Verheißenes Land
Zelten und Wagen, während die Frauen ihre Kinder in Sicherheit brachten und mit ihnen unter die Wagenkästen krochen. Von überall her kamen wildes Geschrei und Alarmrufe, Geschosse sirrten durch die Nacht, meist jedoch ohne Ziel.
Als Patrick schon im Sattel seines Pferdes saß, hörte er hinter sich jemanden voller Wut brüllen: »Die Pinkertons! … Das ist doch dieser Jack Cummings! … Dieses verfluchte Pack ist mit von der Partie! Da kommen sie, hinten bei den Kendalls!«
In schneller Folge krachten nun wieder Revolver- und Gewehrschüsse.
Patrick beachtete den Lärm nicht weiter, sondern vertraute darauf, dass die Männer im Lager der Gefahr entgegentreten würden. Er ritt mit Daniel und einigen anderen davon, um zu verhindern, dass die Indianer alles Vieh davontrieben und damit in der Dunkelheit untertauchten.
Aus der Ferne drang die kräftige Stimme von Peer Erickson an sein Ohr, der scharfe Kommandos schrie und versuchte, Ordnung in das kopflose Gerenne und wilde Geballere zu bringen.
»Verteilt euch, Männer! Und schießt auf die Pferde, die sind ein leichteres Ziel! … Lewis, Walton, Ferguson – auf die andere Seite! … Grisham, Kowalski und Jansen – hinüber zu den Pferden! … Seligmann und Anderson – Ihr haltet ein Auge auf Talbot!« Anderen befahl er, mit Decken und Mänteln das brennende Präriegras rund um ihr Camp auszuschlagen.
Bei Nacht einer in Panik geratenen Herde von Ochsen, Kühen und Rindern zu folgen und ihrer wilden Flucht Einhalt zu gebieten, erwies sich als ein höchst frustrierendes Unterfangen. Zumal die Indianer bei ihrem Raubzug raffiniert vorgingen. Denn sowie die Tiere davongestürmt waren, ließen sie die lodernden Brandbündel hinter sich zurück, preschten mitten in die Herde hinein und jagten sie unter hohem, trillerndem Geschrei auseinander. Panisch flüchteten die Tiere in alle Richtungen. Auch die Männer des Wagenzuges mussten sich aufteilen und sich jeweils für einige wenige Tiere entscheiden, denen sie folgen wollten.
Patrick trennte sich wenige Meilen hinter dem Camp von Daniel und folgte einer Gruppe von etwa zwanzig Ochsen und Rindern. Als er sich umsah, ob ihm jemand aus dem Treck folgte, konnte er weit hinter sich nur noch einen Reiter ausmachen. Seine Silhouette hob sich wie ein schwarzer Scherenschnitt vor dem Feuer ab, das vom Prärieboden hochzüngelte. Das Pferd schien dem scharfen Tempo von Patricks Wildfire jedoch nicht gewachsen zu sein, sodass er vorerst nicht mit Unterstützung rechnen durfte.
Deshalb wandte sich Patrick wieder nach vorne und konzentrierte sich ganz darauf, den Anschluss an die kleine Herde nicht zu verlieren. Die wilde Jagd ging bald über ein breites ausgetrocknetes Flussbett, an dem das Präriefeuer hoffentlich zum Stehen kommen würde. Wenn nur kein stärkerer Wind aufkam und die Funken zum anderen Ufer hinübertrieb!
Die Ochsen und Rinder, denen Patrick folgte, wurden von zwei Indianern vor sich hergetrieben. Patrick presste die Lippen zusammen und trieb sein Pferd an. Er hoffte inständig, dass dem Vieh trotz der Todesangst, die es antrieb, eher die Kraft ausgehen würde als seinem Rotfuchs. Er wusste, dass er keine Chance hatte, aus dem Galopp heraus einen der Sioux mit dem Gewehr von seinem Pony zu holen. Keiner von ihrem Wagenzug war ein derart exzellenter Schütze, um solch ein Kunststück zu vollbringen. Viel wahrscheinlicher war, dass er dabei den Halt im Sattel verlor und vom Pferd stürzte oder gar einen der Ochsen traf. Nein, das durfte er nicht riskieren, auch so schon würden sie gewaltige Verluste an Zugtieren hinnehmen müssen!
Dennoch griff er zu seinem Revolver und feuerte mehrere Schüsse auf die Indianer vor ihm ab. Auch wenn er ein gutes Stück über ihre Köpfe hinwegschoss, wussten sie nun, dass er ihnen im Nacken saß und bewaffnet war. Und die Warnung aus sirrendem Blei verfehlte ihre Wirkung nicht. Denn sie rissen ihre Ponys herum, gaben die Beute auf und jagten schräg zur Herde in die Nacht davon.
Inzwischen kamen aus Richtung des Lagers keine Schüsse mehr. Nur weit im Südwesten knallte es noch ein paarmal schwach, dann wurde es auch dort still.
Patrick dankte Gott, dass es ihm erspart geblieben war, sich mit den beiden Sioux einen blutigen Kampf auf Leben und Tod liefern zu müssen. Offenbar war auch ihnen nicht an einer direkten Auseinandersetzung gelegen, sondern ihr Überfall hatte allein dem Vieh gegolten. Nach dem Ruf, den er aus dem Camp vernommen hatte, lag es auf der Hand, dass
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