Verheißung des Glücks
begann mit der Schlägerei. Dabei wusste er genau, dass du keine Chance gegen ihn hattest. Er war viel größer und stärker als du.«
Dougall sank auf seinem Stuhl zusammen und sagte leise: »Ich glaube mich zu erinnern, dass ich damals angefangen habe.«
»Blödsinn!«, widersprach ihm Callum. »Ich war dabei und ich habe genau gehört, was Line sagte.«
»Mag sein, dass er mich beleidigt hat, aber es sollte doch nur ein Scherz sein. Ich glaube, ihr habt damals sogar selbst gelacht. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich auch darüber lachen können. Doch erst am Tag zuvor hatten mich Charlie und Malcolm wegen derselben Sache aufgezogen. Sie sagten, ich sei ein Schwächling.
Und wenn ich versucht hätte, ihnen zu beweisen, dass ich das nicht war, hätten sie mich windelweich geprügelt. Bei Lincoln war das etwas anderes. Ich wusste, dass er mir nicht ernsthaft wehtun würde, wenn ich gegen ihn kämpfte.«
»Und das ganze Blut, das dir aus der Nase schoss? War das nichts?«, wollte Callum wissen.
»Darum geht es doch gar nicht! Line hat damals nicht angefangen. Er konnte noch nicht einmal etwas für das viele Blut. Ich bin froh, dass nun endlich einmal alles ans Licht kommt. Zuerst war es mir zu peinlich, es zuzugeben. Und später, als Line nicht mehr da war, tat es nichts mehr zur Sache. Aber das Nasenbluten verdanke ich nicht ihm, sondern allein mir selbst.« Dougall schwieg einen Augenblick lang. Dabei stieg ihm die Röte in die Wangen. Dann gab er sich einen Stoß und presste hervor: »Ich stolperte und fiel direkt auf seine Fäuste.«
»Und das konntest du Callum und William nicht sagen, bevor sie sich Line zur Brust genommen haben?«, fragte Adam.
»Sie waren zu schnell. Sie stürzten sich sofort auf ihn. Versucht habe ich es«, verteidigte Dougall sich. »Aber sie waren so wütend, dass sie nicht auf mich hörten.«
»Großer Gott, Dougi!«, sagte William ungläubig. »Ich hatte ewig ein schlechtes Gewissen, weil ich damals so fest zugeschlagen habe. Und jetzt sagst du, ich hätte es gar nicht tun sollen? Am liebsten würde ich dir die Nase gleich noch einmal brechen.«
»Der Irrtum am Anfang der Geschichte ändert nichts an ihrem Ausgang«, gab Ian One zu bedenken. »Line benahm sich, als hätte er den Verstand verloren. Er führte sich auf wie ein Verrückter. Selbst als er schon schwer verletzt war, versuchte er noch immer, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Dougi durchzuschlagen.«
»Wahrscheinlich wollte er ihm den Hals umdrehen«, sagte Callum, der nun Dougall ebenfalls ärgerlich anstarrte.
»Er wollte sich entschuldigen«, sagte Melissa. »Es tut mir Leid. Ich weiß, ich habe gesagt, ich würde mich nicht einmischen. Aber das ist wirklich alles, was Lincoln im Sinn hatte. Sein sehnlichster Wunsch war, dass er und Dougi wieder Freunde sein konnten, aber ihr habt es nicht zugelassen.«
Dougall machte ein schuldbewusstes Gesicht. Einige MacFearsons fluchten leise vor sich hin. In Windeseile entspann sich eine erhitzte Diskussion. Bevor die Brüder zu laut werden konnten, stand Lachlan auf. Alle Augen richteten sich auf ihn.
»Was für eine fürchterliche Geschichte«, sagte er. Dabei warf er einen langen Blick in die Runde. »Lincoln weiß, wozu ihr fähig seid, und will dennoch in diese Familie einheiraten — also, der Mann ist wirklich verrückt!«
»Wir beschützen nun einmal die Unseren, Lachlan. Das weißt du«, sagte Adam.
»Ja, und das ehrt euch. Aber in diesem Fall habt ihr einen Freund vor einem Freund in Schutz genommen.«
»Wir haben das anders gesehen. Wir dachten, Line hätte die Freundschaft mit Dougi verraten.« Noch einmal traf Dougall ein vorwurfsvoller Blick.
Lachlan seufzte. »Wer nun an allem schuld ist und wer was begonnen hat, interessiert mich nicht besonders. Mich interessiert nur, ob das, was hinterher geschah, noch einmal passieren kann. Ich werde Lincoln Burnett bitten, morgen Früh hierher zu kommen. Er soll für sich selbst sprechen. Dich hätte ich gerne dabei, Ian One«, sagte Lachlan. »Ich möchte mir später nicht sagen lassen, das, was ich morgen Früh erfahre, sei falsch. Etwas würde mich aber noch interessieren: Warum dachte eigentlich keiner von euch damals daran, den Jungen zu fragen, weshalb er Dougi unbedingt sehen wollte?«
»Er war ein wandelndes Pulverfass«, murmelte Johnny. »Noch nie in meinem Leben hatte ich einen derart wütenden Menschen gesehen. Und es ist ziemlich schwierig, mit jemandem zu reden, der die gebrochenen Hände zu
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