Verheißung Der Nacht
die Flügeltüren zum See und zur Terrasse, die sich auf mehreren Ebenen bis zum Wasser hin erstreckte, gaben dem Raum einen Anflug von Anmut und Geschmack.
Das zumindest stimmte mit dem Club. Das Haus selbst musste dringend angestrichen werden, die Vorhänge im Haus waren zerschlissen, das Essen, das serviert wurde, war kaum angemessen. Der Swimmingpool und der Golfplatz waren zwar erhalten, aber es war schon Jahre her, seit die Tennisplätze einen neuen Belag erhalten hatten. Die Mitgliederzahl in diesem Club war schon seit einigen Jahren rückläufig, doch niemand schien sich daran zu stören. Die Tage, da es ein Statussymbol gewesen war, diesem Club anzugehören, schienen vorbei zu sein.
Es war gut möglich, dass die Mentalität, einem Country- Club angehören zu müssen, mit der Generation des Zweiten Weltkrieges ausstarb, die diese Art von Clubs hervorgebracht hatte. Doch noch eher war der langsame Abstieg des Clubs das Anzeichen einer stagnierenden Wirtschaft, einer sterbenden Stadt.
Cammie stand auf der überdachten Veranda des alten Wochenendhauses ihrer Familie auf der anderen Seite des schma len Seitenarms des Sees, dem Club gegenüber, und sah den Aktivitäten dort drüben zu. Sie sah die Laternen, die am Ufer entlang aufgehängt worden waren, und hörte die Musik, die über den See zu ihr herüber tönte. Dort drüben wurde eine Hochzeit gefeiert. Sie hatte der Trauung in der Kirche beigewohnt und war auch für einige Zeit aus Höflichkeit auf dem Hochzeitsempfang im Country-Club gewesen. Doch sie hatte sich schon früh wieder weggeschlichen. Es war eine nette Feier gewesen, aber sie stand weder der Braut noch dem Bräutigam nahe genug, um auf die Abfahrt der beiden zur Hochzeitsreise warten zu müssen. Da sie sowieso am See bleiben wollte, hatte sie ein paar Sachen eingepackt und sich für die Nacht im Wochenendhaus eingerichtet.
Sie und Keith hatten ihren Hochzeitsempfang auch im Country-Club gefeiert. Es war eine der schöneren Erinnerungen aus ihrer Ehe. Die Musik war sehr sentimental gewesen, und der Champagner war ihr zu Kopf gestiegen. Ihr Kleid war ein Traum aus Seide und Spitze gewesen, mit Pailletten besetzt, in der Farbe des Kerzenlichtes, und Keith hatte ausgesehen wie ein Bräutigam von einer Hochzeitstorte. Er war so stolz und so glücklich gewesen. Über allem hatte die Erregung eines Neubeginns gelegen, wenigstens hatte sie das damals geglaubt.
Doch auch das Ende einer Ehe, so überlegte sie jetzt, war nicht unbedingt nur schrecklich. Die guten Zeiten, auch wenn sie nur kurz und flüchtig gewesen waren, blieben als Erinnerung im Herzen und verursachten noch immer Unbehagen.
Es gab da noch den goldenen Topasring, den Keith ihr auf ihrer Hochzeitsreise nach Mexiko gekauft hatte. Er hatte gewusst , dass er ihr gefiel, als sie ihn im Geschäft gesehen hatte, und er hatte gewartet, bis sie ihren Mittagsschlaf machte, war zu dem Geschäft zurückgegangen und hatte ihn gekauft. Er versteckte ihn auf dem Boden eines Glases mit einem Cocktail. Sie mochte den Drink nicht sehr, sie hatte ein paarmal daran genippt und wollte schon den Rest über den Balkon ihres Hotelzimmers am Strand schütten. Keith hatte beinahe einen Herzanfall bekommen.
Und dann hatte es den Tag gegeben, etwa ein Jahr später, als Keith sein Fischerboot verkauft hatte, um die Anzahlung für den Sportwagen bezahlen zu können, von dem er glaubte, sie wolle ihn haben. Sie konnten sich den Wagen gar nicht leisten, sie hatte ihn nur bewundert, weil er das von ihr erwartete. Dennoch war es lieb von ihm gewesen, ihn ihr zu schenken. Sie hatte den Wagen mit der Knüppelschaltung und den Sitzen, in denen man beinahe auf dem Boden saß, ge Hass t, doch es hatte Monate gedauert, bis Keith etwas davon gemerkt hatte.
Keith hat eine andere Art von Frau gebraucht, dachte sie, eine Frau, die viel frivoler war als sie, weniger nüchtern und gefühlsmäßig, nicht so anspruchsvoll - eine Frau, die begeistert gewesen wäre über einen Sportwagen oder voller überschwenglicher Begeisterung über einen Ring in einem Cocktail. Er brauchte eine Frau, die materielle Geschenke als den einzigen Ausdruck von Liebe und Zuneigung, dessen Reith fähig war, akzeptiert hätte. Ich bin diese Frau nie gewesen, dachte sie, auch wenn ich es damals noch so sehr versucht habe.
Cammie wandte sich um und starrte über den See, als sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf dem Wasser sah. Es war ein Fiberglasboot, das über die Wellen glitt, der
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