiß, ob sie nicht nur den Eindruck erwecken wollen, wir hätten von ihnen nichts mehr zu befürchten.«
»Du meinst, sie könnten uns heimlich folgen und versuchen, uns zu überfallen und Mister Talbot doch noch zu verschleppen?«
»Wenn man zu Pferd ist und zudem noch Tiere zum Wechseln hat, ist es ja wohl ein Kinderspiel, einem Wagentreck wie dem unsrigen zu folgen, ohne entdeckt zu werden«, sagte Éanna. »Und mit ein bisschen Geduld wird sich ihnen auf der langen Strecke, die noch vor uns liegt, schon eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen bieten.«
Emily seufzte. »Gebe Gott, dass du dich irrst.«
»Ja, das hoffe ich auch«, meinte Éanna, klang
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