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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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goldbraunes, seidiges Haar. Mit den Fingerknöcheln strich er über ihre Wange und sah, wie die Schatten ihrer Wimpern sich mit den tiefen Schatten unter ihren Augen mischten.
    Bis ihre Tante kam. Reid ließ sich von der geschäftigen, verängstigten alten Glucke aus dem Zimmer treiben. Er war ihr sogar dankbar, weil sie ihn davon abhielt, etwas Dummes zu tun, zum Beispiel, Cammie einen Abschieds k uss zu geben.
    Sein Jeep stand vor dem Haus, doch er vergaß ihn. Er verließ das Haus durch die Hintertür und wandte sich automatisch dem Wald zu.
    Die Dunkelheit, die ihn aufnahm, war irgendwie tröstlich. Er blieb nicht stehen, er ging zwischen den Bäumen hindurch, überquerte Bäche, scheuchte wilde Tiere auf, die sich im Dickicht versteckt hatten, und stürmte tiefer und tiefer in die kühle, alles überdeckende Dunkelheit.
    Schließlich hielt er erschöpft an. Jeder Atemzug schmerzte in seinen Lungen, die keuchenden, mühsamen Atemzüge dröhnten in seinen Ohren. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust, Schweiß drang aus jeder Pore. Seine Schritte waren nicht mehr sicher, seine Knie gaben nach.
    Er stolperte. Mit beiden Händen versuchte er sich zu halten und griff nach einer Ranke des Sägedornstrauches. Der Schmerz in seiner Hand drang durch den Nebel in seinem Gehirn.
    Er sank zu Boden, als sei er es gewesen, den das Messer getroffen hatte. Es hatte keinen Zweck, noch weiterzugehen, er konnte nicht vor dem Schrecken davonlaufen, genauso wenig , wie er ihn vergessen konnte.
    Seine Brust schmerzte, als würde sein Herz sich auflösen in dem brennenden Strom ungeweinter Tränen. Er würde sie nicht rinnen lassen, dafür war es zu spät. Er würde sie in seiner Brust verschließen, genauso wie all seine Pläne, all seine liebevollen Träume.
    Es war sein Fehler gewesen, das wusste er nur zu gut.
    Er hätte nie versuchen dürfen, einem Menschen so nahezukommen, hätte nie daran denken dürfen, mehr zu wollen, als man ihm gewährt hatte.
    Töten, verletzen, das war alles, was er konnte. Vielleicht war er wirklich zu nichts anderem nütze.
    Das, was er sich am meisten gewünscht hatte, war, Cammie zu lieben und sie zu beschützen. Doch die beste Art, das zu bewerkstelligen, war, sich von ihr fernzuhalten, weit weg von ihr zu bleiben.
    Diesmal würde er es schaffen, und wenn es ihn umbrachte.
    Und das lag durchaus im Bereich des Möglichen.

Hewlett-Packard
    20. Kapitel
    Im Schlafzimmer war es dämmrig, als Cammie die Augen öffnete. Lange lag sie ganz still und erlaubte es ihren Gedanken, ihren Körper einzuholen. Sie erinnerte sich daran, immer wieder aufgewacht zu sein, man hatte ihr Medizin gegeben, Tabletten, die sie mit Wasser hatte schlucken müssen. Ihre Tante Sara war dagewesen. Eigenartig.
    Abrupt kam die Erinnerung zurück. Sie wandte den Kopf und erwartete, Reid neben sich sitzen zu sehen. Doch niemand war im Zimmer. Er war hiergewesen, das wusste sie, es schien, als fühle sie noch immer den Druck seiner Hand auf ihrer.
    Doch das konnte nicht sein. Sie hatte die ganze Nacht geschlafen und auch den größten Teil des Tages. Als sie Reid zum letzten Mal gesehen hatte, war es draußen dunkel gewesen.
    Langsam hob sie die Hand und legte sie auf den Verband auf ihrer Brust. Die Berührung schmerzte, doch war es kein Grund, einen solchen Aufruhr um sie zu machen. Ihr Rücken schmerzte vom Liegen.
    Sie rollte auf die Seite und setzte sich auf. Die Wunde schmerzte ein wenig, doch nichts Dramatisches geschah. Sie stand auf und ging vorsichtig zum Fenster hinüber. Sie war zwar nicht sehr sicher auf den Beinen, aber das schien eher die Wirkung des Schmerzmittels zu sein. Sie war nicht an starke Tabletten gewöhnt, das höchste, was sie nahm, war Aspirin.
    Hinter den weißen Gardinen war der Abend schwül und ruhig. Eine graublaue Wolkenbank schob sich über die Bäume hinweg, das schwindende Licht hatte einen grünlichen Schein, als würde sich das satte Grün des Grases und der Blätter in der feuchten Luft wie durch ein Prisma spiegeln. Es würde bald regnen, vielleicht würde es sogar ein Gewitter geben.
    Als sie auf die Bäume des Wildreservates starrte, überkam sie eine eigenartige innere Unruhe. Wo war Reid? Warum hatte sie ihn heute noch nicht gesehen? Er war so verstört gewesen, so verzweifelt und in sich zurückgezogen.
    Sie war schuld an dieser ganzen Sache. Er hatte ihr die Regeln erklärt, und sie hatte sie nicht befolgt. Sie war so überrascht gewesen, ihn zu sehen, so fasziniert von dem, was er in

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