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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ich gestern Edith traf und sie mir sagte, Lincoln sei hier in der Stadt, hätte aber eine fürchterliche Laune.«
    »Da hast du deine Antwort, meine Liebe«, sagte Justin. »Menschen sind zu den seltsamsten Dingen fähig, wenn sie zum Opfer ihrer Launen werden. Du selbst bist das beste Beispiel dafür.«
    Melissa errötete. »Aber meine Launen halten mich wenigstens nicht davon ab, ganz normale Dinge zu tun.«
    »Ach wirklich?« Justin unterzog den Teller mit dem unberührten Frühstück einer eingehenden Betrachtung.
    Melissas Wangen färbten sich noch dunkler. »Ich hatte eben keinen Hunger.«
    »In diesem Fall siehst du dir wohl öfter stundenlang einen Teller mit Essen an«, entgegnete Justin.
    Melissas Ohren brannten. »Schon gut. Ich gebe ja zu, dass gewisse Launen zu einem etwas sonderbaren Verhalten führen können. Aber ich tue wenigstens, was man von mir erwartet, gehe unter die Leute und schließe mich nicht irgendwo ein.«
    »Jeder Mensch ist anders, Meli, wenn ihn Zweifel oder Launen plagen. Was der eine tut, wenn ihm nicht wohl ist, mag ein anderer unverständlich oder gar albern finden. Es soll Männer geben, die sich mit irgendeinem beliebigen Passanten prügeln, um sich von etwas zu befreien, was sie bedrückt. Manche schwingen sich auch auf ein Pferd, geben dem armen Tier die Sporen und kommen erst wieder zu sich, wenn sie die Landesgrenzen bereits hinter sich gelassen haben.«
    »Das klingt, als wüsstest du, wovon du redest.« Melissa grinste.
    Justin warf ihr einen strengen Blick zu, bevor er fortfuhr: »Frauen vergraben eher heulend den Kopf in den Kissen, schreien zum Fenster hinaus oder fauchen jeden an, der das Pech hat, sich in ihrer Nähe aufhalten zu müssen. Du bildest eine löbliche Ausnahme, weil du dir im schlimmsten Fall das Essen verkneifst.«
    Damit entlockte er Melissa endlich ein kurzes Lachen, und das wiederum ließ ihre Sorgen schon ein wenig kleiner aussehen. »Ich glaube, du hältst mich für ziemlich albern.«
    »Aber ganz und gar nicht!«, rief Justin mit einem schelmischen Grinsen. »Ich denke nur, du solltest dir keine unnötigen Sorgen machen. Solange du nichts Genaues weißt, gehst du einfach davon aus, dass es gute Gründe gibt, warum Lincoln dich nicht besucht. Vielleicht fällt dir ja nur einer ein. Aber ich könnte mir ein ganzes Dutzend denken. Geschäftliche Verpflichtungen, familiäre Sorgen, Probleme mit den Dienstboten — all das könnte seine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und ihm einfach keine Zeit für andere wichtige Dinge lassen. Und denk daran, du hast dich schon einmal getäuscht. Als er dich bei deiner Ankunft in London nicht gleich am Stadttor überfiel, warst du furchtbar besorgt, und hinterher gab es für alles eine gute Erklärung.«
    Melissa schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich wusste, es gibt einen Grund, warum ich dich so gern habe. Bist du absolut sicher, dass du mich nicht heiraten willst?«
    Justin schnaubte. »Wo ich dir tausendmal lieber einen Nasenstüber gebe als einen Kuss? Mach dir keine Hoffnungen.«
    Melissa kicherte. »Fragen wird man ja wohl noch dürfen. Aber ich danke dir von Herzen. Ich hätte gleich, als wir von der Landpartie zurückkamen, mit dir reden sollen. Dann hätte ich mir ... das ganze Geschrei zum Fenster hinaus ersparen können!«

Sechzehntes Kapitel
     
    Lincoln öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer, wo — wie man ihm gesagt hatte — ein Besucher auf ihn wartete. Es gelang ihm, der geballten Faust auszuweichen, die ihm entgegen schoss. Der Mann, dem die Faust gehörte, hatte weniger Glück. Durch den Schwung des ins Leere gegangenen Hiebes fand Justin St. James sich plötzlich auf dem glatten Marmorboden des Korridors wieder, der seinen Sohlen keinen Halt bot. Erst die reich verzierte Balustrade der Haupttreppe bremste seine unfreiwillige Rutschpartie.
    Wütend bemühte er sich um eine würdigere Haltung und brachte seinen Mantel in Ordnung. In der Tür eines Salons am anderen Ende des Flurs erschienen die Köpfe von Henriette und Edith. Sie wollten sehen, was die sonderbaren Geräusche draußen im Treppenhaus zu bedeuten hatten. Auf Justins Wangen bildeten sich rote Flecken.
    Verlegen nickte er den Damen zu und wandte sich dann an Lincoln: »Ich habe mit Ihnen zu reden«, sagte er steif.
    Fast ohne es zu wollen, hob Lincoln eine Augenbraue. »Ach, so nennt man das neuerdings. Oder schlagen Sie immer erst zu und stellen später die Fragen?«
    Justin seufzte. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.

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