Verheißungsvolle Küsse
teil.« Er sah die Enttäuschung in Helenas Gesicht, sah, wie ihr Blick sich trübte. »Wir werden gemeinsam nach Le Roc reisen und Ariele befreien.«
Ihre verklärte Miene, die Hoffnung, die ihr Gesicht überflutete, entlockte ihm ein Lächeln.
»Vraiment?« Sie beugte sich vor, musterte ihn begierig von oben bis unten.
»Ist das Euer Ernst?« Phillipe war bei seiner Weigerung hochgeschossen, jetzt starrte er ihn mit einer schmerzlichen Skepsis an, die Sebastian gar nicht gerne sah. Ihm gefiel es nicht, angezweifelt zu werden. Trüge er denselben Gesichtsausdruck, wenn es Helena wäre, die in Le Roc festsaß?
»In der Tat.« Er wandte sich zurück zu Helena und fuhr fort: »Wenn ich dir den Dolch gebe und du ihn Fabien bringst, was kriegst du dafür?«
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Ariele.«
Er setzte sich aufs Bett, lehnte sich an den Eckpfosten. Beobachtete sie. »Aber du würdest unter Fabiens Herrschaft bleiben - ihr beide.« Wandte sich an Phillipe. »Ihr alle! Weiterhin noch seine Marionetten, die nach seiner Pfeife tanzen.«
Der Jüngling krauste die Nase, setzte sich steil auf und nickte. »Was Ihr sagt, ist wahr, trotzdem …« Er hob den Kopf. »Gibt es eine Alternative? Ihr kennt Fabien nicht.«
Sebastian produzierte sein Raubtierlächeln. »Nun - ich kenne ihn - offen gestanden kenne ich ihn wesentlich besser, als jeder von euch. Ich weiß, wie er denkt und wie er reagiert.« Er schaute zu Helena hinüber. »Wie du es so elegant formuliert hast, mignonne , ich kenn mich aus mit den Spielen mächtiger Männer.«
Sie legte den Kopf schief. Wartete ab.
Wieder lächelte Sebastian, diesmal nachsichtig. »Hört gut zu, mes enfants ! Ihr werdet jetzt eine Lektion im Spielen-mitder-Macht erhalten.«
Er vergewisserte sich, dass er auch Phillipes Aufmerksamkeit hatte. »Erste Regel: Der, der die Initiative ergreift, ist im Vorteil. Wir werden sie ergreifen. Fabien glaubt, Helena wird am Weihnachtsabend mit dem Dolch zurückkehren. Vorher wird er sie nicht erwarten.« Abermals fixierte er Helena. »Welche Gefühle auch immer du möglicherweise für mich entwickelt hast oder nicht - er kennt deinen Trotz und weiß, dass du die Sache bis zum letzten Tag hinauszögerst. Doch auf Grund von Louis’ Ergebenheit glaubt Fabien, dass nichts Unerwartetes passiert, ohne dass er darüber informiert wird - rechtzeitig, damit er entsprechende Maßnahmen ergreifen kann.«
Sebastian fragte sich, ob er Phillipe sagen sollte, dass er von einem Meister manipuliert worden war und seine Anwesenheit hier schlicht ein weiterer von Fabiens gemeinen Tricks - entschied sich aber dagegen. Er wandte sich wieder Helena zu. »Also ist Monsieur im Augenblick höchst zufrieden, rechnet damit, dass sich seine Pläne genau so entwickeln wie vorgesehen und alles so ablaufen wird, wie er es will.«
Sie beobachtete ihn aufmerksam. Er lächelte. »Stattdessen … sehen wir mal. Heute ist der siebzehnte. Wenn wir guten Wind haben, können wir morgen früh in Frankreich sein. Le Roc liegt - verbessert mich, wenn ich irre - weniger als eine Tagesreise von der Küste entfernt, sagen wir von St. Malo. Wir werden, lange bevor er uns erwartet, vor Fabiens Tür stehen. Wer weiß? Vielleicht ist er gar nicht da.«
»Was dann?«, fragte Helena.
»In jedem Fall lassen wir uns etwas einfallen, um Ariele aus der Festung zu holen - ihr könnt nicht wirklich von mir erwarten, dass ich euch einen detaillierten Plan liefere, bevor ich die Örtlichkeit vor Augen habe - aber dann werden wir noch schneller abreisen, als wir gekommen sind.«
Helena war immer noch nicht ganz überzeugt. »Glaubst du wirklich, dass das möglich ist?«
Er sah ihren Augen an, dass sie nicht nur die Rettung Arieles meinte. Deshalb streckte er die Hand aus, nahm ihre und drückte sie sanft. »Glaub mir, mignonne , es ist möglich.«
Ein für alle Mal würde er sie und ihre Schwester aus Fabiens Klauen befreien. Doch er verstand, dass sie sich das nach all den Jahren nicht vorstellen konnte.
Sie wich ein Stückchen zurück, ließ aber ihre Hand in seiner.
Das Schlagen der Uhren im ganzen Haus erschreckte sie alle. Drei Schläge. Drei Uhr. Sebastian regte sich. » Eh bien , es gibt noch viel zu tun, wenn wir morgen früh in Frankreich sein wollen.«
Die beiden Jüngeren spitzten die Ohren. Er schilderte ihnen rasch, präzise, die speziellen Punkte, die sie wissen mussten. Sein Ton war geduldig - doch knapp; aber dieses eine Mal akzeptierte Helena das. Sie hing mit
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