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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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und ihre beharrliche Auflehnung gegen das, was längst tiefe Wurzeln in ihrem Herzen und ihrer Seele geschlagen hatte. Erst jetzt ließ sie die Bewunderung zu, die sie für Patricks Offenheit und sein Geständnis am Chimney Rock empfand. Doch fühlte er noch immer so? Vielleicht hatte sie die Chance auf ein Glück mit ihm ja bereits endgültig verspielt. Éanna fühlte neue Verzweiflung in sich aufsteigen. Sie hatte keine Ahnung, was sie nun tun und wie sie Patrick das alles erklären sollte. Sie konnte doch nicht einfach zu ihm gehen und ihm sagen, dass sie die ganze Zeit trotzig gegen ihre Liebe zu ihm angekämpft hatte, sich jetzt aber ihrer Gefühle sicher sei!
    Aber wie dann?
    Patrick hielt weiterhin Abstand von ihr, obwohl ihm sicherlich aufgefallen war, dass sie ihren Schlafplatz nicht mehr mit Brendan teilte, sondern abends ihr eigenes Zelt neben dem Wagen aufschlug. Dennoch achtete er auf Distanz, so wie er es ihr versprochen hatte. Wenn es für sie beide eine Zukunft geben sollte, das hatte er ihr dort unmissverständlich zu verstehen gegeben, dann würde sie den ersten Schritt machen müssen.
    Éanna wünschte sich nichts sehnlicher. Doch nun, da sie sich entschieden hatte und ihr Herz frei war, fehlten ihr der Mut und die richtigen Worte.

Zweiunddreißigstes Kapitel
    War ihre Kolonne auf der offenen Prärie bei günstigem Gelände oftmals gute vierzig Wagen breit, aber nur einen Prärieschoner lang gewesen, so gehörte diese Marscherleichterung hinter Fort Laramie ein für alle Mal der Vergangenheit an. Der schmale Trail hinauf in die sich vor ihnen auftürmende Bergwelt zwang einen Wagen hinter den anderen und sorgte dafür, dass die Overlander samt ihrem Vieh und ihrer Ausrüstung mit einer hellen, feinen Staubschicht bedeckt waren, die vom Treck aufgewirbelt wurde.
    Es war eine grässliche Mühsal, eine Steigung nach der anderen anzugehen und nach jeder hart erkämpften Kuppe einen nicht weniger steilen Abhang vor sich zu sehen. Die tief gestaffelten Bergzüge wollten und wollten einfach kein Ende nehmen.
    An manchen Tagen schafften sie nicht einmal zehn Meilen. Bei den Wagen, die nicht aus gut abgelagertem Holz gefertigt waren, schrumpften durch die anhaltende Trockenheit und Hitze die Räder, sodass die Eisenbänder von ihnen abfielen. Achsenbrüche wurden fast zur Gewohnheit und einige Male konnten die Overlander nur knapp verhindern, dass bei einem besonders steilen Abstieg ein Wagen außer Kontrolle geriet und die Zugtiere mitriss. Die Pannen machten lange Arbeitspausen nötig, bei denen aus Salbeibüschen und anderem Brennholz ein kräftiges Feuer entfacht werden musste, um in der Glut die Eisen zu erhitzen und wieder auf die Räder aufzuziehen. Beim Abkühlen zogen sie sich zusammen und saßen dann wieder fest auf dem Holz. Die Reisenden mussten größte Sorgfalt darauf richten, dass die Eisenbänder weder zu schwach noch zu stark erhitzt waren, wenn man sie wieder anbrachte. Denn waren sie schon zu sehr erkaltet, rutschten sie bald wieder vom Rund. Glühten sie jedoch zu stark, ließen sie das Holz unter ihrem Druck beim Erkalten bersten.
    Und wenn diese Probleme beseitigt waren, stellten sich bald andere ein, die das Vorankommen behinderten. Etwa mit jenen Ochsen, die nicht aus der kräftigen und widerstandsfähigen Zucht von Missouri stammten, sondern von ihren Besitzern aus dem Osten mitgebracht worden waren. Nicht wenige zeigten sich den Strapazen nicht gewachsen oder verletzten sich in ihrem angegriffenen Zustand so sehr, dass sie geschlachtet werden mussten.
    Auch das Wetter setzte Mensch und Tier zu und erschwerte mit seinen extremen Schwankungen ihren Marsch. Eine lange Zeit waren die Tage heiß und trocken, während die Nächte in sechs- bis siebentausend Fuß Höhe eine fast frostige Kälte brachten. Und dann stürzte plötzlich ganz unverhofft ein heftiger Regenschauer auf sie nieder, sodass sie für die nächsten Stunden triefend vor Nässe mit ihren Wagen von einem Morastloch in das andere gerieten und kaum noch vorwärtskamen.
    Dass es auch den Trecks vor ihnen nicht besser ergangen war, sahen die Overlander, wenn sie sich links und rechts des Trails umsahen. Das Gelände ähnelte mittlerweile einem sich meilenweit hinziehenden, verlassenen Trödelmarkt, über den ein Wirbelsturm hinweggefegt war. Überall fiel der Blick auf ein unglaubliches Sammelsurium aus zurückgelassenen, Wind und Wetter preisgegebenen Möbelstücken. Auch andere Dinge waren von den Siedlern vor ihnen von

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