Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
ich Melissa nicht mehr besuchte. Ich bin sicher, du verstehst das Dilemma, in dem ich mich befinde. Bleibe ich Melissa fern, bekomme ich es mit St. James zu tun. Nähere ich mich ihr, ruft das dich und deine reizbaren Brüder auf den Plan. Aber abgesehen davon liegt mir so viel an deiner Nichte, dass ich sie über meine Gefühle für sie nicht im Zweifel lassen möchte. Euch MacFearsons hingegen scheint es nichts auszumachen, dass Melissa gar nicht weiß, was hinter ihrem Rücken über sie entschieden wird.«
    Ian bekam einen roten Kopf. »Sobald ihr Vater hier ist, wird sie alles erfahren.«
    »Und wann wird das sein? Falls er heute Abend nicht mehr kommt, solltet ihr schleunigst etwas unternehmen, sonst tue ich es.«
    Lincoln war so wütend, dass er gute Lust verspürte, eine Szene zu machen. Er wandte sich zum Gehen, bevor er etwas tun konnte, was er später bereuen würde. Zum Glück war er auf diesen Fall vorbereitet gewesen. Sonst hätte er nicht die ungeheure Willenskraft besessen, die er aufbieten musste, um das Zimmer zu verlassen, ohne mit Melissa gesprochen zu haben. Er war ihr so nahe und dann ...
    Im Vorbeigehen raunte er seiner Tante zu, dass er das Fest leider verlassen müsse, und versprach, die Kutsche rechtzeitig zurückzuschicken. Henriette nickte nur und hielt ihn nicht mit Fragen auf. Schon auf der Fahrt hatten sie abgesprochen, was er tun würde, falls einer von Melissas Onkeln anwesend war. An der Tür nickte er seiner Kusine zu und gab ihr damit das Startsignal für den Notfallplan.
    Er hatte Melissa in weiser Voraussicht einen Brief geschrieben, den Edith ihr in einem unbeobachteten Augenblick übergeben sollte. Lincolns Bemerkung, der Brief sei allein für Melissa und nicht auch noch für die Augen gewisser anderer junger Damen gedacht, trieb seiner Kusine die Röte in die Wangen. Offenbar hatte sie tatsächlich vorgehabt, einen Blick auf die Zeilen zu riskieren. Nun konnte Lincoln immerhin sicher sein, dass sie weder den Brief lesen noch ihn im Stich lassen würde. Melissa würde die Nachricht bekommen, selbst wenn Edith sie dafür vor die Tür zerren musste.
    Draußen vor dem Haus atmete Lincoln erst einmal tief durch. Der laue Abend war ideal für ein heimliches Rendezvous. Der Gedanke erfüllte ihn mit freudiger Erregung. Wenn sein Plan gelang, war das, was ihn erwartete, viel besser, als in einem überfüllten Speisesaal ein paar Worte mit Melissa zu wechseln. Doch erst einmal musste sie kommen. Und es war durchaus möglich, dass sie nicht kam. Er verlangte etwas Ungeheuerliches von ihr. Ein heimliches Treffen verstieß gegen jede Etikette und konnte den Ruf einer jungen Dame ruinieren.
    Üblicherweise würde jedes auch nur halbwegs anständige Mädchen ein solches Ansinnen ablehnen. Aber man hatte hinter Melissas Rücken über Dinge entschieden, die ihre Zukunft, ja vielleicht sogar ihr Lebensglück betrafen. Lincoln konnte nur hoffen, dass sie daran dachte, wenn sie ihre Entscheidung traf. Sicher drängte es sie, Antworten auf all ihre Fragen zu erhalten. Ob diese ihr dann gefielen, stand auf einem anderen Blatt. Auch er wollte endlich Klarheit. Mit einiger Sicherheit würden er und Melissa am Ende dieser Nacht wissen, ob es noch eine Hoffnung für sie beide gab.

Zwanzigstes Kapitel
     
    Melissa überlegte sogar, ob sie aus dem Fenster ihres Zimmers im zweiten Stock klettern sollte, obgleich es an ihrem Ende des Korridors praktischerweise eine Treppe gab. Diese abenteuerlichen Gedanken bewiesen, wie durcheinander sie dieser Tage war. Schon den zweiten Morgen in Folge hatte sie drei Stunden lang ihr Frühstück angestarrt, ohne einen einzigen Bissen davon anzurühren. Danach war alles nur noch schlimmer geworden.
    Es begann bereits, als Justin das Frühstückszimmer betrat. Er sah aus, als wäre er gerade erst aufgestanden — und als würde ihn etwas beschäftigen.
    »Allzu viel habe ich heute Nacht nicht geschlafen«, begann er. »Mir ging allerhand durch den Kop f Ich glaube, es wäre keine schlechte Idee, wenn du heute einmal einen Besuch bei den Damen des Hauses Burnett machst. Nimm meine Mutter mit, aber erzähl deinem Onkel nichts davon. Und vor allem, frag mich nicht, warum ich das sage.«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Als Melissa sich ein wenig von ihrer Überraschung erholt hatte und nach Justin suchte, weil sie eine Erklärung haben wollte, fand sie ihn nirgends. Daher blieb ihr nichts anderes übrig, als zwischen den Zeilen zu lesen und

Weitere Kostenlose Bücher