Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
konnte man das dunkle Braun ihres Haars fast für Schwarz halten. Das Sonnenlicht verlieh den wirren Strähnen zusätzlich einen leicht rötlichen Schimmer.
    Woran es letztlich lag, dass er so überwältigt war, konnte Lincoln nicht sagen — er wusste nur, dass der Anblick dieser Frau in ihm ein wildes Verlangen entfachte, dessen Heftigkeit ihn überraschte und im gleichen Atemzug zutiefst schockierte.
    Er stand schon viel zu lange wortlos mit einem Fuß im Steigbügel vor ihr und starrte sie an. Wahrscheinlich gab er ein recht komisches Bild ab. Sie lachte. »Wenn Sie nicht bald etwas sagen, glaube ich noch, mir sei ein drittes Ohr gewachsen. Sie sind wohl neu hier in der Gegend. Oder sind Sie nur zu Besuch?«
    »Nein ... ich meine, ja.«
    Lincoln schaffte es, beide Füße auf den Boden zu bringen, während ihm das Blut in den Kopf schoss. Ihr weicher schottischer Akzent war bezaubernd. Dieser Tonfall war ihm aus seiner Jugendzeit bekannt. Eigentlich sollte er daran gewöhnt sein, doch aus ihrem Mund klang die Sprache des Nordens wie eine wunderschöne Melodie.
    Langsam ging er auf die Frau zu. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Im Augenblick bin ich nur zu Besuch. Aber früher habe ich einmal einige Meilen südlich von hier gelebt.«
    »Ach wirklich?« Einen Augenblick lang sah sie nachdenklich aus. »Und ich habe tatsächlich geglaubt, ich würde im Umkreis von zwanzig Meilen jeden kennen.«
    »Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich von hier weggezogen bin. Wahrscheinlich waren Sie damals noch gar nicht geboren ... Oder Sie waren noch viel zu jung, um all Ihre Nachbarn zu kennen.«
    Sie sah aus wie ein Mädchen von siebzehn oder achtzehn, doch sie musste deutlich älter sein, denn sie hatte zwei Kinder bei sich, die aus dem Säuglingsalter längst heraus waren. Lincoln bemühte sich, einen genaueren Blick auf die Kleinen zu erhaschen, um das Alter der Mutter besser schätzen zu können.
    »Das ist schon möglich. Ihre >ganze Weile< könnte zwei-oder dreimal so lange sein, wie ich schon auf der Welt bin.«
    Lincoln starrte sie ungläubig an. Sie wandte sich ein wenig von ihm ab und senkte den Kopf, sodass ihr das Haar übers Gesicht fiel und es verdeckte. Lange konnte sie ihr Lachen allerdings nicht unterdrücken.
    Er blinzelte überrascht. Bei Gott, sie kannte ihn nicht einmal, und doch neckte sie ihn. Wie bezaubernd, wie erfrischend er es fand, einer Frau zu begegnen, die sich nicht hinter künstlich aufgesetzter Zurückhaltung oder gezwungenem formellen Gehabe versteckte. Es schien ihr gar nicht in den Sinn zu kommen, dass ihr Scherz ihn beleidigen könnte. Oder es machte ihr ganz einfach nichts aus.
    Mit einer ganz und gar unaffektierten Geste warf sie nun ihr Haar zurück und sah dabei dennoch unglaublich verführerisch aus. Noch immer grinste sie schelmisch und zeigte dabei eines ihrer unwiderstehlichen Grübchen. Lincoln stellte sich vor, wie er diese Vertiefung mit der Zunge erforschte und sie zum Lachen brachte, während sie einander liebten. Großer Gott, hatte er nun völlig den Verstand verloren?
    Schnell blickte er zur Seite, bevor er etwas so Unerhörtes tun konnte, wie etwa sie hier direkt vor den Augen ihrer Familie zu küssen. Er machte seit jeher einen Bogen um verheiratete Frauen. Nie würde er sich auf ein solches Abenteuer einlassen; dessen war er sich absolut sicher. Zumindest war er es gewesen — bis zu diesem Augenblick. Um nicht andauernd die Mutter anzustarren, sah er sich die beiden kleinen Töchter genauer an, die nun neugierig zu ihm aufblickten.
    Die Mädchen waren blond und sehr hübsch. Sie mochten sieben oder acht Jahre alt sein. Ihrer Mutter glichen sie überhaupt nicht, aber auch ihrem Vater schlugen sie nicht nach. Denn unter dem Hut, den er sich auf das Gesicht gelegt hatte, lugte ein kohlrabenschwarzer Schopf hervor. Zwei Töchter von sieben oder acht Jahren? Dann wäre diese Frau wirklich sehr jung gewesen, als sie zur Welt gekommen waren.
    Sich mit dem Alter der Kinder zu beschäftigen, lenkte Lincoln zumindest einen Augenblick lang von dem schon fast zwanghaften Gedanken ab, die Mutter zu verführen. »Also rechnen wir«, sagte er, als er sich schließlich traute, die Frau wieder anzusehen. »Ich verließ die Gegend vor neunzehn Jahren. Damals war ich zehn. Insgesamt macht mich das sicher nicht ganz ... dreimal so alt wie Sie.«
    Wieder ließ sie ihr herrlich ungezwungenes Lachen hören. Offenbar amüsierte es sie, dass er auf ihren Scherz einging. »Wenn Sie das

Weitere Kostenlose Bücher