Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
oder wir können stumm auf unsere Teller starren. Meinem Magen zuliebe führe ich bei Tisch allerdings lieber keine allzu anstrengenden Gespräche.«
    Lincoln nickte und nahm dem Hausherrn gegenüber am Tisch Platz. »Da ausnahmsweise keiner Ihrer Schwager anwesend ist und ich daher nicht befürchten muss, dass man mir das Wort im Munde umdreht, könnten wir uns ja einfach ein wenig unterhalten.«
    Lachlan grinste. »Sie waren mir schon bei unserer ersten Begegnung sympathisch. Das wissen Sie. Und daran hat sich auch nichts geändert. Meine Sorge um Melissa hat damit nichts zu tun.«
    »Ich weiß. Wie geht es Melissa denn?«
    Lachlan musste sich ein Lachen verkneifen, denn Lincoln stellte diese Frage jedes Mal, wenn sie einander begegneten. Doch Melissas Vater wusste, wie es war, wenn man sich um einen geliebten Menschen sorgte. So etwas nahm man nicht auf die leichte Schulter. Abgesehen davon fragte Melissa ihn ebenfalls nach Lincolns Befinden, sobald er die Tür zu ihrem Zimmer aufmachte. Die beiden dachten offenbar ständig aneinander.
    »Sie hat immer noch Fieber. Sonst läge sie nicht mehr im Bett. Aber ich nehme an, sie wird im Laufe des morgigen Tages für eine Weile aufstehen können.«
    »Wenn das nicht der Fall sein sollte, darf ich sie dann besuchen?«
    »Ja, aber nur wenn Sie versprechen, an der Tür stehen zu bleiben«, antwortete Lachlan. Dann fügte er erklärend hinzu: »Die Ansteckungsgefahr ist einfach zu groß.«
    »Ich verstehe.«
    »Gut. Und nun erzählen Sie mir etwas von sich, das ich nicht bereits weiß.«
    Lincoln dachte einen Augenblick lang nach, grinste dann und sagte: »Ich angle für mein Leben gern. Das habe ich von meinem Onkel übernommen. Er ließ auf seinem Anwesen sogar speziell dafür einen großen Teich anlegen. Nach meiner Ankunft in England saß ich so manche Stunde mit meinem Onkel dort draußen.«
    »Ja, Angeln ist ein schöner Sport. Mir macht es auch großen Spaß.«
    »Sie sind zu beneiden. Nicht jeder hat einen so herrlichen See gleich vor der Haustür.«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Ich schätze am Angeln vor allem die Ruhe und die Einsamkeit. Man kann dabei alle Alltagssorgen vergessen.«
    »Dann wäre das für Sie zur Zeit doch genau das Richtige«, sagte Lachlan. »Ich besitze ein paar ganz ordentliche Ruten. Wenn Sie wollen, können Sie sich gern eine davon ausleihen, solange Sie hier sind.«
    »Vielen Dank! Ich komme mit Sicherheit auf Ihr Angebot zurück«, sagte Lincoln. »Aber vermutlich hatten Sie nicht meine Angelleidenschaft im Sinn, als sie mich baten, etwas von mir zu erzählen.«
    Lachlan grinste. »Ich bin offenbar leicht zu durchschauen.«
    »Nur wenn es um Ihre Tochter geht. Aber Sie sollen eine Geschichte hören, die Sie vielleicht interessiert.«
    »Ach ja?«
    »Sie haben mich einmal gefragt, warum ich wie ein Engländer spreche«, begann Lincoln.
    »Stimmt. Und Sie sagten, Ihre Lehrer hätten den schottischen Akzent aus Ihnen heraus geprügelt.«
    »Das ist die kurze Erklärung, aber nicht die ausführliche.«
    »Und wie ist die lange Version?«
    »Die Sprache der Kindheit vergisst man nicht. Wie Sie wissen, verbrachte ich meine ersten zehn Lebensjahre ja nicht weit von hier entfernt. Die vertrauten Töne der Heimat durften in England zwar nicht mehr aus meinem Mund kommen,- aber tief in mir hütete ich deren Klang wie einen geheimen Schatz.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Was mir eingebläut wurde, war vor allem Disziplin. Mein Onkel fand einen exzellenten Lehrer für mich. Dieser Mann brachte mir Englisch bei, als handle es sich um eine Fremdsprache, nicht um einen dem Schottischen verwandten Dialekt. Ich lernte also mit einiger Mühe, genauso zu sprechen wie die Menschen in meiner Umgebung. Mein Onkel war glücklich, mein Lehrer war zufrieden. Ich war es nicht, aber das tat nichts zur Sache.«
    »Dass Ihnen das nicht gefiel, ist verständlich. Aber ich weiß noch immer nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    Lincoln lächelte. »Sie haben Recht. Vielleicht bin ich etwas abgeschweift, aber ich komme nun zum eigentlichen Punkt. Noch immer liegt mir Schottisch viel näher als Englisch. Deshalb ist jedes Wort, das ich sage, bewusst gewählt.«
    »Keine Versprecher, keine ungenauen Formulierungen.«
    »Genau.«
    »Unmöglich.«
    »Nein, nur schwierig. Eine Folge der Disziplin, zu der man mich erzogen hat.«
    Lachlan legte die Stirn in Falten. »Und nun werden Sie mir gleich erklären, dass diese Disziplin sich auch in anderen

Weitere Kostenlose Bücher