Verheißungsvolle Sehnsucht
»Nein. Ich treffe Sie im Restaurant. Sagen Sie mir nur, wo und zu welcher Uhrzeit.«
Er lachte leise. »Sie sind ganz schön kompliziert. Na gut, ich will mal nicht so sein. Aber ich warne Sie: Das wird vermutlich das letzte Mal sein, dass Sie meine Nachgiebigkeit erleben.«
Sie sah ihn aus schmalen Augen an. »Sie bieten mir nicht gerade einen guten Grund, mit Ihnen essen zu gehen.« Er lächelte. »Ich marschiere nur direkt auf mein Ziel zu, Josie.«
»Zeit? Ort?«, hakte sie nach.
»Halb acht«, antwortete er ruhig. »Im
Bentley Hotel
. Wir treffen uns in der Lobby.«
»Und Sie bringen den Schmuck mit?«
Er senkte den Blick auf die Schachtel in seiner Hand und schaute dann wieder zu ihr auf, wobei seine Augen vor Erheiterung funkelten. »Wäre ich nicht so sicher, dass Sie mich heute Abend versetzen, würde ich Ihnen den Schmuck ja geben. Ich habe kein Interesse daran, etwas zu behalten, das Ihnen offensichtlich so viel bedeutet. Aber wenn der Schmuck mir ein Abendessen mit Ihnen verschafft, behalte ich ihn vorsichtshalber noch. Und ja, ich werde ihn mitbringen. Ich halte meine Versprechen, Josie. Wenn Sie mit mir zu Abend essen, bekommen Sie den Schmuck. Egal, was passiert.«
Erleichtert atmete sie aus. »Na gut. Dann sehen wir uns um halb acht.«
Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren, und ließ seine Finger sanft über ihre Haut streichen. »Ich freue mich darauf. Wir haben viel zu besprechen.« Mit seinen letzten Worten ließ er seine Hand nach unten bis zu ihrer Halsbeuge gleiten, wo zuvor das Halsband gelegen hatte. Seine Worte waren nicht misszuverstehen. Er wollte wissen, ob sie gebunden war, was mit dem Halsband passiert war und warum sie es nicht mehr trug. Sie seufzte, wandte sich um und ging. Wie in aller Welt sollte sie ihm erklären, dass
er
passiert war?
6
Ash stand in der Lobby des
Bentley Hotels
, das wie so viele andere HCM gehörte, und schaute auf die Uhr. Er atmete verärgert aus, während sein Blick wieder zum Eingang glitt.
Sie kam zu spät.
Oder vielleicht gar nicht.
Er hätte sein gesamtes Geld darauf verwettet, dass sie auftauchen würde. Der Schmuck ihrer Mutter bedeutete ihr offensichtlich sehr viel, und obwohl er sie wie ein Mistkerl damit erpresst hatte, bedauerte er sein Verhalten nicht wirklich. Nicht wenn er dadurch das bekam, was er wollte.
Ein paar Stunden in Josies Gesellschaft.
Ihm schwirrten unendlich viele Fragen im Kopf herum. Er wollte wissen, warum sie das Halsband nicht mehr trug. Er wollte wissen, ob der Kerl, der es ihr gegeben hatte, jetzt aus dem Spiel war. Es würde zwar nichts an seinen Plänen ändern, wenn sie dem Typen nicht den Laufpass gegeben hatte, aber alles wäre verdammt viel einfacher, wenn sie ungebunden war.
Um Viertel vor acht streckte Ash seine Glieder. Ihm dämmerte allmählich, dass sie nicht kommen würde. Die Enttäuschung durchspülte ihn wie eine Welle, es war ein Gefühl, das ihm nicht sonderlich vertraut war. Aber wenn sie glaubte, er würde sich abschrecken lassen, nur weil sie ihn versetzte, dann lag sie falsch. Im Gegenteil, es bestärkte ihn noch in seiner Entschlossenheit.
Er wollte schon nach seinem Handy greifen, um seinen Fahrer anzurufen, als Josie durch den Haupteingang des Hotels stürzte. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Haar zerzaust, als hätte sie sich beeilt und der Wind die langen Strähnen völlig durcheinandergebracht. Ihr Blick fiel auf ihn, und sie blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen. Während sie einander tief in die Augen schauten, merkte er, dass er sich in Bewegung setzte, obwohl er normalerweise nicht derjenige war, der den ersten Schritt tat. Die Leute kamen sonst immer auf ihn zu, nicht umgekehrt. Doch jetzt wollte er schnell zu ihr hin, ehe sie es sich vielleicht anders überlegte und durch die Tür das Weite suchte.
»Josie«, begrüßte er sie mit ruhiger Stimme.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, erwiderte sie atemlos. »Ich habe gemalt und war dabei so vertieft, dass ich die Zeit völlig aus den Augen verloren habe.«
Er musterte die riesige Tasche, die über ihre Schulter hing, und die Farbflecken an ihren Fingern. Dann betrachtete er sie eingehend und prägte sich jedes Detail bis hin zu ihren Zehenspitzen ein.
»Ist schon in Ordnung. Man wird unseren Tisch nicht anderweitig vergeben«, sagte er. »Möchten Sie gern gleich essen oder erst einen Drink zu sich nehmen?«
Sie verzog das Gesicht. »Ich trinke nicht besonders viel. Ich meine, ich hab nichts
Weitere Kostenlose Bücher