Verheißung des Glücks
aber würde sie nicht ihr ganzes Leben irgendwo im tiefen Süden Englands verbringen. Schon allein dieser Umstand hatte ihm den jungen Mann sympathisch gemacht.
Lachlan wusste noch nicht genug über Melissas Verehrer, um sich ein Urteil über ihn zu bilden. Er hatte ihm die Erlaubnis gegeben, seine Tochter näher kennen zu lernen, weil er glaubte, dass sie selbst am besten entscheiden konnte, ob sie ihn haben wollte oder nicht. Auf diese Weise hätten alle glücklich und zufrieden sein können, wenn nicht die Brüder seiner Frau ihre Einwände erhoben hätten.
Als alle Knöpfe an Kimberlys Kleid geschlossen waren, trat Lachlan vor sie hin und hielt sie an den Schultern fest. Dann legte er das Kinn auf ihren Kopf.
»Ist unser Streit damit beendet?«, fragte er.
»Ich nehme es an«, antwortete sie in ihrer knappen englischen Art. Doch dann schlang sie die Arme um ihn. »Wir haben uns doch gar nicht richtig gestritten. Es hat mich einfach rasend gemacht, dass wir nicht bei Meli sein konnten, als sie unsere Hilfe brauchte. Sonst waren wir immer gleich zur Stelle, wenn ihr etwas fehlte.«
»Diesmal ist es etwas anderes, Kimber«, erwiderte Lachlan bedächtig. »Vielleicht können wir jetzt gar nicht mehr viel für sie tun.«
»Ich weiß«, seufzte seine Gattin. »Das macht ja alles so schwierig. Sie ist kein Kind mehr, das über aufgeschürfte Knie oder ein zerbrochenes Spielzeug weint. Ihre jetzigen Probleme können wir nicht mehr einfach mit ein paar tröstenden Worten oder ein paar Handgriffen lösen. Dabei hatte ich keinerlei Schwierigkeiten erwartet. Meli ist ein hübsches Mädchen und hat Megans volle Unterstützung. Davon können andere junge Damen nur träumen. Ich dachte, wir reisen nach London, geben unseren Segen zu Melis Wahl, fahren wieder nach Hause und planen die Hochzeit. Dass wir mit dem Mann, den sie sich aussucht, nicht einverstanden sein könnten, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber sie ist ein vernünftiges Mädchen. Sie kann sich bei ihrer Wahl unmöglich getäuscht haben.«
»Wahrscheinlich machen wir uns ganz umsonst Gedanken. Nur weil deine Brüder den Mann nicht mögen ...«
»Aber das ist es ja gerade, was mich so stutzig macht,
Lachlan«, sagte Kimberly besorgt. »Zugegeben, sie schießen manchmal übers Ziel hinaus. Sie gehen gelegentlich zu weit. Aber wann hast du je erlebt, dass sie sich alle einig sind? Sonst gibt es immer ein paar, die alles madig machen und schon haben meine Brüder den schönsten Streit. Doch keiner von ihnen findet auch nur ein gutes Haar an Lincoln Burnett. Das spricht wiederum nicht sehr für ihn.«
»Aber Meli will ihn nun einmal.«
»Ja, schon, aber ...« Kimberly lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Kann es sein, dass wir eben die Seiten getauscht haben?«
Ihr Mann lachte. »Nein, wir sind nur ganz einer Meinung, wenn es um unsere Tochter geht. Wir machen uns beide dieselben Sorgen. Wir wollen beide nur das Beste für sie. Deshalb werden wir es auch beide merken und uns darüber einig sein, wenn dieser zum Engländer gewordene Schotte nicht der Richtige für sie ist. Daran habe ich keinen Zweifel. Aber wahrscheinlich zerbrechen wir uns wirklich umsonst den Kopf.«
»Du hast Recht. Es tut mir Leid, dass du unter meiner furchtbaren Laune leiden musstest«, sagte Kimberly und umarmte Lachlan noch ein wenig fester. »Aber ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
»So schlimm war es doch gar nicht. Beim nächsten Mal spuckst du einfach alles aus und dann sehen wir, ob wir es nicht gemeinsam wieder aufwischen können.«
Sie lachte. »Ich hoffe nicht, dass es ein nächstes Mal geben wird. Meine Brüder kommen zum Dinner. Wahrscheinlich klärt sich heute Abend alles.«
»Ich hätte nichts dagegen«, sagte Lachlan und küsste seine Frau erst auf die Wange, dann auf den Hals. »Wolltest du wirklich, dass ich die Knöpfe schließe?«
»Nun ja, wenn du mich so direkt trägst ...«
Zweiunddreißigstes Kapitel
»Sie ist wütend«, warnte Ian Six seine Brüder, bevor sie den Speisesaal betraten, in dem bereits die MacGregors und die St. James saßen. »Sie war schon wütend, als sie ankam. Man konnte es von weitem sehen. Das bedeutet, Lachlan wird auch nicht gerade bester Laune sein.«
William, der den Raum als Erster betrat und dem die gelöste Stimmung dort sofort auffiel, flüsterte seinen Brüdern zu: »Sieht aus, als wäre Kimber inzwischen wieder etwas fröhlicher.«
Charles, der direkt hinter ihm stand, raunte: »Ihre Wangen sind
Weitere Kostenlose Bücher