Verheißung des Glücks
wenn es einmal geschehen ist, dann ...«
»Verschone mich! Bitte!«, unterbrach Lincoln ihn entnervt. »Vielleicht sollten wir die Angelegenheit einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten:
Ihr MacFearsons habt wegen damals ein furchtbar schlechtes Gewissen. Und deshalb bringt ihr es nicht fertig zuzugeben, dass ihr euch in mir getäuscht habt.«
Ian seufzte. »Denk doch, was du willst! Wir wünschen uns nur, dass unsere Nichte eine glückliche und vor allem sichere Wahl trifft. Wir wollen uns nicht bis ans Ende unserer Tage Sorgen um sie machen müssen. Und bis jetzt gibt es keinen Beweis dafür, dass du dich auch in Zukunft jederzeit im Griff haben wirst.«
»Der einzige Beweis, au f den ihr aus seid, soll wohl eure Meinung über mich bestätigen. Aber ihr werdet keinen finden. Provoziert mich, bis euch die Einfälle ausgehen! Ihr werdet nicht erleben, dass ich verrückt spiele. Und wenn es jemandem gelingt, einen Menschen um den Verstand zu bringen, dann seid das mit Sicherheit ihr MacFearsons.«
Ian lachte. »Meinst du wirklich? Dann müssen wir das wohl unserem ohnehin schon endlos langen Sündenregister noch hinzufügen.«
Lincoln schnaubte und schwieg. Der Regen setzte wieder ein. Als die Mauern von Kregora endlich vor ihnen auftauchten, niesten er und Ian bereits um die Wette.
Lachlans Miene wurde von Minute zu Minute sorgenvoller, wo er doch eigentlich erleichtert hätte sein müssen. Aber Melissa unternahm nicht den geringsten Versuch, ihm eine Entschuldigung dafür abzuringen, dass er bereits das Schlimmste vermutet hatte. Schweigend kauerte sie vor ihm auf dem Pferd. So still kannte Lachlan seine Tochter gar nicht.
Er hatte seinen schweren Mantel um sie drapiert, der wenigstens ein klein wenig trockener war als ihr eigener.
»Meinst du, du wirst krank, Darling?«, fragte er besorgt.
»Ich glaube, ich habe mich ein bisschen erkältet. Und vielleicht ist auch meine Stirn ein wenig heißer als sonst«, sagte sie mit schwacher Stimme.
»Deine Mutter wird sich um dich kümmern, sobald wir zu Hause sind.«
»Ich weiß«, seufzte Melissa. »Aber wer pflegt Lincoln, wenn er nun auch krank wird? Er hat doch hier niemanden außer mir.«
Ihr Vater rang einen Augenblick lang mit sich. »Ich kümmere mich um ihn«, sagte er dann.
»Versprochen, Dad?«
Lachlan konnte die Augen nicht davor verschließen, dass Melissa sogar noch im Fieber mehr an den Mann dachte, den sie liebte, als an sich selbst. Er wünschte, er könnte Lincoln trauen und dieser Liebe seinen Segen geben. Noch nie hatte er Melissa einen Wunsch abschlagen müssen. Doch sie hatte ihn auch nie zuvor um etwas gebeten, was eine Gefahr für sie bedeuten konnte.
Sechsundvierzigstes Kapitel
Über die Hälfte der MacFearsons erkältete sich an diesem Tag, und schon am folgenden Nachmittag nieste halb Kregora. Viele Bewohner schleppten sich lediglich mit roten Nasen und einem Brummschädel durch den Tag, andere bekamen Fieber und mussten das Bett hüten. Fast jeder stöhnte über Gliederschmerzen und es herrschte allseits schlechte Laune. Kaum fühlte sich jemand ein wenig besser, schon begann ein Familienmitglied zu niesen oder zu husten und steckte den gerade Genesenen aufs Neue an.
Melissas Erkältung war deutlich schlimmer, als sie zugeben wollte. Wegen ihres Fiebers musste sie einige Tage im Bett verbringen. Kimberly, die ihre Tochter aufopfernd pflegte, steckte sich natürlich prompt an und wurde nun ihrerseits von Lachlan ins Bett gesteckt. Sie am Aufstehen zu hindern, war kein leichtes Untertangen. Lachlan übernahm die Rolle des Krankenpflegers und achtete darau f , dass Kimberly und Melissa zu den vorgeschriebenen Zeiten ihre Medizin schluckten und hin und wieder einen Schluck Tee oder Hühnerbrühe zu sich nahmen.
Er selbst blieb gesund. Auch Lincolns Erkältung nahm einen leichten Verlauf, sodass Lachlan zu seiner grenzenlosen Erleichterung nicht gezwungen war, ihn ebenfalls zu pflegen.
Am dritten Tag des allgemeinen Hustens, Niesens und Frösteins saßen die beiden Männer überraschend als Einzige zur Dinnerzeit im Speisesaal. Alle anderen fühlten sich nicht gesund genug, um zum Abendessen herunterzukommen. Lincoln war nicht ganz wohl in seiner Haut. Immerhin musste er nun allein mit dem Vater seiner Auserwählten zu Tisch sitzen.
Lachlan bemerkte Lincolns Unsicherheit und sagte: »Sie brauchen sich nicht den Kopf zu zermartern, wie Sie die Unterhaltung in Gang bekommen. Wir können reden, worüber Sie wollen,
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