Verheißungsvolle Sehnsucht
sagte er leise.
»H-hallo«, stammelte sie.
»Ich glaube, ich habe etwas, das Ihnen gehört.«
Er hielt ihr eine geöffnete Schachtel hin. Kaum hatte sie einen Blick hineingeworfen, stockte ihr der Atem.
Sie hob den Kopf und sah ihn verwirrt an.
»Woher haben Sie den Schmuck? Ich verstehe das nicht. Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen? Woher wussten Sie davon?«
Er lächelte, doch sein Blick blieb kalt. In den grünen Augen war noch nicht einmal der Anflug eines Lächelns zu erkennen.
»Ich habe ihn gekauft, nachdem Sie ihn beim Pfandleiher versetzt hatten. Da Sie gerade dort herausgekommen sind, nehme ich an, dass Sie ihn zurückhaben wollen.«
»Ja, natürlich will ich ihn zurück. Aber das beantwortet die Frage nicht, wie Sie dazu gekommen sind?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Das habe ich doch gerade gesagt. Ich habe ihn gekauft, nachdem Sie ihn versetzt hatten.«
Ungeduldig schüttelte sie den Kopf, und in dem Moment fiel sein Blick auf ihren Hals. Ihren bloßen Hals. Seine Augen begannen sofort interessiert zu glitzern. Automatisch hob sie eine Hand an die Stelle, wo einmal das Halsband gelegen hatte.
Er würde bemerken, dass sie es eine Weile getragen hatte. Wo früher das Halsband gewesen war, war jetzt ein hellerer Streifen Haut zu sehen.
»Das erklärt nicht, woher Sie es überhaupt wussten«, sagte sie heiser.
»Spielt das denn eine Rolle?«, fragte er sanft.
»Ja, das tut es! Haben Sie mich verfolgt?«
»Ich selbst? Nein.«
»Soll ich mich jetzt etwa besser fühlen, weil mich jemand anderes in Ihrem Auftrag verfolgt hat?«, fragte sie. »Das ist einfach … unheimlich!«
»Wollen Sie den Schmuck wiederhaben?«, fragte er schroff.
»Natürlich will ich das«, sagte sie ärgerlich. »Wie viel wollen Sie dafür haben?«
»Ich will kein Geld.«
Sie trat einen Schritt zurück und sah sich vorsichtig um. Sie befanden sich auf einer belebten Straße, überall um sie herum waren Leute. Aber das war wohl kaum von Bedeutung, wenn er ein geistesgestörter Irrer war, der ihr etwas antun wollte.
»Was wollen Sie dann?«
»Ein Essen. Heute Abend. Ich werde den Schmuck mitbringen, und dann können Sie ihn haben. Dafür will ich nicht mehr, als dass Sie mir heute Abend Gesellschaft leisten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall. Ich kenne Sie doch überhaupt nicht. Ich weiß nichts über Sie.«
Er lächelte geduldig. »Deswegen will ich ja, dass wir zusammen zu Abend essen. Damit Sie mich besser kennenlernen. Und ich Sie dann auch besser kennenlernen kann.«
»Sie wissen anscheinend ziemlich viel über mich«, fuhr sie ihn an. »Unter anderem, wo man mich findet, wo ich war und was ich gemacht habe.«
»Warum tragen Sie das Halsband nicht mehr?«, fragte er, während sein Blick erneut über ihren Hals glitt. Seine Frage löste ein seltsames Gefühl der Verletzlichkeit in ihr aus. Als stünde sie völlig unbekleidet vor ihm. Deshalb legte sie ihre Hand flach auf ihren Hals, als wolle sie ihre nackte Haut vor seinem Blick verbergen.
»Ich glaube nicht, dass diese Angelegenheit Sie etwas angeht«, meinte sie leise.
»Ich habe vor, sie zu meiner Angelegenheit zu machen.« Sie riss die Augen auf. »Glauben Sie ernsthaft, dass ich mich bereit erkläre, mit Ihnen essen zu gehen? Sie haben mich verfolgt, oder besser gesagt, mich verfolgen lassen. Sie stellen mir intime Fragen und versuchen im Grunde, mich mit dem Schmuck meiner Mutter zu erpressen.«
»Dann hat er also Ihrer Mutter gehört«, entgegnete er leise. »Er muss Ihnen sehr wichtig sein.«
Schmerz stieg in ihr auf, und sie musste tief Luft holen, um Haltung zu bewahren.
»Ja, ja, das ist er«, sagte sie leise. »Es war schrecklich für mich, ihn verkaufen zu müssen. Wenn ich doch nur einen Tag länger damit gewartet hätte. Ich muss ihn zurückhaben. Er ist das Einzige, was mir von ihr geblieben ist. Sagen Sie mir, was Sie dafür bezahlt haben, dann gebe ich Ihnen das Geld. Bitte.«
»Ich will Ihr Geld nicht, Josie. Ich will etwas von Ihrer Zeit. Heute zum Abendessen. An einem öffentlichen Ort. Ohne weitere Bedingungen. Ich bringe den Schmuck mit. Sie brauchen nur zu kommen.«
»Und hinterher? Lassen Sie mich dann in Ruhe?«
»Das kann ich nicht versprechen«, erklärte er sanft. »Wenn ich etwas will, lasse ich nicht locker. Hätte ich jedes Mal aufgegeben, sobald sich Schwierigkeiten ergaben, wäre ich ja wohl kaum so erfolgreich geworden, oder?«
»Sie kennen mich doch gar nicht«, erwiderte sie fast schon
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