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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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des Raumes. Die Neville Brothers waren auch da und genossen die Gesellschaft. In der Nähe der großen Fenster hielt Harry Connick jr. Hof, nicht weit von der Tür entfernt, falls es sich ergab, dass er schnell wieder verschwinden musste . Die bekannten Gesichter örtlicher Fernsehgrößen waren in der Menge zu entdecken. Es wurde erzählt, dass auch Anne Rice kommen würde, und eine ein wenig berauschte Matrone der Gesellschaft nahm Wetten darauf an, ob sie schwarz gekleidet sein würde. Die Leute von der CODOFIL, die meisten von ihnen Staatsbeamte und Lehrer oder Leute mit Verbindungen zu den alten französischen Emigranten, fielen auf durch ihre Unauffälligkeit.
    Da man in New Orleans war, lag der Schwerpunkt auf dem Essen. Es bestand aus den üblichen riesigen und wunderschön arrangierten Fruchtkörben, den silbernen Schüsseln mit Cru- dites mit dazu passenden Dips, und dazu gehörten natürlich auch die Küchenchefs mit ihren hohen Mützen, die Fleisch von riesigen Keulen mit Roastbeef schnitten und es in winzige Brötchen schoben. Es gab auch gekochte neue Kartoffeln, aufgeschnitten und mit Sauerrahm bedeckt, der mit Kaviar besprenkelt war, Austern in halben Schalen, gebackene Austern, mit Speck umwickelt, herzhaft gewürzte gekochte Shrimps, kleine Krabbenröllchen und noch mindestens ein Dutzend andere Köstlichkeiten.
    Wein und härtere Getränke wurden großzügig von weißgekleideten Kellnern ausgeschenkt. Eine Jazzband spielte draußen im Garten eine Mischung aus langsamen und schnellen Stücken, während im Haus ein Streichquartett Verdi und Mozart zum besten gab.
    Diese Party unterschied sich nur wenig von den Hunderten anderer Partys, die Cammie in New Orleans mitgemacht hatte. Das Erstaunlichste jedoch war, wie Reid sich in dieser Gesellschaft verhielt. Er ging zusammen mit ihr durch den Raum, ohne befangen zu wirken, er machte auch keine Anstalten, sich mit dem Rücken zur nächsten Wand zu stellen und dort stehenzubleiben, eine Angewohnheit der meisten Männer aus den Südstaaten, wenn sie sich einer unangenehmen Situation gegenübersahen. Er lächelte und wirkte entspannt, ganz gleich, wem er begegnete, er regte Unterhaltungen an und vertrat sicher seinen Standpunkt. Die wenigen Worte Französisch, die man hier und da unvermeidlich zu hören bekam, verstand er nicht nur mühelos, bei verschiedenen Gelegenheiten benutzte er sie sogar selbst.
    Die Veränderung in ihm verwirrte Cammie. Immer wieder musste sie ihn ansehen, insgeheim verglich sie ihn mit dem Mann aus den Wäldern. Sie war so sicher gewesen, dass er eher ein Prolet war, nicht gänzlich ungebildet oder gesellschaftlich unpassend, aber doch sicher ohne das geringste Interesse oder die Kenntnis der Sprache der Diplomatie.
    Reid, der ihre verstohlenen Blicke wohl bemerkt hatte, als sie zur Abwechslung einmal allein in der Nähe der offenen Terrassentüren standen, die die Nachtluft in den Raum ließen, warf ihr sekundenlang einen fragenden Blick zu. Dann aber umspielte seinen Mund ein mildes Lächeln.
    »Botschaftspartys«, meinte er und zuckte mit den Schultern, als wäre nichts dabei, dass er ihre Gedanken gelesen hatte. »Ich war mehrere Jahre lang oft in Washington. Ein guter Freund von mir ist Franzose aus Tel Aviv, jetzt lebt er in New York.«
    »Hast du mit ihm während der Intifada zusammengearbeitet?« fragte sie.
    Sein Lächeln verschwand, sein Gesicht war völlig bewegungslos, und seine Augen nahmen eine blaugraue Farbe an, wie polierter Stahl. Als er dann sprach, klang seine Stimme so rauh und so scharf, als würde man ein Schwert aus der Scheide ziehen.
    »Woher weißt du das?«
    »Aus der Gerüchteküche«, beeilte sie sich ihm zu versichern. »Ist das falsch?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Nein«, antwortete er nach einer Weile, und seine Stimme klang tonlos. »Nein, aber manchmal vergesse ich, wie genau sie sein kann.«
    Etwas lag in seiner Stimme, das ihre Neugier weckte. Sie legte ihren Kopf ein wenig schief und fragte: »Warst du lange in Israel?«
    »Lange genug.«
    Es schien, als klappte in seinem Kopf ein Visier herunter und verwehrte Cammie den Zugang zu ihm. Es wäre nutzlos, würde sie jetzt noch weiter versuchen, in ihn einzudringen; er würde ihr sowieso kein einziges Wort mehr verraten, als er sie wissen lassen wollte.
    Es war eigenartig, aber diese inneren Schranken, dieser harte innere Kern, zu dem ihr der Zugang verwehrt wurde, erweckte Respekt in ihr, und auch wenn sie den Wunsch verspürte zu testen, wie

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