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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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der Vater des Kindes war. Vielleicht hat sie sich einfach geweigert, ihr kleines Kind noch einmal zu verlassen, oder sie versuchte nur, das Richtige zu tun. Auf jeden Fall suchte Justin sich eine andere Frau und heiratete sie dann auch. Ein paar Wochen später brachte Lavinia ein kleines Mädchen zu Welt.«
    »Und diejenigen, die nachgezählt hatten, zu welchem Schluß sind sie gekommen?« fragte Reid. »Ich frage nur, weil ich gern wissen möchte, ob einige meiner Cousins vielleicht gar nicht meine Cousins sind.«
    »Niemand weiß das«, antwortete Cammie. »Ich nehme an, es war wohl zu knapp, um es genau festzustellen. Auf jeden Fall haben die folgenden Ereignisse die Leute auch nicht weiter darüber spekulieren lassen. Als das Baby erst ein paar Wochen alt war, fand man Horace tot auf dem Baumwollfeld, mit einer Kugel im Kopf. Er hatte eine Pistole in der Hand, aber alle behaupteten, er sei ein viel zu gottesfürchtiger Mann gewesen, um sich das Leben zu nehmen. Die meisten Leute nahmen an, dass Lavinia ihn erschossen hatte.«
    Reid pfiff leise durch die Zähne. Nach einem Augenblick sagte er: »Sie ist aber nie dafür verhaftet worden, soweit ich weiß.«
    Cammie zog die Knie an und schlang die Arme darum, dann schüttelte sie den Kopf. »Sie war die trauernde Witwe, und sie hatte gerade erst ein Kind bekommen; ihre Familie war gesellschaftlich bedeutend, und es gab keine Beweise. Wie es scheint, schafften es Frauen wie sie in den alten Tagen sogar manchmal, mit einem Mord davonzukommen. Vielleicht, weil sie selten ohne triftigen Grund handelten.«
    »Glaubst du, sie hat es getan? Ich meine, glaubst du, sie ist einfach so davongekommen?« Reids Stimme klang neugierig, dennoch war ein nachdenklicher Unterton herauszuhören.
    »Ich bin nicht sicher«, meinte Cammie langsam. »Es scheint so unwahrscheinlich. Und dennoch, was wäre passiert, wenn sie herausgefunden hätte, was Horace getan hat? Wenn sie nun erfahren hätte, dass sie bereits frei war, als Justin zu ihr zurückkommen wollte, dass Horace es ihr aber verschwiegen hatte ? Ich glaube, an ihrer Stelle hätte ich auch daran gedacht, einen Mord zu begehen.«
    »Vielleicht hat ja Justin Horace aus den gleichen Gründen umgebracht«, bemerkte er. »Vielleicht hat Lavinia herausgefunden, dass er es getan hat, aber sie konnte nicht damit leben, und deshalb sind die beiden nicht wieder zusammengekommen.«
    »Du glaubst, sie hätte ihn gedeckt, weil sie wusste , dass man sie nicht für den Mord verurteilen würde?«
    »Der Gedanke gefällt mir nicht sehr, aber es wäre schon möglich«, stimmte er zu.
    »Aber das erklärt noch lange nicht, warum sie ihm das Land gegeben hat. Warum hat Lavinia das Grundstück Justin überschrieben?«
    Reid wandte ihr den Kopf zu. »Du bezweifelst also nicht, dass sie es getan hat?«
    »Eigentlich nicht. Justin war offensichtlich all die Jahre fest davon überzeugt, dass das Land ihm gehört, denn sonst hätte er doch nie die Sägemühle dort gebaut.«
    »Vielleicht waren die beiden ja stille Partner?« schlug er vor. »Es geschehen manchmal die eigenartigsten Dinge.«
    »Es kann aber auch sein, dass Lavinia sich schuldig fühlte, als Justin Horace erschoß, weil sie ihn dazu getrieben hatte.«
    Reid neben ihr erstarrte. »Keiner meiner Urgroßväter hat sich je für so etwas bezahlen lassen, wenn du das meinst.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint«, lenkte Cammie vorsichtig ein. »Aber wenn nun die beiden zusammen ...«
    »Nein. Ich glaube nicht, dass sie kaltblütig jemanden umgebracht haben. Vielleicht in einem Streit über die ganze Sache, das wäre möglich, aber nicht, um Lavinias Mann loszuwerden. Justin war ein regelrechter viktorianischer Patriarch, aufrecht, stolz, störrisch, nicht sehr flexibel ...«
    »Eigentlich genau wie Horace, nur jünger und besser aussehend«, warf Cammie belustigt ein. Und als Reid fragend den Kopf neigte, fügte sie hinzu: »Ich habe ein Bild von Justin gesehen, im Stadtarchiv. Du siehst ihm sehr ähnlich.«
    »Ich würde ja sagen, danke schön, aber ich bin mir nicht sicher, dass es ein Kompliment sein sollte.«
    Sie war sicher, aber es schien ihr besser, es nicht zuzugeben. Während er von ihr wegsah, verlagerte sie ihr Gewicht, und ihre Schultern berührten einander. Durch ihre Windjacke hindurch fühlte sie die Wärme, die von seinem Körper ausging, und auch die festen Muskelstränge an seinem Arm. Es schien, als erwiderte er den Druck ihres Armes, als stütze er sie wortlos.
    Cammie

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