Verheißungsvolle Sehnsucht
Schmerzen, qualvolle Schmerzen, die durch ihren Körper zuckten, als sie auf sie einprügelten. Blut strömte aus ihrer Nase, sie konnte es in ihrem Mund schmecken. Sie konnte es sogar riechen. Es tat weh, zu weh. Sie konnte nicht einmal mehr schreien.
Sie würde sterben. Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, und seltsamerweise kämpfte sie nicht dagegen an, beinhaltete er doch eine Flucht vor den schrecklichen Qualen, die sie gerade durchlebte.
Dann war es plötzlich still. Eine Hand packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf schmerzhaft zurück. Ein Mann beugte sich über sie, seine Nase war nur Zentimeter von ihrer entfernt.
»Sie sagen ihnen, dass nichts, was ihnen lieb und teuer ist, vor mir sicher ist. Ich bin hinter ihnen her. Sie werden den Tag bereuen, an dem sie sich mit mir angelegt haben. Sie haben mich ruiniert. Und bei Gott, ich werde sie auch vernichten … und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Er schob ihr etwas in die Hand und ließ ihren Kopf wieder auf den Boden fallen. Eine Woge des Schmerzes fuhr durch ihren Rücken. Sie hörte Schritte, dann wurde eine Tür geöffnet. Und geschlossen.
Ein leises Wimmern rollte über ihre steifen, geschwollenen Lippen. Ash. Sie musste zu ihrem Handy und ihn anrufen. Sie musste ihn warnen. Er würde zu ihr kommen. Alles würde wieder in Ordnung sein, wenn sie nur an ihr Handy kam.
Sie versuchte, sich hochzustemmen, und schrie vor Schmerz auf, als sie ihre rechte Hand belastete. Sie starrte sie an, konnte aber nur verschwommen sehen. Ihr eines Auge war fast zugeschwollen.
Sie stemmte sich mithilfe des Ellbogens hoch und kroch zum Couchtisch, auf dem sie ihr Handy liegen gelassen hatte. Sie streckte die Hand danach aus, schubste es auf den Boden und hoffte, dass es dabei nicht zerbrochen war.
Mit der linken Hand versuchte sie unbeholfen, die richtige Taste zum Aufrufen der Telefonliste zu finden. Dann kam ihr eine Idee, und sie drückte auf die Taste für angenommene Anrufe, dort stand er ganz oben in der Liste. Sie markierte seinen Namen und wartete sehnsüchtig darauf, dass er das Gespräch annahm.
31
Ash saß in einem Meeting mit Gabe und den Führungskräften, in Gedanken aber war er überall, nur nicht in diesem Raum. Er war noch total verkatert, nachdem er sich gestern Abend sinnlos betrunken hatte. Gabe und Jace hatten ihn in ein Auto verfrachtet, nach Hause gefahren und in sein Bett geschleift. Heute Morgen war er aufgewacht und hatte das Gefühl gehabt, von einem Laster überrollt worden zu sein, doch der Kopfschmerz war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den er angesichts des Verlusts von Josie empfand.
Nein, er hatte sie nicht verloren. Noch nicht. Er würde es nicht so weit kommen lassen. Sie war wütend – zu Recht –, und er hatte ihr eine Nacht zugestanden. Zeit, die sie getrennt voneinander verbrachten und in der sie, sobald sie ihren anfänglichen Ärger überwunden hatte, hoffentlich einsah, dass ihr Problem eines war, an dem sie arbeiten konnten. Er hatte ihr jedenfalls so viel Zeit gegeben, wie er zu geben bereit war. Er würde sofort nach dem Ende dieses blöden Meetings von hier verschwunden. Er würde zu Josies Wohnung fahren und vor ihr auf die Knie gehen, falls das nötig sein würde, solange es nur dazu führte, dass sie wieder mit nach Hause kam. In ihre gemeinsame Wohnung. In seine Arme und in sein Bett. Und dann würde er sie nie wieder gehen lassen.
Sein Handy vibrierte, und sein Herz pochte lauter, als er Josies Namen im Display las. Er stand abrupt auf und verließ ohne ein Wort das Meeting, das Handy schon am Ohr.
»Josie? Süße?«, rief er, noch bevor sie auch nur einen Ton sagen konnte.
Auf der anderen Seite blieb es lange Zeit still, und zuerst dachte er, sie hätte aufgelegt. Doch dann hörte er es. Der Laut ließ ihm das Blut gefrieren. Ein leises Wimmern. Ein
Schmerzenslaut
. Sein Herz setzte einen Schlag aus.
»Josie, rede mit mir«, befahl er. »Was ist los? Wo bist du?«
»Ash …«
Sein Name war kaum mehr als ein Flüstern, und es war deutlich zu hören, dass sie große Schmerzen hatte.
»Ich bin hier, Süße. Sag mir, was passiert ist. Wo bist du?«
»Brauche dich«, flüsterte sie. »Es tut weh. Schlimm.«
Die Panik ließ ihn erstarren. Er konnte nicht denken, konnte nicht handeln, nahm nur ihre gequälte Stimme wahr.
»Wo bist du?«, fragte er wieder.
»Wohnung.«
»Ich bin unterwegs, Süße, halte durch! Ich bin gleich bei dir.«
Er drehte sich im Flur um, kam aber nicht weiter
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