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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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leisen Traurigkeit sah man ihr keinerlei Gefühlsregung an. Sie wirkte sogar noch ausdrucksloser als ihr Sohn in seiner sorgsam gepflegten Langeweile. Nun aber musterte sie Lincoln aufmerksam. Es schien sie zu interessieren, wie er den Besuch der Duchess aufnahm.
    »Das freut mich für dich, Edi«, sagte Lincoln. Und er meinte es ehrlich, obwohl er sich wünschte, er könnte ein wenig mehr Begeisterung in seinen Ton legen. »War es ein reiner Höflichkeitsbesuch oder hatte die Duchess ein bestimmtes Anliegen?«
    »Sie erwähnte keinen bestimmten Grund für ihr Kommen. Natürlich fragten sie nach dir und schienen etwas enttäuscht, weil du nicht im Haus warst.« »Sie?«
    »Miss MacGregor begleitete die Duchess. Sieh an, ist es uns endlich gelungen, dein Interesse zu wecken? Was glaubst du, warum ich sagte, du hättest etwas verpasst?«
    »Sie war tatsächlich hier?«
    »Du hast richtig gehört. Und du brauchst gar kein so ungläubiges Gesicht zu machen! Immerhin hast du weibliche Verwandte, und da ist es völlig akzeptabel, wenn junge Damen, die sich für dich interessieren, uns einen Besuch abstatten. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mädchen damit selbst den Stein ins Rollen bringt. Mehr als die Hälfte unserer Gäste sind weiblich. Und ich nehme an, die meisten besuchen uns in der Hoffnung, dich näher kennen zu lernen, mein Junge. Du solltest dich wirklich öfter einmal zum Tee in den Salon bequemen.«
    »Und Melissas Onkel?«
    Henriette konnte mit dieser Frage nichts anfangen. »Wie bitte?«
    »War Melissas Onkel auch dabei?«
    »Oh — nein, die Damen kamen ohne männliche Begleitung. Erwartest du denn einen Onkel der jungen Dame? Die Duchess schien etwas erstaunt, als ich erwähnte, ihr Sohn sei gestern hier gewesen. Ich habe ihr natürlich nichts von seinem ... seinem merkwürdigen Verhalten gesagt.« Henriettes Stimme war fast zu einem Flüstern geworden. Aber nun setzte sie deutlich hörbar hinzu: »Das du uns allerdings auch noch nicht näher erklärt hast. Wollte er sich mit dir schlagen?«
    Lincoln ließ sich verwirrt auf einen der gepolsterten Stühle sinken. Er wurde nicht schlau aus dieser Geschichte. Seit Justins Besuch war er seiner Tante aus dem Weg gegangen, weil er ungern darüber sprechen wollte. Auch dass Melissas Onkel sich inzwischen allesamt in London aufhielten, hatte er ihr nicht gesagt. Seine Familie ahnte wohl, dass etwas nicht stimmte, wusste aber nicht, was geschehen war. Dass er sich mehr als sonst in sich selbst zurückzog, schoben die Damen sicher auf gewisse Launen, die ihm offenbar zu schaffen machten. Sie nahmen wohl auch an, er käme mit Melissa nicht richtig voran. Welch eine unsägliche Untertreibung.
    Lincoln hatte mit niemandem über die neueren Entwicklungen reden wollen, weil er sich scheute, laut auszusprechen, dass Melissas Familie ihm nicht erlaubte, sie zu heiraten. War es erst einmal gesagt, so bekam es eine Endgültigkeit, die er einfach noch nicht wahrhaben wollte. Den Dingen ihren Lauf zu lassen, brachte ihn jedoch auch nicht weiter. Er konnte sich nicht ständig betrinken oder hinter seiner Distanziertheit verstecken. Mit ihrem Besuch hatte Melissa den schützenden Panzer, mit dem er sich umgeben hatte, gesprengt.
    Warum in aller Welt musste sie gerade mit diesen Wilden verwandt sein? Warum stieß zu allem Überfluss eine bislang unentdeckte Schwester zu dieser fürchterlichen Familie? Man hätte meinen können, es gäbe nicht schon mehr als genug MacFearsons. Und warum musste er sich gerade in die Tochter dieser Frau verlieben? Melissas Vater war zum Glück ganz anders als ihre Onkel. Und ihre Mutter war wenigstens nicht mit ihnen aufgewachsen. Also bestand eine gewisse Hoffnung, dass auch sie ein recht umgänglicher Mensch sein könnte. Melissa selbst hatte mit der MacFearson-Bande zum Glück gar nichts gemeinsam. Jemand wie sie war Lincoln noch nie zuvor begegnet. Er konnte sie nicht einfach aus seinem Leben verbannen, indem er sie als eine MacFearson betrachtete, obwohl das sicherlich die ein f achste Möglichkeit gewesen wäre.
    »Wahrscheinlich hätte ich es euch schon viel früher sagen sollen«, begann Lincoln nun. »Aber es gibt eine engere Verbindung zwischen Melissas Familie und mir, als ich ahnen konnte. Und die Vorkommnisse, die uns verbinden, sind leider ziemlich unerfreulich. Ich habe nicht viele Feinde auf dieser Welt. Aber zu den wenigen, von denen ich weiß, gehört eindeutig Melissas Familie.«
    »Unsinn!«, sagte Henriette sofort. »Wer

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