Verheißung des Glücks
geschafft hatten. Die Reiter kamen von der Küste her; vermutlich hatten sie die drei Wanderer zunächst verfehlt, weil diese bei einem neuerlichen heftigen Schauer in den ausgebrannten Ruinen einer alten Farm Unterschlupf gesucht hatten.
Wie ein Kavallerieregiment donnerten die dreiundzwanzig Reiter heran. Oder wie eine mordlustige Meute von Barbaren. Dank des scheußlichen Wetters war die Stimmung des Suchtrupps alles andere als heiter, und Lachlan, der vor Sorge last umgekommen war, hatte die schlechteste Laune von allen.
»Es wird so lange keine Ausflüge mehr geben, bis eine Entscheidung gefallen ist«, waren die ersten Worte, die Melissa v on ihm zu hören bekam. »Du tust gerade so, als sei dies eine normale Situation, dabei ist sie weit davon entfernt.«
Melissa seufzte. »Willst du uns denn nicht einmal fragen, was geschehen ist? Oder glaubst du, es macht uns Freude, stundenlang durch Wind und Regen zu marschieren?«
»Euch sind die Pferde weggelaufen«, sagte Adam. »Das wissen wir schon.«
»Dein Pferd und Ians alter Klepper kamen zum Stall zurück. Deshalb suchen wir ja nach euch«, ergänzte Ian Four.
»Lincolns Hengst kennt sich in der Gegend noch nicht aus. Wahrscheinlich treibt er gerade unter den Stuten der Nachbarschaft sein Unwesen. Wir müssen ihn suchen«, meldete sich Johnny zu Wort. »Ich reite am besten gleich mit ein paar meiner Brüder los. Vielleicht finden wir ihn ja, bevor es dunkel wird.«
»Ihr hättet beim ersten Regentropfen umkehren sollen«, schimpfte Lachlan.
Lincoln fand es unglaublich, dass sie hier auf dem offenen, Wind gepeitschten Moor im Nieselregen standen und sich eine Standpauke anhören mussten, während Melissa sich beinahe zu Tode fror. »Sie wird sich erkälten«, sagte er. »Wäre es möglich, dass wir uns die Vorwürfe an einem warmen, trockenen Ort zu Ende anhören?«
Besonders humorvoll nahm Lachlan die versteckte Kritik nicht auf. Er zog seine Tochter vor sich in den Sattel und ritt wortlos davon. Lincoln musste einsehen, dass es zu viel verlangt gewesen wäre, Melissa auf einem Pferd der MacFearsons selbst nach Hause bringen zu dürfen. Verdrossen sah er zu, wie Melissa langsam entschwand. Es überraschte ihn, dass Ian One ihm fast ohne Zögern die Hand hinstreckte und ihn hinter sich aufs Pferd zog. Langsam folgten sie Lachlan MacGregor zur Burg.
»Du wirst doch auf deine alten Tage nicht weichherzig werden?«, sagte Lincoln nach einer Weile zu Ian One.
Der lachte. »Warum nicht? Nachdem Dougi gebeichtet hat, wie er sich damals seine blutige Nase holte, sehe ich manches ein wenig anders.«
»Trotzdem willst du noch immer nicht, dass ich Melissa heirate.«
»So ist es. Aber jetzt habe ich dafür nur noch einen einzigen Grund. Vor Dougis Geständnis waren es mehrere. Ich glaubte, du hättest eure Freundschaft verraten und wärst auch noch für ein paar andere Gemeinheiten gut. Doch inzwischen ist es ja beinahe so, dass wir uns bei dir entschuldigen müssten, wenn du damals nicht den Verstand verloren hättest.«
»Für Letzteres fühlt ihr euch also offenbar nicht verantwortlich.«
»Großer Gott, willst du dafür etwa uns die Schuld geben?«
»Nein, denn ich glaube überhaupt nicht, dass ich verrückt war. Aber ich kreide euch an, dass ihr nie wirklich nach dem Grund für mein Verhalten gefragt habt. Euch reichte die Erklärung, ich hätte den Verstand verloren, völlig aus. Und was ich euch noch vorhalte, ist, dass ihr euch zwischen Dougi und mich gestellt habt. Ich hatte nicht die geringste Chance, seine Freundschaft zurückzugewinnen.«
»Nun, das ist wohl nicht mehr zu ändern. Aber dass du dich wie ein Verrückter benomm en hast, steht nun einmal fest.
»Ich habe euch bereits erklärt, wie es dazu kam.«
»Ja, Verzweiflung, Schmerz, Wut ... eine wirklich üble Mischung. Aber das reicht nicht aus. Du hast dich aufgeführt wie ein Wahnsinniger, dich fast selbst umgebracht in deinem Wahn. Du sagst, du liebst Melissa. Willst du sie wirklich einer solchen Gefahr aussetzen?«
»Soll das heißen, ich setze mit meiner Liebe ihr Leben aufs Spiel? Merkst du denn nicht, wie sehr das alles an den Haaren herbei gezogen ist, Ian? In den vergangenen neunzehn Jahren habe ich nie wieder derart die Beherrschung verloren. Der Funke von Wahnsinn, der angeblich in mir schlummert und nur darauf wartet, wieder angefacht zu werden — den gibt es nicht und hat es auch nie gegeben.«
»Aber es ist nun einmal passiert«, beharrte Melissas ältester Onkel. »Und
Weitere Kostenlose Bücher