Verheißung des Glücks
ich Lincoln selbst erzählen lassen. Onkel Dougi hat übrigens etwas zu beichten. Da Dad ohnehin davon erfahren wird, wenn er mit Lincoln redet, kann Dougi auch gleich damit herausrücken.«
Alle Augen richteten sich auf Dougall, der nun recht verwirrt dreinblickte. »Ich? Beichten? Aber was denn nur?«
Melissa seufzte. »Wenn du hörst, was Onkel Ian, der ja sicher wieder einmal für euch alle sprechen wird, erzählt, wirst du schon merken, was du noch hinzufügen solltest. Mehr sage ich nicht.«
Damit verstummte sie und starrte Ian One an, der die Aufforderung sofort verstand und sich räusperte. Er wandte sich an seine Schwester und seinen Schwager. »Also zunächst einmal — seit wir wissen, wer der Mann ist, der um Melis Gunst wirbt, haben wir ein paar Fehler gemacht. Wir luhren nach London und sagten ihm, er solle sie in Ruhe lassen. Und um ehrlich zu sein, er hielt sich an unsere Anweisungen, bis er herausfand, dass wir Meli von unserem Gespräch mit ihm nichts gesagt hatten.«
»Und warum erfuhr Melissa nichts davon? Immerhin war sie diejenige, um die der Mann sich bemühte«, sagte Kimberly.
»Dafür gab es zwei gute Gründe. Jedenfalls kam es uns zu dem Zeitpunkt so vor. Wir glaubten, sie hinge noch nicht besonders an ihm und könne ihn sich noch leicht aus dem Kopf schlagen, ohne dass wir ihr erst die ganze üble Geschichte erzählen müssten. Aber bald darauf erfuhr sie dann doch alles — durch Line selbst.«
»Und das schlug ihr aufs Gemüt.«
»Nein, sie kam ganz gut damit zurecht. Sie versprach, ihn nicht mehr wiederzusehen, bis ihr hier sein würdet und eine Entscheidung treffen könntet. Aber dann machte ich den Fehler, meinen Brüdern nicht gleich etwas von dem Versprechen zu sagen. So kam es, dass acht von ihnen beschlossen, Line loszuwerden, weil er sich offensichtlich nicht an unsere Anweisungen hielt und Melissa noch immer nicht in Ruhe ließ.«
»Loswerden? Was heißt das?«, fragte Lachlan stirnrunzelnd.
Ian erzählte von der Reise nach China und Lachlan sah aus, als würde er ihm am liebsten den Hals umdrehen. Daher kürzte Ian die Geschichte ab und berichtete schnell, wie es Lincoln aus eigner Kraft gelungen war, vom Schiff zu kommen und nach London zurückzukehren. »Ich schrieb euch den Brief, noch bevor er zurück war, denn Melissa hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und wollte mit keiner Menschenseele sprechen.«
Kimberly f unkelte ihren Bruder streitlustig an. »Kann man ihr das verdenken?«
»Nein. Was unsere Brüder taten, ist nicht zu entschuldigen. Aber ihr dürft nicht vergessen, sie dachten, Lincoln hielte sich nicht an unsere Anweisungen. Sie glaubten, er mache Meli den Hof, obwohl wir ihm deutlich zu verstehen gegeben hatten, dass wir damit nicht einverstanden waren. Von Melissas Zusage, auf euch zu warten, wussten sie ja nichts. Außerdem hielten sie es für besser, Lincoln außer Landes zu bringen, als ihn windelweich zu prügeln. Sie wollten die Sache auf zivilisierte Art und Weise und ohne Gewaltanwendung lösen.«
»So wie manche von euch aussehen, scheint es dann aber doch nicht ganz ohne Gewaltanwendung abgegangen zu sein«, bemerkte Lachlan trocken.
»Als Line wieder in der Stadt war, versuchte er, uns dazu zu bewegen, nach Hause zu reiten«, antwortete I an One mit einem Blick auf die Blessuren seiner Brüder. »Aber es gelang ihm nicht.«
»Er glaubte, wenn er uns alle verprügelt, wäre die Sache erledigt«, fügte Adam hinzu.
Charles schnaubte. »Als könnten uns ein paar Fausthiebe davon abhalten, ein Familienmitglied zu beschützen.«
»Er wollte gegen euch alle kämpfen?«, fragte Lachlan ungläubig.
»Es klingt verrückter, als es eigentlich war«, gab Ian One zu. »Er hätte es vielleicht sogar schaffen können. Mit ein bisschen mehr Glück hätte er sein Ziel erreicht.«
»Verrückt war eigentlich nur, dass er sich grundlos mit uns prügeln wollte«, erklärte Ian Three. »Er sagte, es sei keine Vergeltung für die Schiffstour. Er würde vielmehr für Meli kämp f en und dafür, dass wir uns nicht mehr einmischen, wenn er ihr den Hof macht. Wir versicherten ihm, wir würden dir die Entscheidung überlassen und du wärst schon unterwegs nach London. Er hatte also keinen Grund, gegen uns zu kämpfen. Es war reiner Wahnsinn, das zu tun.«
Melissa öffnete den Mund, besann sich dann aber und schloss ihn schnell wieder. Ian One sah es und lächelte sie an.
»Du musst nicht die ganze Zeit schweigen, nur weil du es angekündigt hast, Meli.
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