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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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wehmütig, als sie beide den geschmückten Wagen nachblickten. »Aber die wird es für uns wohl nicht geben, ganz egal unter welchem Himmel.«
    Éanna blieb stumm, doch in diesem Moment wusste auch sie mit endgültiger Gewissheit, dass es für sie beide niemals eine Hochzeitsnacht geben würde. Die Sicherheit, mit der dieser Gedanke plötzlich in ihr ruhte, ließ eine gewaltige Erleichterung aufsteigen. Und gleichzeitig wünschte sie, Brendan würde sie wie früher zärtlich in seine Arme nehmen, damit sie sich gegenseitig über den bitteren Abschied hinwegtrösten konnten, den sie voneinander nehmen mussten.

Einunddreißigstes Kapitel
    Im Morgengrauen holten die Männer die geschmückten Wagen ins Lager zurück, wo die beiden Paare mit großem Hallo begrüßt wurden. Mit roten Gesichtern kletterten Emily und Liam sowie Rebecca und James aus ihren plumpen Brautgemächern.
    »Na, habt ihr gut geruht?«, fragte Agnes Russell augenzwinkernd.
    »Die werden heute einen schweren Tag vor sich haben bei dem wenigen Schlaf, den sie bekommen haben!«, frotzelte ein anderer.
    »Fang du jetzt bloß nicht auch noch an«, raunte Emily, als sie mit schamhaft gesenktem Blick zu Éanna kam. »Schrecklich, dass jeder, der einen ansieht, weiß, was wir … was wir da draußen gemacht haben.«
    »Das lässt sich nach einer Hochzeitsnacht wohl kaum vermeiden«, sagte Éanna. »Hauptsache ist doch nur, dass es schön für euch gewesen ist.«
    »Oh ja, das war es!«, versicherte Emily strahlend. »Liam war so lieb und behutsam. Und danach, als …« Sie brach schnell ab, biss sich auf die Lippen und gab dann einen langen Seufzer von sich. »Ach, Éanna, ich wünsche ja so sehr, dass es auch für dich einmal so sein wird!«
    Éanna stiegen Tränen in die Augen und sie wollte ihrer Freundin erzählen, dass sie ihre Hochzeitsnacht mit Sicherheit nicht in Brendans Armen erleben würde. Doch in diesem Moment hörten sie aufgeregte Rufe, dass ein Indianer sich dem Camp näherte.
    Brendan und Éanna trauten ihren Augen kaum, als sie sahen, dass es sich dabei um den Sioux handelte, der sie tags zuvor am Tor des Forts angesprochen hatte. Er war mit sechs Pferden erschienen, um das Tauschgeschäft perfekt zu machen.
    »Schwester von Bleichgesicht für sechs Pferde, so hat weißer Mann gesprochen«, sagte er ernst.
    »Das darf doch nicht wahr sein! Das ist ein Scherz gewesen, Rothaut«, teilte Bendan ihm nervös mit. Doch das Wort Scherz gehörte offenbar nicht zu dem begrenzten englischen Vokabular, das der Sioux beherrschte. Würdevoll legte er seine flache Hand auf die Brust und versicherte: »Schwarzer Biber nimmt Schwester von Bleichgesicht zur Squaw. Sie es haben gut im Wigwam von Schwarzer Biber.«
    »Das mag sein, mein Bester«, erwiderte Brendan darauf mit einem gequälten Grinsen. »Aber diese Frau ist nicht meine Schwester und selbst wenn sie es wäre, würde ich sie nicht für sechs Pferde an eine Rothaut verschachern!«
    Brendan unterstrich seine Worte mit einem energischen Kopfschütteln, doch der Indianer schien davon wenig beeindruckt. Inzwischen hatte es sich in Windeseile herumgesprochen, was Brendan mit seiner unbedachten Bemerkung angerichtet hatte, und immer mehr Overlander strömten neugierig herbei. Alle wollten sehen, wie er sich aus dieser unangenehmen Situation herausmanövrierte.
    »Gute Pferde!«, beteuerte der Sioux, ohne seinen Ernst und seine Ruhe zu verlieren. »Weißer Mann wird keine besseren finden. Nicht dort, wo die Sonne erwacht, und nicht dort, wo die Sonne sich niederlegt.« Dabei vollführte er mit ausgestrecktem Arm eine bedächtige, aber zugleich geschmeidige Bewegung, die das weite Land vom östlichen Horizont bis hin zu den Laramie Mountains im Westen einschloss.
    »Das will ich dir glauben, Schwarzer Biber«, sagte Brendan und wurde langsam ungeduldig. »Aber ich habe doch gerade gesagt, dass daraus nichts wird. Éanna steht nicht zum Verkauf. Also hör mir zu und such dir woanders eine Squaw!« Und damit ließ er den Sioux mitsamt seiner Pferde vor der Wagenburg stehen.
    Alle dachten, die Angelegenheit wäre damit erledigt. Doch sie irrten sich. Denn der Sioux dachte nicht daran, die Hoffnung auf eine junge weiße Frau so leicht aufzugeben. Er glaubte wohl, Brendan täuschte seine Meinungsänderung nur vor, um den Preis hochzutreiben. Und so folgte er ihrem Wagenzug, als dieser sich wieder auf den Trail begab. Er hielt zwar respektvollen Abstand, doch wann immer die Overlander einen Blick zurückwarfen,

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