Verheißungsvolle Sehnsucht
hatte.
Er war nicht der Typ Mann, mit dem er seine Schwester – oder irgendeine andere Frau – verheiratet sehen wollte. Aber Brittany hatte sich widerstandslos den Wünschen ihrer Mutter gefügt, obwohl Ash sie gewarnt hatte, dass Robert nicht der Mann war, der zu sein er vorgab.
Zumindest hatte sie den Mut gehabt, aus der Ehe auszubrechen. Das hatte ihn überrascht.
»Was ist los?«, fragte Ash ruhig.
Er bedeutete ihr, sich in den Sessel zu setzen, der vor seinem Tisch stand. Sie ließ sich darauf nieder, hockte aber nur vorsichtig auf der Kante.
»Ich brauche deine Hilfe«, hauchte sie.
Er sah sie fragend an. »Was ist passiert? Hast du dich mit unserer herzallerliebsten Mutter gestritten?«
Zorn flammte in Brittanys Augen auf, als sie Ashs Blick erwiderte.
»Lass das bitte, Ash. Ich weiß, dass ich deinen Spott und Hohn verdient habe. Ich habe vieles verdient. Aber ich will da raus. Und ich brauche deine Hilfe, um das zu schaffen. Ich schäme mich, dass ich zu dir kommen und um Hilfe bitten muss, aber ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen soll oder an wen ich mich wenden könnte. Wenn ich zu Großvater gehe, würde er es Mom sofort erzählen und mir wahrscheinlich ohnehin nicht helfen. Du bist sein Liebling. Uns andere kann er nicht ausstehen.«
Ihre Ernsthaftigkeit – und Dringlichkeit – überraschten ihn. Er beugte sich vor und sah sie an.
»Du willst raus. Was heißt das genau, Brittany?«
»Ich will weg von ihnen«, erklärte sie mit zittriger Stimme. »Von allen.«
»Was zum Teufel haben sie dir getan?«, wollte Ash wissen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich meine … nicht mehr als sonst auch. Du weißt, wie sie sind, Ash. Ich habe dich immer so sehr beneidet. Du hast ihnen gesagt, dass sie dir egal sind, und bist deinen Weg gegangen. Ich dagegen habe nur einen Mann geheiratet, den meine Mutter für mich ausgesucht hat, und habe versucht, das Beste daraus zu machen. Ich habe kläglich versagt. Bei der Scheidung bin ich vollkommen leer ausgegangen, aber das hat mich nicht gestört. Ich wollte nur weg. Aber ohne die Unterstützung von Mom und Dad habe ich nichts. Und ihre Hilfe ist an Bedingungen geknüpft. Ich bin dreißig Jahre alt, aber was habe ich vorzuweisen? Kein Leben, kein Geld. Nichts.«
Die Trostlosigkeit, die in ihrer Stimme mitschwang, traf Ash tief. Er wusste genau, was sie meinte. Er hätte leicht in der gleichen Situation stecken können, so wie auch seine Brüder. Brittanys dunkler Blick und der vollkommen mutlose Ausdruck in ihrem Gesicht gefielen ihm nicht. Sie war zweifelsohne ein Biest gewesen, das ihre Mutter nachahmte, aber selbst das hätte er dem geprügelten Wesen vorgezogen, das jetzt vor ihm saß.
»Was hast du vor?«, fragte er ruhig.
»Ist es nicht erbärmlich, dass ich das nicht weiß? Ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll. Ich bin zu dir gekommen, weil ich sonst niemanden kenne. Meine Freunde sind keine Freunde, wenn es hart auf hart kommt. Sie sind nur zu gern bereit, mir zu helfen, wenn alles gut ist, aber echte Hilfe kann ich nicht von ihnen erwarten.«
»Ich werde dir helfen«, erklärte er ruhig. »Jace besitzt eine Wohnung, in der Mia mal gewohnt hat; zuletzt wurde sie von seiner Verlobten genutzt, aber im Moment steht sie leer. Ich kann sie ihm wahrscheinlich abkaufen oder sie zumindest nutzen, bis wir dich irgendwo anders untergebracht haben.« Sie starrte ihn mit großen Augen an.
»Hast du einen Job?«, fragte er.
Sie errötete und senkte den Blick.
»Ich kritisiere dich nicht, Brittany«, sagte er sanft. »Ich frage nur, um herauszufinden, wo du Hilfe brauchst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe einfach nur mit Mom und Dad zusammengelebt. Ich habe ja nichts dagegen zu arbeiten, aber was kann ich denn schon?«
»Du kannst vieles«, sagte Ash. »Du bist intelligent. Du hast einen Abschluss. Du hast nur Angst, dich ins wahre Leben zu stürzen.«
Sie nickte langsam.
»Ich kann dir eine Stelle in einem der Hotels besorgen. Aber eines musst du wissen, Brittany: Das ist dann ein richtiger Job mit richtiger Verantwortung. Ich kann dafür sorgen, dass man dich einstellt, aber wenn du den Job nicht gut machst, wirst du ihn wieder verlieren. Verstanden?«
»Ja, ich habe verstanden. Danke, Ash. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir – ich – war widerlich zu dir.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah Ash ernst an. »Sie hassen dich, weil sie dich nicht lenken können. Und ich habe mich von ihnen
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