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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wich leicht zurück und leckte sich mit der Zungenspitze über ihre plötzlich trockenen Lippen, dann sagte sie: »Nun ja, ich denke, wir werden die genauen Einzelheiten wohl nie herausfinden. Lavinia könnte vielleicht sogar versucht haben, Justin in der Nähe zu behalten, oder vielleicht hat sie ihm das Land gegeben im Tausch dafür, dass er Holz für sie geschlagen hat. Oder vielleicht hat sie es sogar für Greenley getan, aus ihrem guten Herzen heraus, weil sie glaubte, die Stadt könnte die Industrie gut gebrauchen. Offensichtlich war sie ein selbstloser Mensch. Wusste st du eigentlich, dass sie einige Jahre später dreihundert Morgen Land dem Staat zur Verfügung gestellt hat, als Grundstock für das Wildreservat?«
    »Und die Sayers-Hutton Tüten- und Papierfabrik hat seit dieser Zeit dem Reservat immer wieder noch mehr Land zur Verfügung gestellt. Wusste st du das?«
    Sie runzelte die Stirn. »Das habe ich nicht gewusst .«
    »Eine Familientradition. Das Land summierte sich schließlich auf dreißigtausend Morgen - abzüglich der dreihundert Morgen von Lavinia und der Anzahl, die von anderen Landbesitzern dazugekommen ist, natürlich.« Er lachte kurz auf. »Der Staat mag das Land zwar nicht besitzen, sondern nur für die Verwaltung des Reservates zuständig sein, aber ich möchte mal sehen, was passieren würde, wenn es jemand wagen sollte, auch nur einen Zentimeter dieser Fläche aus dem Programm herauszulösen.«
    »Ich würde das nie tun, selbst wenn ich es könnte. Niemand wird versuchen, die Spechte im Reservat auszurotten.«
    »Ich werde ganz sicher nicht versuchen, Spechte auszurotten«, sagte Reid mit Nachdruck.
    Sie sah nicht einmal zu ihm hin. »Das hörte sich neulich aber ganz anders an.«
    »Himmel, Cammie, du bringst mich dazu, dass ich mir wünsche ...« Er hielt inne und zog scharf die Luft ein.
    Die Spannung zwischen ihnen hatte schon die ganze Zeit existiert. In der plötzlichen Stille schien sie ein Eigenleben zu entwickeln. Cammie fühlte, wie sie über ihre Haut strich, in ihre Adern drang. Die Muskeln ihres Bauches zogen sich zusammen, und ihre Schenkel spannten sich an. Ihr Mund prickelte wie bei einer plötzlichen vermehrten Blutzufuhr, die ein Kuss hervorrief. Sie wusste instinktiv, dass Reid die Hand nach ihr ausstrecken würde, wenn sie sich bewegte, wenn sie nur ein Wort sagte. Es traf sie wie ein Schock, als ihr klar wurde, wie sehr sie sich wünschte, seine nur mühsam aufrechterhaltene Kontrolle zu durchbrechen, wie schwer es ihr fiel, sich zurückzuhalten.
    Als er wieder sprach, schien seine Stimme von weit her zu kommen. »Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust«, sagte er.
    »Was für einen?« Ihre Stimme klang nicht sehr fest.
    »Gestatte mir, mit Keith über diese Sache mit dem Land zu reden, ehe du ihm sagst, was du herausgefunden hast. Ich weiß, es ist eine ganze Menge, was ich von dir verlange, aber ich möchte gern wissen, welche Ausrede er dafür findet, dass er es mir nicht gesagt hat.«
    »Warum sollte ich das tun?« fragte sie und legte den Kopf ein wenig schief.
    »Lediglich, um meine Neugier zu befriedigen«, meinte er mit einem Anflug von Humor. »Wirst du es tun?«
    Wenn er mit ihr gestritten oder es ihr befohlen hätte, hätte sie sich geweigert. Aber wie die Dinge standen, schien seine Bitte gar nicht so abwegig zu sein.
    »Warum nicht?« fragte sie.
    Reid kam am nächsten Morgen eine Stunde früher in der Papierfabrik an. Es wurde ihm langsam zur Gewohnheit; er hatte herausgefunden, dass er in der ersten Stunde genausoviel Arbeit erledigen konnte wie den Rest des Morgens. Immer öfter kamen die Aufseher der Fabrik oder auch das andere Personal mit ihren Problemen und Vorschlägen zu ihm, weil sie feststellten, dass man mit ihm gut reden konnte und dass er der Sohn seines Vaters war.
    Reid war stolz auf das wachsende Vertrauen, das man ihm entgegenbrachte. Und gleichzeitig fühlte er sich schuldig, weil er daran dachte zu verkaufen.
    Das stimmte natürlich nicht ganz. Es würde Garantien geben, die Fabrik würde so weiterarbeiten wie zuvor, sie würde nur noch größer und profitabler werden. Doch es gab immer wieder Momente, da blickte er zu den Bildern seines Vaters, seines Großvaters und seines Urgroßvaters Justin auf und fragte sich, ob sie die Dinge wohl genauso gesehen hätten, wie er es tat.
    Heute morgen schaffte er nicht sehr viel von seiner Arbeit. Er hatte die Gewinn- und Verlustrechnung und auch die Betriebsbilanz aus dem Tresor geholt

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