Verheißung Der Nacht
Mundwinkel und sah sich dann das Ergebnis an. Als er hörte, wie die Tür sich öffnete, sah er auf und zeigte dabei ein blutunterlaufenes Auge, das sehr schnell blau wurde.
»Was willst du?« fragte er undeutlich.
»Nichts, das nicht warten kann. Brauchst du einen Arzt oder jemanden, der dich ins Krankenhaus fährt?« Der angerichtete Schaden sah eher schmerzhaft aus als lebensbedrohlich, doch es bestand ja noch immer die Möglichkeit, dass er auch innere Verletzungen davongetragen hatte.
»Ich brauche gar nichts - ganz besonders nicht von dir«, murmelte Reith; es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen, während er die Hand auf seine Rippen preßte. »Mach, dass du rauskommst, und Lass mich allein.«
Es war offensichtlich, dass Reith nicht über den Vorfall reden wollte. Es war auch nicht schwer, sich den Grund dafür vorzustellen. Man hatte ihn zusammengeschlagen, und die Männer, die das getan hatten, waren nicht unbedingt Freunde von ihm. Reid nahm an, dass es sich um professionelle Schläger gehandelt hatte. Cammies Klagen über den verschwenderischen Lebensstil ihres Mannes und die Schlüsse, zu denen er selbst gekommen war, ergaben einen sehr interessanten Sinn.
Langsam kam wieder Farbe in Keiths Gesicht, wahrscheinlich war es die Wut, die seine Wangen erröten ließ. Reid starrte auf den schwachen, genusssüchtigen Mann, der mit Cammie verheiratet gewesen war, und war erstaunt, wie wenig Mitleid er für ihn fühlte. Aus Gründen, die er gar nicht weiter untersuchen wollte, wünschte er, dass er selbst auch einige der Schläge ausgeteilt hätte, die das Gesicht seines Gegenübers verunstaltet hatten.
Einen Augenblick noch betrachtete Reid den Mann vor sich, dann meinte er mit harter Stimme: »Wenn du so weit wiederhergestellt bist, um reden zu können, Hutton, dann wirst du vielleicht auch noch eine andere Warnung verstehen können, ob sie nun schmerzhaft ist oder nicht. Um Evergreen herumzuschleichen, kann ganz schön gefährlich werden. Ein Mann könnte ernsthaft dabei verwundet werden, wenn er nicht vorsichtig ist.«
Cammies Mann warf ihm einen höhnischen Blick zu. »Du bist gerade der Richtige - um so etwas zu sagen.«
»Das könnte man sagen«, stimmte Reid ihm zu und gab Keiths Worten eine ganz andere Bedeutung als die, die er beabsichtigt hatte. »Und ich würde dir raten, gut aufzupassen.«
»Cammie ist ... meine Frau. Sie wäre zu mir zurückgekommen, wenn ... wenn du nicht überall herumgeschnüffelt hättest.«
»Wenn du das glaubst, bist du ein noch größerer Dummkopf, als ich angenommen habe. Und da wir gerade davon sprechen, vielleicht kannst du mir eine Frage beantworten. Es würde mich wirklich interessieren zu erfahren, warum mir niemand etwas von dem Problem mit dem Eigentumsrecht für das Land erzählt hat, auf dem dieses Gebäude hier steht.«
Keith Hutton starrte ihn mit großen, glasigen Augen an,
ehe er sie schloss und dann aufstöhnte. »Jesus, was für ein Zeitpunkt, um jetzt damit anzukommen.«
»Dann weißt du also davon, das dachte ich mir. Was hattest du denn vor? Irgendwann einmal musste ich es sowieso erfahren.«
»Du ... du solltest mit Gordon darüber reden. Ja, genau, er kann dir alles darüber sagen.«
»Worüber?« Die Frage, herrisch, scharf und dennoch voll Sorge, kam von der offenen Tür. Gordon Hutton trat in das Zimmer. Als er den Zustand seines Bruders sah, preßte er die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Er wirbelte herum und schloss die Tür hinter sich. »Was ist hier los?«
Keith sah seinen Bruder mit einem Anflug von Angst in seinen wäßrigen Augen an. Er ließ das Taschentuch sinken und schlang beide Hände um seine schmerzenden Rippen. »Sayers ist sauer ... weil niemand ihm etwas davon gesagt hat, dass die Eigentumsurkunde über das Grundstück nirgendwo zu finden ist.«
Gordon Huttons Gesicht war ganz b l ass , seine Augen blickten kalt, als er Reid ansah. »Und du hast meinem Bruder gegenüber die Fäuste sprechen lassen? Wenn das deine Art ist, Geschäftsverhandlungen zu führen, dann ist es gut, dass du aus der Fabrik herauskommst!«
Reid zog eine Augenbraue hoch, doch noch ehe er etwas sagen konnte, sprach Keith: » Lass es gut sein, Gordie. Ich ... ich habe wahrscheinlich auch einige Dinge gesagt, die ich besser für mich behalten hätte. Auf jeden Fall hat Sayers doch auch etwas bei diesem Geschäft zu verlieren. Du kannst ihm doch sagen, wie es war, nicht wahr?«
Keith wollte offensichtlich vermeiden, dass sein Bruder erfuhr,
Weitere Kostenlose Bücher