Verheißungsvolle Sehnsucht
stieg. Jace drehte sich zu Ash um. »Soll ich dich zu Hause absetzen, oder wartet dein Fahrer nur auf deinen Anruf?«
Ash zögerte. Er war nicht in der Stimmung, sich während der Fahrt zu unterhalten, und Gabes Fragen hatten sicher Jace’ Neugier geweckt. Doch wenn er das Angebot jetzt ablehnte, würde Jace noch fester davon überzeugt sein, dass ihm irgendetwas zu schaffen machte. Es war vermutlich besser, das Angebot anzunehmen und die Fahrt klaglos über sich ergehen zu lassen.
»Wie geht es Bethany?«, fragte Ash, nachdem sie eingestiegen waren. Er ging davon aus, dass Jace sich nicht weiter in seine Angelegenheiten mischen würde, wenn er ihn dazu brachte, über Bethany zu reden.
Jace’ Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Es geht ihr gut. Sie ist aufgeregt wegen der Schule.«
»Was gibt es Neues von Kingston? Ist er immer noch so ein Blödmann?«
Jack Kingston war Bethanys Pflegebruder. Und er war derjenige, der ziemlich kurz davor gestanden hatte, Bethany umzubringen. Zurzeit machte er eine Entziehungskur. Ash persönlich war der Meinung, dass Jace viel zu sanft mit dem Mann umgesprungen war. Er an seiner Stelle hätte ihn windelweich geprügelt und ihn an die Wand genagelt. Doch Jace hatte im Bemühen, Bethany nicht noch mehr Kummer zu bereiten, als sie sowieso schon hatte, Jack dabei geholfen, vor Gericht einen Deal auszuhandeln: Er ließ sich in eine Entzugsklinik einweisen, und im Gegenzug wurde die Strafe ausgesetzt.
»Wir haben lange nichts von ihm gehört, und das ist mir nur recht«, erwiderte Jace.
Ash sah ihn nachdenklich an. »Ist es denn auch Bethany recht?«
Jace seufzte. »Sie hat gute und schlechte Tage. Wenn es mir gelingt, ihre Gedanken nur um mich und unsere Beziehung kreisen zu lassen, läuft alles gut. Wenn sie Zeit hat nachzudenken, fängt sie an, sich Sorgen zu machen. Sie weiß, dass er Mist gebaut hat, und ist noch nicht darüber hinweg. Ich bezweifle, dass sie das je sein wird. Denn sie liebt ihn immer noch, und allein der Gedanke an das, was er getan hat, macht sie krank.«
»Das ist echt ätzend«, murmelte Ash.
»Ja.«
Sie hielten vor Ashs Apartmenthaus an, und Ash war erleichtert, dass Jace keine Zeit gehabt hatte, ihn mit Fragen zu löchern. Denn das hätte er mit Sicherheit getan, genau wie er selbst, wenn er gespürt hätte, dass bei Jace irgendetwas nicht stimmte. Aber nur, weil er wusste, dass er das Gleiche getan hätte, würde er sich nicht freiwillig von Jace ausfragen lassen. Was ihn zu einem waschechten Heuchler machte?
»Dann sehen wir uns morgen, oder?«, fragte Jace, als Ash aus dem Wagen aussteigen wollte.
»Klar, das lasse ich mir nicht entgehen. Führst du Mia zum Altar?«
Jace’ Miene wurde weich. »Ja.«
»Hätten wir das nicht eigentlich proben müssen oder so?«, fragte Ash. Seine Erfahrung mit Hochzeiten beschränkte sich zugegebenermaßen auf Gabes erste Eheschließung, aber bei einer so großen Feier, wie Mia und Gabe sie planten, war eine Probe doch bestimmt üblich.
Jace lachte. »Klar doch. Gestern Abend. Aber du hast dich ja nicht blicken lassen. Nicht dass du irgendwie groß was tun musst, du sollst ja nur neben Gabe stehen. Aber Mia wird dich richtig herunterputzen, weil du dich gedrückt hast. Ich hab dir Deckung gegeben und ihr erzählt, dass du unheimlich viel zu tun hättest und im Büro geblieben wärest, damit Gabe zur Probe kann. Das hat sie ein bisschen beruhigt.«
»Himmel«, stöhnte Ash. »Ich komme mir vor wie ein Idiot. Ich schwöre dir, ich habe es völlig vergessen! Ich hätte sogar vergessen, dass die Hochzeit schon morgen ist, wenn ich Gabe nicht vorhin im Büro gesehen hätte.«
»Du warst in letzter Zeit wenig da«, meinte Jace, und in seiner Stimme schwang Neugier mit. »Ist bei dir alles in Ordnung? In der Firma läuft es im Moment meines Wissens ja nicht schlecht, es sei denn, du verschweigst mir da was. Aber eigentlich ist doch alles ziemlich ruhig, seit Gabe sich so bemüht hat, vor seinen Flitterwochen noch alles zu erledigen.«
»Ich war einfach ein bisschen beschäftigt. Keine große Sache.«
Jace beugte sich vor, ehe Ash die Tür schließen konnte. »Hör mal … ich weiß, dass es früher … anders war. Vor Bethany und mir. Das ist mir klar. Aber ich will nicht, dass sich etwas ändert. Du gehörst zur Familie.«
»Die Dinge haben sich nun einmal geändert«, sagte Ash leise. »Da kann man nichts machen. Ich komm damit klar. Sieh keine Probleme, wo keine sind, Jace. Sei glücklich und mach
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