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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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dabei jedoch nicht sehr zuversichtlich. Dann ging sie zu Winston und Alexander hinüber, um ihnen beim Beladen ihres Wagens zur Hand zu gehen.
    Brendan bewegte sich indessen mit stolz geschwellter Brust durch das Lager, ließ sich auf die Schulter klopfen und genoss die Komplimente, die man ihm machte. Besonders für die Kinder war er nun der Held ihres Wagenzuges.
    Peer Erickson wie auch die meisten anderen Männer ihres Trecks hegten dagegen dieselbe Befürchtung, die Éanna geäußert hatte. Deshalb beschloss der Rat, dass von nun an immer zwei von ihnen der Wagenkolonne als wachsame Nachhut mit ein bis zwei Meilen Abstand nachreiten sollten. Und statt der seit Wochen üblichen zwei Wachen würden fortan wieder vier Männer nachts das Lager vor unliebsamen Überraschungen schützen. Einige forderten beunruhigt, die Zahl noch mehr zu erhöhen. Doch das war unmöglich, denn nach den Strapazen des Tages brauchten die Männer jede Stunde Schlaf, die sie bekommen konnten. Deshalb hatten sie die Zahl der Wachen ja überhaupt von vier auf zwei halbiert.
    »Das sollte in jedem Fall genügen, um die Pinkertons davon abzuhalten, nachts über uns herzufallen«, sagte Peer Erickson. »Und in spätestens vier oder fünf Tagen müssten wir Fort Laramie erreichen. Dort werden wir den Kommandanten von dem ungesetzlichen Vorgehen der Pinkertons unterrichten und ihn bitten, dass seine Patrouillen nach ihnen Ausschau halten und sie gegebenenfalls festsetzen. Spätestens dann dürften wir wieder unsere Ruhe haben.«

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    »Indianer!«
    Der Warnruf der Wachen, der am folgenden Mittag während der Ruhezeit das Lager aus seinem Halbschlaf riss, sorgte längst nicht mehr für jene große Aufregung und Beklemmung wie noch in den ersten Wochen ihrer Reise. Die bisherigen Begegnungen mit Indianern waren ausnahmslos friedlich verlaufen und auch dieses Zusammentreffen mit sieben Sioux machte keine Ausnahme. Doch die Krieger, die sich ihrem Camp nun näherten, entsprachen schon eher dem Bild jener edlen Wilden, das durch die Gazetten und billigen Heftchenromane der Ostküste geisterte. Es waren muskulöse junge Männer auf gefleckten Ponys, bekleidet mit Mokassins und Lederschurz und gut bewaffnet mit Lanzen, Pfeil und Bogen. Sogar drei Gewehre trugen sie mit sich, die sie mit Federn und leeren Patronenhülsen in Glasperlbändern geschmückt hatten.
    Als sie heranritten, tauschten die Sioux Zeichen gegenseitiger Friedfertigkeit mit Peer Erickson aus und der Treckcaptain entnahm seinem Handbuch einige Brocken ihrer Sprache, mit denen er sie in ihrem Camp willkommen hieß.
    Die Sioux hatten keineswegs bei ihnen haltgemacht, um sich mit den weißen Männern zu einem Palaver zusammenzusetzen. Nein, wie üblich bestand der einzige Grund darin, von den Durchziehenden möglichst viel Tabak sowie ein paar Eisenwaren und alte Kleidung zu erhalten. Allen war daran gelegen, sich gut mit den Kriegern zu stellen, weshalb jeder bereitwillig seinen Teil dazu beitrug, als es darum ging, Tabak und andere bescheidene Geschenke einzusammeln.
    Die Overlander waren mittlerweile so an Begegnungen mit Indianern gewöhnt, dass sie sich gar nicht weiter mit ihnen beschäftigten. So fiel es auch nur wenigen der Reisenden auf, dass die Sioux ihren Pferden und den anderen Tieren verstohlene Blicke zuwarfen, bevor sie sich wieder auf den Weg machten. Aber niemand dachte sich etwas dabei, denn inzwischen wussten sie, dass die Indianer keineswegs die rücksichtslosen Viehdiebe waren, als die sie oftmals verschrien wurden. Auf ihrer bisherigen Reise hatte keine einzige Indianergruppe, der sie begegnet waren, einen Versuch unternommen, ihnen Tiere durch Tauschgeschäfte abzuluchsen oder sie gar zu stehlen.
    Zwei Tage später kampierten sie in einem zerklüfteten Gelände, nur einige Meilen westlich einer merkwürdig verwitterten und gewundenen Gesteinsformation, die mit ihren vorspringenden Felsbrüstungen, turmähnlichen Gebilden, Klippen und Einkerbungen auch als »Das Gibraltar des Westens« bezeichnet wurde. Der Lagerplatz selbst lag an einem kleinen Fluss und in der Nähe gab es einige Baumgruppen sowie ausreichend Gras für ihre Pferde und das Vieh.
    Die vergangenen Tage hatten Mensch und Tier viel abverlangt und so manch einer überlegte inzwischen, welchen Teil seiner Ausrüstung er entbehren und vom Wagen werfen konnte, um es seinen Ochsen leichter zu machen. Doch die Stimmung im Lager war dennoch gut, denn sie alle waren stolz, den

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