Verheißungsvolle Küsse
für irgendeinen anderen Mann … ja, dann hätte ich mich von dir verraten gefühlt. Aber du tust es für deine Schwester - aus Liebe, aus Verantwortungsgefühl. Weil sie dir am Herzen liegt. Begreifst du denn nicht, dass gerade ich , vor allen Männern weit und breit, das akzeptiere?«
Sie sah in seine Augen und begriff es. Gestattete sich endlich, es zu glauben. »Ich hätte dir vertrauen sollen - es dir erzählen …«
»Du hattest Angst um deine Schwester.«
Er beugte den Kopf und küsste sie - mit Nachdruck. Machte ihr ein für alle Mal klar, dass die Sache beendet war.
Erst Minuten später gelang es ihr, Luft zu holen und zu murmeln: »Du verzeihst mir?«
Er hielt inne, dann legte er eine sanfte Hand an ihre Wange. » Mignonne , da gibt es nichts zu verzeihen!«
In diesem Moment wusste sie, dass sie ihn nicht nur liebte, sondern auch, warum. Helena streckte die Arme aus, zog seinen Kopf herunter und küsste ihn - zärtlich, verlockend, hielt das Feuer in Schach, das beide bereits wieder entfacht hatten. »Ich werde die Deine sein«, flüsterte sie in seinen Mund. »Immer.«
Was auch kommen würde.
»Bon!« Er übernahm die Kontrolle über den Kuss, plündete ihren Mund; kurz darauf hob er ihre Hüften und drang in sie ein. Trank ihr Keuchen, als der heiße Stahl sich unerbittlich in sie bohrte. Bis zum Anschlag.
Dann zog er sich zurück und der Tanz begann.
Helena gab sich dem Tanz hin, ihm hin - kapitulierte gänzlich. Öffnete ihm ihren Körper, öffnete ihr Herz. Bot ihm ihre Seele dar.
Im dunklen Kokon des Bettes, wo sich ihr Atem verband, mit den abgehackten Schluchzern und leisem Stöhnen, während sich ihre erhitzten Körper vereinten, als das Tempo schneller wurde und die Summe seiner Leidenschaft und seines Verlangens über ihr zusammenschlug, sie rüttelte, ihr Lust bereitete, dämmerte ein noch tieferes Verständnis.
Kapitulation war ihr Geschenk an ihn; aber das begehrteste Element, das sie im Gegenzug in seinem Bett erlebte - Besitzergreifung - war sein Geschenk an sie. Als sie jedoch spürte, wie er die Kontrolle verlor und sein Verlangen ausbrach, sie ihn gnadenlos antrieb, während sie sich gleichzeitig schluchzend an ihn klammerte und er ihren Körper plünderte - tauchte vage die Frage auf, wer hier eigentlich der Besitzer, wer der Besessene war.
Keiner von beiden, entschied sie, als die Woge sich brach und sie mit sich riss. Als sie dahintrieben, getragen von den verebbenden Fluten, erinnerte sie sich an das, was er vor langer Zeit gesagt hatte. Dafür waren sie gemacht. Für den anderen - er für sie, sie für ihn.
Zwei Seiten derselben Medaille, vereint von einer Macht, die nicht einmal ein echter Drahtzieher zerstören konnte.
Zwei Stunden später verließ Sebastian das Liebeslager. Er streifte seinen Morgenmantel über, machte den Gürtel zu, ging zum Toilettentisch, nahm Fabiens Erklärung und las sie noch einmal durch. Er warf einen Blick auf Helena, die tief und fest schlief. Nach kurzem Zögern faltete er das Dokument, nahm es an sich und verließ das Zimmer.
Als er in seinen Räumen anlangte, rief er Webster und erteilte ihm Befehle, während er sich wusch, rasierte und anzog. Sein Kammerdiener, Gros, rannte hin und her und packte die kleine Tasche, die er als einziges Gepäck mitnehmen wollte. Anschließend eilte er in sein Arbeitszimmer.
Dort setzte er sich an den Schreibtisch, um die Grundsteine für seinen Plan zu legen.
Sein erster Brief war eine persönliche Bitte an den Bischof von Lincoln, einen alten Freund seines Vaters. Sobald er und Helena mit Ariele aus Frankreich zurückgekehrt waren, wollte er ihre Hochzeit nicht mehr länger hinausschieben. Er beendete den Brief, schüttete Sand darüber, und legte ihn, zusammen mit Fabiens Erklärung, beiseite. Helena hatte sich diesen Trumpf gesichert - er beabsichtigte, ihn voll auszuspielen.
Jetzt läutete er nach einem Diener und schickte ihn los, Webster zu finden. Mit seiner üblichen gebieterischen Gelassenheit führte Webster die ranghöchsten Mitglieder des Personals herein. Sie setzten sich. Sebastian schilderte ihnen kurz und knapp seine Wünsche; dann diskutierten sie, äußerten Vorschläge und einigten sich schließlich auf verschiedene Listen, um Louis und Villard aufzuhalten.
»Meiner Ansicht nach ist der Kammerdiener eine Kreatur des Comte. Achtet darauf, dass euch die Kaulquappe nicht durchs Netz schlüpft, während ihr den größeren Fisch beobachtet.«
»Selbstverständlich, Euer Gnaden. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher