Verheißungsvolle Sehnsucht
widersprach sie. »Ich
brauchte
das Geld. Ich konnte nicht warten. Aber jetzt hat sich die Situation geändert. Ich habe das Geld, und ich muss den Schmuck meiner Mutter zurückbekommen! Es ist das Einzige, was sie mir hinterlassen hat. Er gehörte meiner Großmutter. Gütiger Himmel, ich kann einfach nicht fassen, dass Sie ihn so schnell verkauft haben.«
Der Mann bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick, sagte jedoch nichts. Vielleicht glaubte er, es mit einer Verrückten zu tun zu haben, das hätte Josie nicht gewundert.
»Können Sie mir Informationen zu der Person geben, an die Sie den Schmuck verkauft haben?«, fragte Josie noch einmal verzweifelt.
»Ihnen ist sicher bekannt, dass ich das nicht kann«, erwiderte der Mann.
Aufgeregt fuhr sie sich mit einer Hand übers Gesicht. Wenn sie damals doch nur einen Tag länger mit ihrem Gang zum Pfandleihhaus gewartet hätte! Aber wie hätte sie ahnen können, dass jemand in die Kunstgalerie spazieren und sich in ihre Arbeiten verlieben würde … in alle ihre Arbeiten … um dem Händler dann mehr zu bezahlen, als er dafür verlangt hatte? Das war doch einfach verrückt. Natürlich war sie außerordentlich glücklich darüber. Aber hätte sie nur einen Tag länger gewartet, wäre sie nicht zum Pfandleihhaus gegangen … wo sie nun schon wieder händeringend stand, um den Schmuck zurückzubekommen.
»Würden Sie sich dann wenigstens mit dem Käufer in Verbindung setzen und ihm meine Telefonnummer geben? Sie können ihn doch bitten, mich anzurufen. Sagen Sie ihm, dass ich ihm das Doppelte von dem gebe, was er dafür bezahlt hat. Ich muss den Schmuck einfach wiederhaben.«
Seufzend schob er ihr einen Zettel und einen Stift über den Verkaufstisch. »Ich kann nichts versprechen, aber schreiben Sie trotzdem alles auf, ich werde es weiterleiten. So etwas mache ich normalerweise nicht. Sobald etwas verkauft ist, habe ich nichts mehr damit zu tun. Genau wie Sie alle Ansprüche abgetreten haben, als Sie mir den Schmuck verkauft haben.«
»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Josie, während sie schnell ihren Namen und ihre Telefonnummer auf dem Zettel notierte. »Ich behaupte ja nicht, dass es Ihre Schuld ist oder dass Sie irgendetwas falsch gemacht haben. Ich werfe mir selbst vor, so überstürzt gehandelt zu haben. Aber ich fände es wirklich schön, wenn Sie diesen Menschen anrufen und ihm mitteilen könnten, dass ich den Schmuck unbedingt wiederhaben möchte.«
Er zuckte die Achseln, als sie ihm den Zettel zurückschob. »Ich werde tun, was ich kann.«
»Danke«, flüsterte sie.
Betrübt drehte sie sich um und verließ das Pfandleihhaus. Eigentlich hätte sie beschwingt sein müssen, schließlich waren ihre Bilder verkauft worden – alle! Und Mr Downing hatte sie gebeten, ihm noch mehr Arbeiten zu bringen, egal was. Er hatte einen Kunden, zu dem er keine näheren Angaben machen wollte, der an allem interessiert war, was sie malte. Was ihren Tag trübte, war die Tatsache, dass der Schmuck ihrer Mutter weg war. Sie hatte keine Ahnung, wer ihn gekauft hatte und ob sie ihn jemals zurückbekommen würde. Sie war so glücklich gewesen, als Mr Downing ihr den Scheck übergeben hatte. Die Summe war viel größer gewesen, als sie sich erhofft hatte. Sie reichte, um davon die Miete für die nächsten Monate und Lebensmittel zu bezahlen. Sie hatte mit anderen Worten ausreichend Zeit, weitere Arbeiten für die Galerie anzufertigen. Wichtiger aber war, dass die Summe hoch genug war, um auch den Schmuck zurückzukaufen, selbst wenn sie wusste, dass sie das mehr kosten würde, als sie dafür bekommen hatte. Sie hatte den Scheck bei ihrer Bank eingereicht und war sofort zum Pfandleihhaus gegangen. Auf dem Weg hatte sie sich geschworen, sich nie wieder von dem Schmuck zu trennen, wie prekär ihre Situation auch sein mochte.
Doch jetzt war er fort, und mit ihm das letzte Band, das sie mit ihrer Mutter verbunden hatte.
Sie trat aus dem Gebäude auf die belebte Straße und wusste nicht, welchen Weg sie einschlagen sollte. Als sie sich nach rechts wandte, stand sie plötzlich einem vertrauten Gesicht gegenüber. Sie blinzelte, bevor sie den Blick des Mannes erwiderte, den sie vor ein paar Tagen im Park kennengelernt hatte. Er stand einfach da und wirkte kein bisschen überrascht. Tatsächlich machte er den Eindruck, auf sie gewartet zu haben. Der Gedanke war natürlich verrückt, aber der Mann schien ihr kein bisschen erstaunt ob des unerwarteten Treffens zu sein.
»Josie«,
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