Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
meines Vaters, war immer sehr in Abwehrstellung, wenn davon gesprochen wurde, sie war eine gute, christliche Frau, pflichtbewußt und solchen Sachen gegenüber natürlich voller Abneigung. Meine Mutter war da schon toleranter, aber es ging dabei ja auch nicht um ihre Seite der Familie. Auf jeden Fall scheint des Pudels Kern zu sein, dass Lavinia in ihrer Ehe nicht glücklich war. Sie war zehn oder zwölf Jahre jünger als Horace, und sie tanzte und sang für ihr Leben gern. Er war der Meinung, dass ein Mann - oder auch eine Frau - nur nach harter Arbeit zu beurteilen war und dass die Kirche für jeden genügend Abwechslung bot. Sie hatten einen kleinen Sohn, den Lavinia über alle Maßen liebte und mit dem sie spielte wie mit einer Puppe. So war die Lage, als die Holzfäller in die Gegend kamen.«
    Als Reid nun verständnisvoll nickte, sprach Cammie weiter. »Die Holzhandelsfirmen kamen aus dem Osten, wo man den Wert des Holzes kannte. Die Farmer in der Gegend hier waren froh, dass jemand anderer für sie die riesigen Bäume fällte und das Holz mit Ochsengespannen wegschaffte, ihnen waren die Bäume nur im Weg. Leute wie Horace Greenley boten den Holzfällern ihre Gastfreundschaft an, das war zu diesen Zeiten selbstverständlich, denn es gab keine Hotels, und die Gasthäuser waren schon sehr schnell überfüllt. Justin Sayers war einer der Männer, die auf Evergreen wohnten.«
    »Ich glaube, ich beginne zu verstehen, was passiert ist«, meinte Reid.
    »Ich denke, es war nur natürlich«, stimmte Cammie ihm zu. »Greenley behandelte die Holzfäller wie die Könige. Es gab Tanzabende, Boxkämpfe und alle Arten von Volksfesten; alle machten mit bei dem Vergnügen, sogar die Geistlichen. Die Holzfäller unterschieden sich so sehr von den Farmern, die die jungen Frauen kannten. Es gab eine oder zwei ungewollte Schwangerschaften und auch ein paar überstürzte Hochzeiten. Und dann waren die großen Bäume alle geschlagen, bis auf einige wenige in den Sümpfen, die man nur schwer erreichen konnte, oder auf einigen Flächen, die Menschen wie zum Beispiel Horace aus anderen Gründen nicht abholzen wollten. Die Holzfäller zogen weiter. Und als sie gingen, verließ Lavinia die Stadt mit Justin.«
    »Einfach so?«
    Cammie runzelte die Stirn. »Oh, ich bezweifle, dass das einfach war oder dass sie keinen Schmerz dabei empfand. Ich weiß, dass es ihr nicht leichtfiel, denn nach einem Jahr des Herumziehens mit Justin nach New York, Chicago und Saratoga und nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Familie in Vermont kehrte sie nach Greenley zurück. Horace nahm sie wieder auf, und alle fanden, es wäre sehr edelmütig von ihm. Obwohl sich erst später herausstellte, dass es eine hinterhältige Rache von ihm war, denn er hatte sich heimlich bereits von ihr scheiden lassen.«
    »Und dann kam Justin auch zurück«, sagte Reid, als Cammie nicht weitersprach.
    »Ja«, stimmte sie ihm zu. »Ich habe mich immer gefragt, warum er das wohl getan hat.«
    »Lavinias wegen natürlich. Er hatte sie schon einmal dazu gebracht, mit ihm wegzugehen, und er glaubte vielleicht, es würde ihm noch einmal gelingen.«
    Reids Sicherheit bei diesen Worten ist wirklich interessant, überlegte Cammie. Würde er auch so handeln, wenn er eine Frau haben wollte?
    »Nun, Justin ist nie wieder weggegangen«, sprach sie weiter. »Auch später nicht, als er mit einer anderen verheiratet war.«
    »Über einen Grund für sein Bleiben habe ich die Leute reden hören«, meinte Reid. »Wie es schien, gefiel ihm das milde Klima und die leichtfertige Lebensart der Menschen im Süden. Außerdem war noch immer eine ganze Menge Holz in dieser Gegend übrig, und er war schließlich Holzfäller, ganz zu schweigen davon, dass ihm die Geschäftstüchtigkeit der Yankees im Blut lag und er nichts dagegen hatte, Geld zu verdienen.«
    Sie starrte in dem schwachen Licht auf seine Silhouette. »Ich wollte nicht andeuten, dass etwas damit nicht in Ordnung gewesen wäre oder damit, eine Gelegenheit zu ergreifen, wenn sie sich einem bietet.«
    Reid gab ein kleines Geräusch von sich. »Justin war ein empfindlicher Mann, wenigstens habe ich das immer gehört. Genau wie sein Urenkel.« Er hielt inne. »Wo waren wir doch gleich?«
    Es dauerte einen Augenblick, ehe Cammie weitersprach. »Und das ist der Zeitpunkt, an dem die Ereignisse ein wenig verschwommen werden. Lavinia war schwanger, als Justin nach Greenley zurückkam, und offensichtlich zählten alle Leute an den Fingern ab, wer wohl

Weitere Kostenlose Bücher